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066 - Das Tor zur Hölle

066 - Das Tor zur Hölle

Titel: 066 - Das Tor zur Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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übersprangen einen ausgetrockneten Graben und eilten in
die Richtung, aus welcher die Schüsse gekommen waren.
    Ein Mann trat ihnen aus dem Wald entgegen. Lord Bramhill!
    Er sah bleich und angegriffen aus, wie Iwan Kunaritschew
ihn im Flugzeug kennengelernt hatte.
    Auf dem rechten Unterarm hatte er sein Jagdgewehr liegen.
    Pulverdampf kräuselte aus dem Lauf.
    Bramhill fuhr zusammen, als er den beiden Männern so
unverhofft begegnete.
    Er war im ersten Augenblick so erschrocken, daß er
ruckartig sein Gewehr hochriß.
    »Na, na, Lord!« sagte Edward Higgins mit scharfer Stimme.
    »Sie werden doch wohl nicht Jagd auf uns machen wollen!«
    »Eben!« schloß Kunaritschew sich an. »Und falls Sie den freundlichen
Herrn an meiner Seite nicht kennen sollten, vielleicht erinnern Sie sich an
mich. Ich hatte die Freundlichkeit, im Flugzeug Ihre Gattin auffangen zu
dürfen. Leider bin ich bei Ihnen damit ins Fettnäpfchen getreten. Ich hoffe
jedoch, Sie sind mir nicht so gram darüber, daß Sie mich nun auch über den
Haufen knallen möchten.«
    Bramhill richtete seinen Blick auf Higgins, als hätte er
nicht gehört, was Kunaritschew sagte. »Irgendwie kommt mir Ihr Gesicht bekannt
vor. Chiefinspektor Higgins? Ah, jetzt entsinne ich mich. Die Zeitung! Man
nennt Sie den glücklosen Jäger des Phantom-Würgers, habe ich recht?«
    »Ich sehe, Sie sind erstaunlich gut unterrichtet über
das, was hier in London passiert, Lord«, antwortete Higgins. Sie haben richtig
gelesen. Einen Spitznamen hat man schnell weg. Aber es gibt eben Dinge, die
leider ihre Zeit brauchen. Vielleicht bin ich gar nicht so glücklos, wie es den
Anschein hat. Aber man darf seine Trümpfe nicht vorzeitig ausspielen.«
    Bramhill zuckte die Achseln. »So genau bin ich nicht
unterrichtet. Heute morgen habe ich zufällig in einer Zeitung geblättert, die
schon ein paar Tage alt ist. Ich bin über die Einzelheiten der Vorfälle leider
nicht informiert. Ich weiß nur durch meinen Butler, daß man gestern nacht einen
vermutlich flüchtigen Täter in meinem Haus gesucht hat. Das ist natürlich
absurd.«
    »Sie haben geschossen?« schaltete Iwan Kunaritschew sich
wieder ein und ließ den Blick in die Runde schweifen. Zwischen den
dichtstehenden Stämmen glaubte er zwei auf dem Boden liegende, lohfarbene
Körper zu sehen. »Damwild? Alle Achtung! Ist das hier Ihr privates Jagdrevier,
Lord?«
    Kunaritschew stapfte durch das feuchte Laub.
    »Kein Damwild. Meine Hunde. Ein bedauerlicher Vorfall.
Sie wollten mich anfallen. Sie hätten mich zerfleischt.« Er sprach leise und
nervös und kehrte mit Kunaritschew und Edward Higgins an die Stelle zurück, wo
die beiden Hunde lagen. »Seit meiner Rückkehr waren sie verändert. Ich wollte
gerade nach Hause gehen und meinen Butler bitten hierherzukommen, um die Tiere
zu vergraben. Es ist schade um sie. Aber der Mensch geht nun mal vor. Darf ich
die Herren zu einem Drink einladen? Vielleicht können wir auf der Terrasse noch
ein angenehmes Gespräch miteinander führen?«
    Kunaritschew und Higgins nahmen die Einladung an.
    Doch es kam etwas dazwischen.
    Sie befanden sich auf dem Rückweg ins Haus.
    Ihre Schritte knirschten auf dem Boden. Die Welt um sie
herum war friedlich.
    Bis ein markerschütternder Aufschrei im Haus sie
zusammenzucken ließ.
    Der Schrei war spitz und schrill.
    Kunaritschew begann sofort auf die Haustür zuzurennen.
    Erstaunlicherweise beeilte Bramhill sich gar nicht so
sehr mit dem Aufschließen.
    »Da drin stammt etwas nicht!« sagte der Russe.
»Vielleicht gibt es in Ihrem Haus doch einen Unterschlupf des Phantom-Würgers«,
meinte er. »Und keiner von Ihnen ahnt etwas davon!«
    »Unmöglich!« preßte Bramhill zwischen den Zähnen hervor.
    Er mußte an seine Frau denken. War Elisabeth aus der
Tiefe des geheimen Kultortes zurückgekommen? Er fürchtete es!
    Und Elisabeth und Aunt Nelly waren sich begegnet! Er
durfte nicht daran denken. Er lächelte maliziös. »Einen solchen Schrei kann nur
Aunt Nelly ausstoßen! Sie wollte heute morgen hier vorbeikommen. Sie ist
furchtbar schreckhaft. Es gibt Mäuse im Haus, und wenn sie eine sieht …«
    Kunaritschew unterbrach ihn. »Wenn jemand so schreit beim
Anblick einer Maus, Lord, wie mag er dann erst brüllen, wenn er einen Elefanten
sieht!«
    George Bramhill versuchte den Schlüssel ins Loch zu
stecken. Es war der Falsche. Kunaritschew hatte Bramhill in Verdacht, daß seine
Nervosität und seine Verwirrung gespielt waren, daß Bramhill offenbar einen
ganz

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