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0657 - Der letzte Henker

0657 - Der letzte Henker

Titel: 0657 - Der letzte Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Zwillingsschwester.
    Nur ein paar Minuten später waren sie mit dem Pajero unterwegs nach Sweetwater.
    ***
    Vergangenheit
    Als der Morgen graute, wurde die Tür unseres Gefängnisses erneut geöffnet. Diesmal waren der Russe und ich vorbereitet.
    Wir hatten einen Plan abgesprochen, wie wir vorgehen wollten.
    Trotzdem überraschten sie uns. Als wir aufsprangen, um uns auf die Männer zu werfen, die an der Tür standen - vor allem auf den elegant Gekleideten -, stießen wir ins Leere. Der die Tür öffnete, mußte sofort zurückgehüpft sein. Auf jeden Fall standen die Gegner, mit denen wir es zu tun hatten, in geraumer Entfernung.
    Wieder hatten sie Musketen auf uns gerichtet. Einer besaß sogar eine Flinte mit ziemlich langem Lauf. Unhandlich für den Nahkampf, aber mit dem Ding konnte er auf große Entfernung eine Menge Schaden anrichten. Durch den langen Lauf flog die Kugel einige hundert Meter sehr zielsicher.
    Rasch sah ich mich im Freien um, vor allem zum Turm hinauf, ob da noch jemand eine solche Flinte besaß. Damit konnte man uns hier unten ein Auge ausschießen.
    Der Elegante fehlte. Dafür wimmelte es von Calusa-Indianern. Der ganze Platz vor unserem Kerker schien von Rothäuten regelrecht überschwemmt zu sein.
    »Was ist mit Frans Krohn?« fragte ich. »Was, beim Bocksfuß des Gehörnten, habt Ihr mit ihm angestellt?«
    »Wenn Ihr Euren Gefährten meint«, sagte einer der Spanier, »der lebt nicht mehr. Wollt Ihr ihn sehen?« Er trat zur Seite.
    Auch ein paar der Indianer wichen aus und gaben den Blick frei auf einen Pfahl, dessen Spitze vom abgeschlagenen Kopf eines Menschen gekrönt wurde. Aus toten Augen in einem angstverzerrten Gesicht starrte uns Frans Krohn an.
    »Warum habt Ihr das getan, Ihr verdammten Hunde?« Ich ballte die Fäuste. Wenn nicht die drohenden Feuerwaffen auf uns gerichtet gewesen wären, ich wäre diesem Kerl an den Hals gegangen, der so gleichgültig von dem Ermordeten gesprochen hatte.
    »Das wird Euch Don Manfredo Accosto erklären«, sagte der Mann. »Kommt mit. Aber bildet Euch nicht ein, Ihr könntet Eurer überflüssigen Wut freien Lauf lassen. Man fackelt hier nicht lange.«
    Das hatten wir gestern abend erlebt.
    »Wer ist dieser Accosto?« fragte Igor.
    »Ihr werdet ihn beizeiten kennenlernen. Vorwärts, bewegt Eure Knochen. Wir haben nicht bis zum Mittag Zeit.«
    Er wies mir die Richtung. Als Igor folgen wollte, wurde er zurückgestoßen in den Kerker und die Tür sorgfältig wieder verriegelt.
    »Was soll das?« fuhr ich die Männer an.
    »Don Manfredo will Euch sehen, nicht ihn«, erklärte der Sprecher der Gruppe. »Nun macht endlich voran!«
    Im Moment blieb mir nicht viel anderes übrig, als dieser Anweisung zu folgen. Die Alternative wagte ich mir nicht auszumalen. Krohn war geköpft worden. Ich war nicht sicher, ob ich selbst eine solche Hinrichtung überstehen würde. Es war etwas ähnlich Endgültiges wie das Verbrennen. Ich wollte es lieber nicht ausprobieren. Abgesehen davon, daß auch bei anderen Todesarten der Weg nach Avalen stets sehr schmerzhaft war.
    Die anderen ahnten nicht einmal etwas davon. Wenn sie gewußt hätten, daß ich in Wirklichkeit schon gute 185 Sommer zählte… nein, sie durften nichts davon erfahren. Und es würde uns auch nicht weiterhelfen, nur den Neid schüren. Oder den Gedanken an Hexerei und Teufelswerk. Im besten Fall lachten sie mich nur aus, glaubten mir nicht und schimpften mich einen Verrückten.
    Es gab noch einen Grund, erst einmal abzuwarten. Ich trug die Verantwortung für mein Fähnlein von Männern. Ich hatte sie angeworben und hierher in diese Wildnis geführt. Drei waren schon tot, eben gestern Frans Krohn, unser Pulverkopf. Ich mußte das Leben und die Unversehrtheit der anderen schützen, die sich mir anvertraut hatten. Mochten sie auch gewußt haben, daß vielleicht der Tod ihrer harrte - dennoch oblag es mir als ihrem Anführer, für Sicherheit zu sorgen.
    Wieder fragte ich mich, was Freeman und die anderen jetzt machten. Warteten sie auf eine Chance, uns herauszuholen?
    Während wir zu einem der anderen Gebäude hinübergingen, sah ich mich weiter um. Ich schlug nach Insekten; die schützende Wirkung der Lavendelblüten war längst verflogen. Die nackten Wilden schienen dahingehend keine Probleme zu haben; allerdings stanken sie auch gewaltig. Sie mußten sich mit einer übelriechenden Substanz eingerieben haben. Wäre ich ein blutsaugendes Insekt, ich würde diesem Gestank auch ausweichen.
    Ich sah Männer und

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