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066 - Marionetten des Satans

066 - Marionetten des Satans

Titel: 066 - Marionetten des Satans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Loring
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Julie?“
    Sie war zu müde, um mit ihm zu streiten.
    „Um fünf Uhr.“
    „Gut. Ich hole dich um fünf Uhr dreißig ab.“
    Bevor sie antworten konnte, hatte er den Hörer aufgelegt. Zum Teufel mit Mike! Er hatte das schreckliche Bild wieder in ihr wachgerufen, das Bild der toten Katherine am Fuß der Wendeltreppe.
    Vorsichtig stieg sie die Treppe hinab, Stufe für Stufe, die Hand am schwankenden Seil.
    Zum Teufel mit Mike, dachte sie noch einmal, als sie den Garten durchquerte. Ein Kaleidoskop von Bildern schwirrte vor ihr. Ein flatternder Vorhang – flackernde schwarze Kerzen – vermummte schwarze Gestalten … Nein! Sie schob die Gedanken beiseite und öffnete die Hintertür des Theaters.
     

     
    Als sie die Bühne betrat, spürte sie die knisternde Nervosität, die in der Luft hing. Alle waren ungewöhnlich still. Sie hatten den ersten Akt erst zur Hälfte geprobt, als auch sonst sanftmütige Schauspieler die Beherrschung verloren, sich wütend anschrien. Als sie eine falsche Bewegung machte und George anstieß, brüllte der Zwerg, der sonst nie laut sprach: „Verdammt, warum gehen Sie nicht dorthin, wo Sie hin sollen. Sie wissen doch, daß Sie hinter den Stuhl dort treten müssen!“
    „Es tut mir leid, George“, sagte sie. Sein heftiger Ausbruch erschreckte sie ungemein.
    Auch Lou Davilla war heute überempfindlich. Er war ungeduldiger als sonst, fuhr seine Schauspieler an, wenn sie nicht die richtige Nuance trafen. Und Julie stellte mit Unbehagen fest, daß sie es war, die laufend Schnitzer machte.
    Der Höhepunkt des dritten Aktes nahte. Julie und Kate spielten die letzte dramatische Szene, in der das verängstigte Opfer an die Tür hämmerte und rief: „Laßt mich heraus – laßt mich heraus!“ Und dann sagte sie ihren Peinigern, sie würde sich nicht verführen lassen, ganz gleich, was man mit ihr mache. Sie würde sich nicht von der Kirche abwenden, Gott nicht verleugnen.
    Sie spielten den Anfang der Szene, und alles verlief zufriedenstellend. Die Spannung wuchs, sie stand vor ihrer Gegenspielerin Kate, führte einen Machtkampf gegen sie. Julie ging ganz in ihrer Rolle auf, sie spürte, wie gut sie war, steigerte sich immer mehr, und dann …
    Sie verstummte. Sie konnte sich nicht mehr an ihren Text erinnern, die Worte waren wie weggewischt.
    Das Ensemble erstarrte, betrachtete sie verärgert. Und noch immer fiel ihr kein Wort ein.
    „Oh, Lou! Ich kann nicht, ich kann so einfach nicht spielen.“ Kate marschierte wütend auf der Bühne auf und ab. „Ich kann diese Szene nicht durchhalten, in der nötigen Spannung, wenn ich nicht meine Stichworte bekomme. Ist das zuviel verlangt von Miß Wallace?“ Ihre Stimme klang eisig. „Sie hatte doch genügend Zeit, die Rolle zu lernen. Das ist einfach unmöglich.“
    Wie sollte Julie erklären, was geschehen war? Wie konnte sie Kate sagen, daß plötzlich die Alpträume der Nacht vor ihr aufstiegen, die schwarzen Gestalten, daß die Worte‚ Walpurgisnacht – bald!’ ihr ganzes Denken ausfüllten? Und als sie Kate ansah, war es ihr, als gleite eine schwarze Kapuze zurück, als käme Kates Gesicht darunter zum Vorschein. Spitze Zähne, bereit, zuzubeißen … Kate … Sie konnte nicht weitersprechen …
    „Kate!“ Lou Davilla stand von seinem Sessel auf und ging auf die Schauspielerin zu. „Beruhige dich. Was Julie passiert ist, kann den besten Schauspielerinnen passieren. Du hast keinen Grund, dich so aufzuführen. Ich möchte das nicht noch einmal erleben. So, und jetzt spielen wir die Szene noch einmal von vorn. Julie, nehmen Sie Ihre Position hinter der Tür ein. Kate, nimm die Bibel in die Hand …“
    Mit klopfendem Herzen ging Julie hinter die Tür und wartete auf ihr Stichwort. Sie hatte Angst, erneut zu versagen, aber diesmal wurde die Szene ohne Zwischenfall zu Ende gespielt.
    „Gut“, sagte Lou und humpelte in die Mitte der Bühne. „Jetzt hört mir einmal zu. Wir sind heute alle nervös, das ist so kurz vor der Premiere verständlich. Aber wir können unserer Sache sicher sein, trotz des heutigen Zwischenfalls. Jetzt geht in Ruhe nach Hause und bereitet euch sorgfältig auf die morgige Probe vor.“ Damit entließ er die Truppe.
    Julie wandte sich ab, erleichtert, daß die für sie so beschämende Probe vorüber war.
    „Einen Augenblick, Julie. Kommen Sie in mein Büro, bitte. Ich möchte einiges mit Ihnen besprechen.“
    Julie blickte sich um, um zu sehen, ob die anderen Lous Worte gehört hatten. Nur Kate lächelte ihr

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