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0659 - Die indische Rache

0659 - Die indische Rache

Titel: 0659 - Die indische Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auch noch im Innern für Aufruhr.
    Ich schwitzte stark. Das Blut rann warm und brausend durch meine Adern. Zudem war es warm in der Wohnung, die Luft kam mir stickig vor, deshalb öffnete ich die Wohnungstür.
    Der Hausflur kam mir düster vor. Nun erst fiel mir der Geruch von Bohnerwachs auf. Zu hören war nichts. Selbst die Außengeräusche wurden von den dicken Mauern abgehalten.
    Hinter mir erschien Helen Dexter. Sie lächelte mir knapp zu und hob die Schultern. »Es geht Ihnen noch immer nicht gut, wie?«
    »So ist es.«
    »Wollen Sie nicht lieber zu einem Arzt fahren und sich den Magen auspumpen lassen?«
    »Darauf kann ich verzichten.« Ich machte ihr Platz, damit sie die Wohnung verlassen konnte. Aus der Manteltasche holte sie den Schlüssel und schloß ab.
    »Soll ich Sie stützen, wenn wir die Treppe hinabgehen?« erkundigte sie sich besorgt.
    »Danke, aber dafür ist wohl das Geländer da.« Ich legte meine rechte Handfläche auf den Lauf und nahm vorsichtig die erste Stufe. Im Prinzip lachte ich über mich selbst, doch wenn die Knie weich sind, dann geht man eben vorsichtig.
    »Das ist komisch«, sagte Helen Dexter. »Eine derartige Ruhe habe ich selten erlebt.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Hier im Hausflur. So still, unnatürlich still, wissen Sie.« Sie hob die Schultern. »Möglicherweise bilde ich mir das auch ein. Ich sehe schon Gespenster.«
    Auf der Hälfte der ersten Treppe blieb ich stehen und drehte den Kopf. Das Gesicht der Reporterin zeigte einen skeptischen Ausdruck. Nervös zeichnete die Zungenspitze die Konturen ihrer Lippen nach. Es war zwar nichts zu sehen, aber ich dachte an die Maske und deren Verschwinden. So schnell konnte sie auch wieder erscheinen.
    »Können Sie etwas konkreter werden?«
    Helen wischte mit einer Handfläche über den Mantelstoff. »Nein, das kann ich nicht. Ich werde einfach den Eindruck nicht los, daß sich etwas verändert hat. Es ist schwer, dies in Worte zu fassen, doch Sie könnten mir das bestätigen. Sie sind doch ein Mensch, der Erfahrungen hat und sensitiv reagiert.«
    »Ich denke an die Maske.«
    Für einen winzigen Moment erstarrte ihr Gesicht. »Ja, Sie haben recht. Ich habe sie zwar nicht gesehen, kann mir jedoch vorstellen, daß es sie auch gibt.«
    »Sicher.«
    Mein Kreuz hatte ich nicht mehr umgehängt. Es steckte griffbereit in der Tasche. Auch ich war von dieser Atmosphäre beeindruckt. Sie hatte sich verdichtet, mir kam sie klebrig vor, als wäre sie von einer Gefahr erfüllt. Da lauerte etwas auf uns.
    Auf dem Treppenpodest zeichneten sich die Umrisse eines Fensters ab. Es bildete innerhalb der Wand einen viereckigen Ausschnitt. Tageslicht füllte ihn aus.
    Auch dieses Licht gefiel mir nicht. Es war zwar hell, doch meiner Ansicht nach zeigte es einen bläulichen Schimmer, als wäre dort ein Schatten hineingetaucht.
    »Wir müssen weiter, Helen.«
    »Sicher.«
    »Jedenfalls merken Sie jetzt, daß meine Warnungen nicht übertrieben waren. Man will nicht nur Sie, auch ich stehe auf ihrer Liste. Sie müssen davon ausgehen, daß Sira bereits darüber informiert ist, was Sie getan haben.«
    »Davor habe ich Angst. Die kann so plötzlich erscheinen. Man sieht sie nicht. Es gibt keine Vorwarnung, begreifen Sie das! Auf einmal ist sie da.«
    Ich berührte ihre Hand. »Kommen Sie! Es hat keinen Sinn, wenn wir uns gegenseitig hochschaukeln.«
    »Wie Sie meinen.«
    Ich ging wieder vor. Das blanke Geländer schimmerte wie ein dunkler Spiegel. Aus irgendeiner Wohnung drangen Musikklänge. Es hörte sich meilenweit entfernt an.
    Als wir das erste Stockwerk hinter uns gelassen hatten, atmete meine Begleiterin zum erstenmal auf.
    Zuckte jedoch zusammen, als unten die Tür zuknallte.
    »Was war das?«
    »Eine Haustür.«
    »Aber ich höre niemand.«
    Da hatte sie recht. Eigentlich hätte das Geräusch der Schritte uns erreichen müssen. Das jedoch war nicht der Fall. Nicht einmal das Schleifen auf dem Steinboden, es blieb still.
    Ich faßte nach Helens Arm. »Wir müssen weiter, Mädchen. Es hat keinen Sinn.«
    »Ja.« Sie zog die Nase hoch. »Am liebsten würde ich über eine Feuerleiter klettern.«
    »Gibt es die hier?«
    »Nein.«
    »Kommen Sie.«
    Zwei Stufen später geschah es. Und es erwischte uns überfallartig, ohne große Vorwarnung.
    Wir hörten das fauchende Geräusch, als sich die Luft in unserer unmittelbaren Nähe zusammenzog.
    Mir kam es vor, als hätten dort Hände hineingeschlagen, und gleichzeitig zeichnete sich dort dann ein Gesicht ab.
    Dunkel

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