066 - Das Tor zur Hölle
seinem Bett stand ein Telefon, das mit der
Funkzentrale über einen heißen Draht verbunden war. Ein akustisches Zeichen,
von den sich ständig in Betrieb befindlichen Hauptcomputern ausgelöst, konnte
ihn wecken.
Kunaritschew ahnte nicht, daß sein Funkspruch X-RAY-1 in
seinem weißen Ford Mustang erreichte, den der getreue Bony, ein klapperdürrer
Bursche und David Galluns schattengleicher Begleiter, durch die schon belebten
Straßen New Yorks Richtung Tavern on the Green steuerte.
Auch das Funkgerät im Wagen war auf die Sendezentrale der
PSA eingerichtet.
Von hier aus versprach X-RAY-1, Kunaritschews Angaben zu
prüfen und auswerten zu lassen. In seinem Büro in der PSA-Zentrale angekommen,
konnte er die Auswertung von Big Wilma und The clever Sofie schon
entgegennehmen. Jeder Funkbericht eines Agenten wurde automatisch von den
Computern ausgewertet.
Die Computer erkannten anhand der bisherigen
Vergleichsunterlagen, daß es mit Lord Bramhill in der Tat etwas Geheimnisvolles
auf sich hatte. Eindeutig wiesen sie auf die Widersprüche und die Unlogik im
Verhalten des aus Peru zurückgekehrten Archäologen hin, der selbst zugab, etwas
von einer Sekte zu wissen, die sich mit seltsamen und rätselhaften Riten
beschäftigte.
Ein entscheidendes Kriterium war auch das Auftreten einer
rätselhaften Krankheit bei Lady Bramhill und die bisher nicht bewiesene Angabe,
daß die Frau in die Schweiz geflogen war.
Keine Logik auch fanden die Computer in der Tatsache, daß
der wahrscheinlich in Peru zunächst gefangene und angeblich nun tote Larry
Brent wie ein Geist ausgerechnet in der Gegend umherspukte, die dem
Privatbesitz Lord Bramhills zugeordnet werden mußte.
Hier jedoch wurde der Verdacht geäußert, daß eventuell
psychokinetische Kräfte freigeworden sein könnten, wie das oft der Fall war,
wenn Menschen durch Gewalt ums Leben gekommen waren.
Aber auch diese Erklärung rundete das Bild nicht ab. Die
Computer waren ebenso überfordert wie Iwan Kunaritschew, der die Zwangspause
bis zum zweiten Gespräch mit Bramhill nutzte, um sich selbst Klarheit über sein
weiteres Vorgehen zu schaffen.
X-RAY-1 ließ den Streifen mit den Auswertungen der
Computer ein zweitesmal durch seine Finger gleiten. Eines ging aus dem
gestanzten Bericht eindeutig hervor: Die Wahrscheinlichkeit, daß Bramhill und
Larry Brent sich am selben Ort aufgehalten hatten, war groß. Beide waren auf
der Spur Rha-Ta-N'mys gewesen! Mehrere Begriffe und Umstände beschäftigten
X-RAY-1.
Da war das von Bramhill erwähnte Kraftfeld, dessen wahre
Wirkung er offenbar mißverstanden hatte, da war die Tatsache, daß die
Spukerscheinung des von Kunaritschew eindeutig wiedererkannten Larry Brent auch
Bramhill vor ein Rätsel stellte. Und das wiederum ließ den Schluß zu, daß er
eine ganze Menge mehr wußte und anderes erwartete. Mit der Rückkehr nach London
schien für George P. Bramhill ein neuer Lebensabschnitt begonnen zu haben.
X-RAY-1 war als ein Mann schneller Entschlüsse bekannt.
Er war bereit, selbst etwas zu unternehmen. Man mußte
mehr wissen über das, was im Hause Bramhills offensichtlich vorging. Aber um
das zu erfahren, genügte es nicht, Bramhill zum Reden zu bringen.
Es war einer der seltenen Fälle eingetreten, wo X-RAY-1
es für richtig hielt, an Ort und Stelle die Menschen zu überprüfen, deren
Stimmungen und Gefühle er wahrnehmen konnte.
X-RAY-1 forderte Iwan Kunaritschew auf, den Tag abwartend
zu verbringen, sich unter Umständen mit Scotland Yard abzustimmen und Näheres
zunächst über den Begleiter Bramhills, Steven Arlidge, herauszufinden, der
offensichtlich der gleichen geheimnisvollen Kraft zum Opfer gefallen war wie
Larry Brent. Von der PSA aus wurde gleichzeitig eine Anfrage nach Brasilien auf
den Weg gebracht, um auch über jene auf eigene Faust handelnde Pascuala de la
Bailar zu recherchieren.
Wer war sie, was wollte sie, was gab es Persönliches über
sie zu sagen?
X-RAY-1 kreiste alle Möglichkeiten ein.
Der Apparat der PSA war bis ins Letzte durchorganisiert,
und X-RAY-1 rief als nächstes Morna Ulbrandson in ihrem New Yorker Apartment
an.
»Tut mir leid, Sie so früh zu wecken, Miß Ulbrandson«.
entschuldigte er sich.
Morna gewohnt sofort munter zu sein, antwortete mit
klarer Stimme. »Ich habe doch gewußt, daß die versprochene Ruhepause nicht so
lange dauern würde.« Nach ihrem Einsatz in Mexico City waren der Schwedin
mindestens drei Tage Sonderurlaub zugesagt worden.
X-RAY-1 sagte: »Es wird weniger
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