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0659 - Die indische Rache

0659 - Die indische Rache

Titel: 0659 - Die indische Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wie ein alter Holzstamm oder rissige Rinde. Und in dem oberen Drittel zwei gefährlich blickende Augen, deren Farbe zwischen einem satten Grün und einem hellen Türkis schimmerte.
    Hinzu kam das Maul, die Zähne - und der Biß!
    ***
    Helen Dexter schrie, als sie von mir den heftigen Stoß bekam, der sie aus dem unmittelbaren Gefahrenbereich wegkatapultierte. Leider schaffte es die Wand nicht mehr, sie aufzuhalten. Helen tat genau einen Schritt zuviel und den noch rückwärts. Sie trat auf eine Stufenkante und kippte plötzlich nach hinten.
    Wie eine Puppe tanzte sie rücklings an der Flurwand entlang. Um sie konnte ich mich nicht kümmern, zwar hörte ich noch den Aufprall, dann mußte ich mich um die Maske kümmern.
    Ich hatte den Kopf zur Seite gedreht. Das Maul klappte zu, wobei es mich nicht erwischte; nur einige Haare blieben zwischen dem gewaltigen Gebiß kleben.
    Dann schlug ich zu. Bevor noch dieser Qualm aus dem Maul dringen konnte, erwischte ich sie mit der linken Faust. Ich hatte mit einem harten Widerstand gerechnet, ähnlich wie Holz, aber die Masse war ziemlich weich, vergleichbar mit Leder, das jemand zusammengedrückt hatte. Die Maske bekam einen harten Stoß, klatschte gegen die Wand, was für mich beileibe kein Grund zum Jubeln war, denn sie startete ihren zweiten Angriff. Und diesmal drang der Qualm aus dem Maul.
    Ich tat zwei Dinge zugleich.
    Zum einen holte ich das Kreuz hervor, zum anderen verließ ich mich auf die Beretta.
    Die geweihte Silberkugel jagte in die Rauchwolke hinein, klatschte auch in die Masse, aber sie zerstörte das verdammte Ding nicht, denn mit einer tänzerisch anmutenden Bewegung zuckte sie hoch und der Decke entgegen.
    Wieder schoß ich.
    Die Kugel wühlte sich schräg in die Stirn. Funken sprühten durch das Haus. Aus dem offenen Maul drang ein fauchender Schrei der Wut oder des Zorns, dann wirbelte die Maske auf der Stelle herum und war einen Moment später verschwunden.
    Ein paar Rauchwolken zuckten noch wie letzte Nebelfetzen durch die Luft, dann lösten auch sie sich auf.
    Nichts mehr war zu sehen. Mir kam es vor, als hätte es die Maske überhaupt nicht gegeben.
    Meine Knie zitterten noch immer. Ich konnte mir dazu gratulieren, daß ich diesen Angriff überstanden hatte, lehnte mich allerdings gegen die Wand, um mich auszuruhen.
    Mich erreichte Helens leiser Ruf. Himmel, an sie hatte ich nicht mehr gedacht! Wie ein Häufchen Elend lag sie auf der Treppe, zusammengerollt wie ein Wurm. Der Kopf leicht angehoben, ihr Blick war auf mich gerichtet.
    »Alles okay?« fragte ich.
    »Nur ein paar blaue Flecken, glaube ich.«
    »Gut, dann können wir ja weitergehen.« Bei den folgenden Schritten hielt ich mich am Geländer fest. Ich schaute zu, wie Helen aufstand. Ihr Koffer war die Stufen hinuntergerutscht und lag auf dem nächsten Podest. Beide wußten wir, daß es auch hätte ins Auge gehen können, was mir Helen auch sagte, wobei sie durch ihr Haar strich.
    »Ja, wir haben Glück gehabt.«
    »Und Sie haben geschossen, nicht?«
    »Sicher, auch getroffen.«
    »Aber die Maske ist nicht zerstört worden?«
    »Leider.«
    Erst jetzt bewies das Haus, daß auch Menschen in ihm wohnten. In den verschiedenen Etagen flogen Türen auf. Stimmen erreichten uns, und die Frau, die ich unten schon einmal gesehen hatte, nahm zwei Stufen auf einmal, als sie die Treppe hochkam.
    »Da ist doch geschossen worden!« rief sie schrill.
    Ich hatte die Beretta wieder verschwinden lassen. »Wie kommen Sie darauf, Madam?«
    »Das kenne ich aus dem Fernsehen.«
    »Vielleicht war es dort.«
    Sie drehte sich Helen zu. »Was sagen Sie denn, Miß Dexter?«
    »Der Oberinspektor hat recht. Da hat bestimmt jemand seine Flimmerkiste zu laut gestellt.«
    Das wollte uns die Frau nicht abkaufen. »Ich werde mit den anderen Bewohnern reden. Ja, das werde ich tun.«
    »Bitte, aber lassen Sie uns durch.«
    »Sie… Sie wollen jetzt gehen?«
    »Wir haben es eilig.«
    Die Frau wich zur Seite, damit wir sie passieren konnten. Außerhalb ihrer Hörweite sagte Helen:
    »Es gibt in jedem Haus derartige Personen, die für ihr Leben gern putzen und nur aus Neugierde bestehen. Das hält sie jung.«
    »Da kann ich mir etwas anderes vorstellen.«
    »Ich auch.«
    Der Rest der Strecke glich einem Spießrutenlaufen. Durch die Schüsse waren die Bewohner aus ihrer Ruhe aufgeschreckt worden. Sie standen auf den Schwellen der offenen Türen, schauten uns an und sahen so aus, als wollten sie mit uns reden, doch sie trauten sich

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