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0660 - Die Totenstadt

0660 - Die Totenstadt

Titel: 0660 - Die Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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kaum schaffen konnten. Es gab Fisch, dazu Reis, aber auch Gemüse. Einiges davon war kalt, andere Speisen dampften. Natürlich tranken wir Tee und ich versuchte auch, mit Stäbchen zu essen, was Suko nur ein müdes Grinsen entlockte, denn er schaffte dies perfekt.
    Der kalte Fisch war in sehr dünne Scheiben geschnitten. Die Marinade mundete mir ausgezeichnet und ich aß auch gern den Reis dazu.
    Das Mädchen erschien einige Male, um sich nach unserem Befinden zu erkundigen.
    »Ausgezeichnet geht es uns«, lobte Suko unseren Zustand und natürlich auch das Frühstück.
    Unter zahlreichen Verbeugungen verschwand die Kleine wieder. Wir waren kaum mit dem Essen fertig, als Clayton Simane erschien. Auf unsere Einladung hin setzte er sich zu uns und nickte.
    »Möchten Sie auch etwas essen?«, fragte Suko.
    »Nein, nicht. Es ehrt mich, dass Sie mich einladen, aber ich habe bereits gegessen.«
    »Dann können wir ja fahren«, schlug ich vor.
    »Sie haben es sehr eilig, Mr. Sinclair.«
    Ich stand auf. »Und ob ich es eilig habe. Manchmal gibt es Vorahnungen, die mich dazu zwingen.«
    Simane schaute nicht mich an, dafür Suko. In seinen Augen stand eine Frage. Was hat er?
    Suko erklärte ihm, dass ich mit einem unguten Gefühl den Weg antreten würde.
    »Aoyama weiß Bescheid, Mr. Sinclair. Ich habe ihn informiert. Er wird auf uns warten.«
    »Darum geht es mir nicht. Ich glaube nämlich, dass unsere Gegner es geschafft haben, die Falle zuschnappen zu lassen.«
    Eine Antwort erhielt ich nicht. Zudem hatte ich das Hotel als Erster verlassen.
    Der Honda stand nur wenige Schritte entfernt. Simane hatte ihn in eine Lücke geklemmt.
    Wieder verteilten wir uns innerhalb des Fahrzeugs und rollten jetzt in die entgegengesetzte Richtung, wobei wir sehr bald wieder auf die Stadtautobahn fuhren, was sich als äußerst schwierig erwies, denn eine Lücken im fließenden Verkehr tat sich kaum auf.
    Fast wäre es zu einem Blechschaden gekommen. Ein anderer Fahrer konnte soeben noch ausweichen.
    In einen Stau gerieten wir nicht. Der stand auf der anderen Fahrspur und zwar stadteinwärts. Blechkasten an Blechkasten bildete eine kaum abreißende Schlange.
    Ich schüttelte den Kopf und dachte daran, dass in jeder Großstadt der Welt morgens das Gleiche geschah. Irgendwann war der Kollaps nicht mehr aufzuhalten. Die Menschen mussten umdenken.
    Kyoto war zwar eine Millionenstadt, sie verteilte sich jedoch wunderbar zwischen den Bergen, sodass sie auf mich mehr den Eindruck eines riesigen Dorfs erweckte.
    Der blieb auch, als wir von der Schnellstraße abbogen und hinein in das Gebiet um den Heiligen Berg Hiei fuhren. Mir fielen die fächerartigen Kronen der Bäume auf, deren Stämme umschlungen wurden von hohen Farnkräutern. Vögel tobten sich hier aus und die Straße nahm allmählich an Steigung zu.
    Auch hier herrschte noch Verkehr, aber nicht zu vergleichen mit dem in der Innenstadt.
    Touristenbusse fuhren die gleiche Strecke wie wir. Oft genug hatte Clayton Mühe, sich an ihnen vorbeizuschlängeln, denn manche Fahrer glaubten, dass sie die Straße für sich gepachtet hatten.
    In gewisser Weise wurde ich an Hongkong erinnert, denn zu den Bergen in der Umgebung führten ähnliche Straßen hoch oder auch hindurch. Hier zweigten auch Straßen ab, die zu den Tempeln führten, die von Touristen besichtigt werden konnten.
    Es existierte auch eine unsichtbare Grenze, die von keinem Touristenbus überfahren wurde. Wir waren die Einzigen, die den Berghang hinaufrollten.
    Ich hatte die Seitenscheibe nach unten gekurbelt. Mir kam die Luft reiner und frischer vor. Ein blasser Himmel spannte sich hoch über uns. Er hatte eine sehr helle Farbe und schimmerte in einem seidigen Blau. Die Wolken sahen aus wie lange, breite Striche, die jemand gegen diese Farbe gepinselt hatte.
    Plötzlich hörte der Weg auf. Nach einer Kurve endete die Asphaltstrecke vor einer dichten Buschmauer, die nur von einigen hohen Bäumen überragt wurde.
    Clayton Simane stoppte, nahm die Hände vom Lenkrad und ließ sie wieder fallen. »Da sind wir.«
    »Aber nicht am Ziel«, meldete sich Suko.
    »Nein, das nicht.«
    »Wie weit ist es noch entfernt?«
    »Wir müssen schon etwas laufen.«
    Das Laufen war fast ein Klettern. Zudem musste unser Führer den zugewucherten Pfad erst suchen.
    Danach kamen wir besser voran. Wir brauchten nur noch den braunen Windungen zu folgen, um das Ziel zu erreichen, das inmitten dieser Wildnis lag und mich zum Staunen brachte.
    Wer immer hier lebte, er

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