Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0659 - Die indische Rache

0659 - Die indische Rache

Titel: 0659 - Die indische Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Antwort bekam.
    Sie irrte. »Sira bin ich«, klang es ihr wispernd entgegen, wie von Sphärenklängen getragen. »Ich bin Siras Totengeist, und ich bin gekommen, um abzurechnen.«
    »Wie…?« Betty merkte, daß sie ihre Scheu allmählich verlor. »Was hast du gesagt?«
    »Abrechnen will ich.«
    »Mit wem?«
    »Es gibt die indische Rache, auf die ich nicht verzichten werde. Man hat mich getötet, man hat mir den Festkörper genommen, mein Leib wurde vernichtet, aber nicht mein Astralleib. Und der kann die Rache ebenfalls durchführen.«
    Betty hatte zwar verstanden, aber nicht begriffen. Sie wußte nichts von einem normalen Leib, sie wußte nichts von einer Totenfrau namens Sira, aber sie sah, daß dieses Wesen nicht bluffen wollte.
    Woher sie das Messer hatte, war ihr unbekannt. Es zählte nur, daß sie es in der rechten Hand hielt und daß die Klinge nach unten zeigte, genau auf die Person, die regungslos im Bett lag.
    »Nein, nicht…«
    »Niemand kann mich aufhalten!« flüsterte der Geist. »Niemand. Wenn ich will, töte ich.«
    Und sie senkte das Messer!
    Schwester Betty hätte jetzt schreien müssen. Um Hilfe rufen, das wäre auch normal gewesen, doch sie konnte nicht.
    Ihr Mund stand zwar weit offen, ebenso die Augen, aber sie mußte mit ansehen, wie der Geist seinen rechten Arm und damit auch das Messer bewegte.
    Es glitt nach unten.
    Bettys Blick haftete auf der Klinge. Es war keine, die sie kannte, denn sie bestand nicht aus Stahl.
    Dieses verfluchte Messer besaß die gleiche Farbe wie der Geist selbst. Weiß und hell wie verdichteter Nebel.
    »N… nicht…« flüsterte Betty und rang die Hände. »Bitte nicht töten, bitte…«
    Das Messer sank tiefer. Längst hatte es die Hälfte der Distanz hinter sich gebracht, und es war nur eine Frage der Zeit, bis es den Körper durchbohren würde.
    Ausgerechnet jetzt geschah etwas, mit dem Schwester Betty nicht gerechnet hatte.
    Glenda Perkins bewegte sich und öffnete die Augen!
    Es ging nicht schnell, ungefähr mit der gleichen Geschwindigkeit, mit der das Messer auf sie zufuhr, aber Glenda konnte schauen. Sie mußte das Messer sehen.
    Sie nahm es nicht wahr. Jedenfalls gab sie mit keiner Regung zu verstehen, daß sie etwas bemerkt hatte.
    Dafür der Geist!
    Etwa eine Fingerlänge über Glendas Gesicht entfernt kam die Klinge zur Ruhe.
    Und dann sprach der Geist. Abermals zischelnd und kaum verständlich. Betty mußte schon sehr genau hinhören, um die Worte verstehen zu können. »Töten, ich werde diese Frau töten, das verspreche ich. Sobald er eingreift, ist es um sie geschehen. Die indische Rache kann niemand aufhalten. Kein Mensch ist stärker als ich.«
    Plötzlich bewegte sich das weiße Messer. Es fiel nach unten, schwang zur Seite hin weg und berührte dabei im Halbbogen die Stirn der Patientin.
    Betty wollte sich bewegen, sie konnte es nicht. Sie blieb stehen, zitterte und betete lautlos.
    Und sie sah den roten Halbkreis, der wie eine Schale aussah und die Stirn der schwerkranken Patientin zeichnete. Blut war aus ihm herausgetreten, nur sehr schwach, aber auf der weißen Haut überdeutlich zu erkennen.
    Betty sagte nichts. Sie glaubte auch nicht mehr daran, daß dieser Geist Glenda Perkins töten wollte.
    Sie stand daneben, schaute zu und spürte, daß sie angestarrt wurde.
    Es war der Blick dieser Augen, der sie zittern ließ. Er drang tief hinein in ihre Seele und fraß sich dort fest. Dann bewegte sich der Astralleib zurück.
    Wiederum war kein Laut zu hören, als er sich dem Fenster näherte. Er berührte den Boden nicht, glitt darüber hinweg wie ein Rock, der hochschwang.
    Endlich kam Betty zu einer Bewegung. Sie streckte den Arm aus, als wollte sie den Geist aufhalten.
    Nichts zu machen, er verschwand.
    Er nahm das Fenster, tauchte in das Streifenrollo hinein und huschte einen Augenblick später durch die Scheibe.
    Dann war er weg!
    Nichts hatte ihn aufhalten können. Keine Wand, keine Scheibe, keine Mauer…
    War er überhaupt da gewesen?
    Ja, das war er, denn das Zeichen auf Glendas Stirn konnte gar nicht übersehen werden. Ein Stigma, ein Mahnmal auf weißer Haut. Ein blutiger Halbkreis, der an diesen schrecklichen Besuch erinnerte.
    Betty schauderte zusammen. Sie mußte sich um Glenda kümmern, die ihre Augen wieder geschlossen hielt. Es war für die Schwester nicht zu erkennen, ob sie überhaupt etwas von den unheimlichen Vorgängen mitbekommen hatte.
    Ein Blick auf die Apparaturen sagte Betty, daß mit Glenda alles beim alten geblieben

Weitere Kostenlose Bücher