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0660 - Die Totenstadt

0660 - Die Totenstadt

Titel: 0660 - Die Totenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hockte darin wie festgeklemmt und würde, wenn er es verlassen wollte, durch die lange Röhre kriechen müssen.
    Das aber wollte er nicht. Der Vampir suchte das Blut. Er war ein Veränderter, aber er war nicht so verändert, als dass sein gesamtes Denken ausgeschaltet wurde. Auf eine gewisse Art und Weise konnte man ihn als raffiniert und schlau bezeichnen.
    Stockdunkel war es in seinem Versteck nicht. Über ihm, allerdings ziemlich hoch, sah er die dünnen, hellen Streifen, die wie mit dem Lineal gezogen in der Luft standen.
    Lichtbalken…
    Der Vampir hielt sie zwar unter Beobachtung, nur dachte er nicht daran, sich auf sie zu zu bewegen.
    Er wollte in der dumpfen, modrigen Finsternis bleiben, sie genießen - und, wenn eben möglich, auch ein Opfer finden, um den Blutdurst zu stillen.
    Allein war er nicht.
    Er hörte Geräusche, nie gleichmäßig; mal waren sie verschwunden, dann klangen sie wieder auf.
    Ein Trappeln, unterbrochen von einem Schaben, dann auch das schrille Schreien, als wäre irgendeine Kreatur getreten worden.
    Ratten, dachte er. Das sind Ratten. Und er dachte nur einen Schritt weiter. Ratten sind Tiere, sie gehörten zu den Lebewesen, die ebenfalls Blut besaßen.
    Menschenblut hätte ihm zwar mehr Kraft verliehen, aber das Blut der Ratten war ebenfalls nicht zu verachten, wenn man nichts anderes bekam. So legte sich der Vampir auf die Lauer.
    Es war seltsam, aber er fühlte sich in der Finsternis nicht nur geborgen, er konnte sie auch für seine Zwecke ausnutzen. Das heißt, es war ihm möglich zu schauen.
    Ein normaler Mensch hätte nur die hellen Streifen in der Höhe sehen können, der Blutsauger jedoch hatte schon längst die Umrisse und Türen des alten Kellers entdeckt.
    Er stand auf. Über Schutt und Trümmer stolperte er hinweg, weil er zu einer Treppe wollte, die es sicherlich gab, denn nur durch Treppen konnten Kellerräume verlassen werden.
    Es hatte einmal eine solche gegeben. Aus irgendeinem Grunde war sie nicht mehr vorhanden. Durch eine Explosion zerstört oder zusammengebrochen, jedenfalls gab es sie nur noch als Betonfragmente, die sich unter einem Schacht auf dem Kellerboden ausbreiteten.
    Darüber schwebte graues Licht. Es sickerte in den Bau ein, verlief sich allerdings recht bald.
    Der Vampir hob beide Hände. Auch seine äußere Erscheinung war eine andere geworden. Er sah schmutzig aus, Staub und Dreck klebten an ihm wie aufgestrichen, von der einst so stolzen und auch gepflegten Erscheinung des Einsiedlers war nichts mehr zurückgeblieben.
    Der Drang verstärkte sich. Er brauchte das Blut, er wollte diese Wüste aus seinen Adern heraushaben. Zubeißen, schlürfen und trinken, nur das zählte.
    Die Ratten waren überall. Es gab keinen Fleck auf dem Gelände, den sie nicht in Beschlag genommen hätten. Für sie gab es keine Hindernisse, sie nagten und bohrten sich überall durch und Aoyama hörte sie, doch er sah sie nicht.
    Sie huschten an ihm vorbei, schnell wie Schatten, die nicht zu fassen waren. Ein paar Mal griff er nach ihnen, es waren Bewegungen, über, die er selbst nur lachen konnte, weil die Ratten eben zu schnell und flink von ihm weghuschten.
    Dann hielt er Ausschau nach den tumben Zombiegestalten. Auf ihr Blut konnte er verzichten, er war kein Ghoul. Als Vampir brauchte er den Lebenssaft von normalen Kreaturen und nicht die stockigen Reste aus den Adern der lebenden Leichen.
    Hin und wieder hörte er sie. Über ihm gingen sie entlang, dann vernahm er ihre schlurfenden Schritte, auch mal ein Kratzen und Schaben, wenn sie mit ihren Füßen und Händen über irgendwelche Hindernisse strichen oder sie zur Seite räumten.
    Sie zeigten sich nicht. Kein Zombie ließ sich aus der Höhe zu ihm hinabfallen. Sie blieben über ihm, wo sie umherturnten, manchmal etwas umstießen, aber immer wieder ihren Weg fanden und weiterschlichen. Ratten und Insekten waren die einzigen Lebewesen, die sich in seiner Nähe aufhielten.
    Der Drang war nicht aufzuhalten. Manchmal so stark, dass der Blutsauger aufstöhnte oder mit beiden Fäusten gegen die alten Kellermauern drosch. Das hatte keinen Sinn, ihm kam irgendwann die Erleuchtung, während die Ratten immer mutiger wurden und sich näher an ihn heranwagten. Sie spürten genau, dass sie in dieser Gestalt keinen Zombie vor sich hatten. Das war ein Wesen, das bereits mehr einem Menschen glich.
    Sie kamen, sie hüpften heran, sie kreisten ihn ein. Er griff wieder nach ihnen, verfehlte sie jedoch, bis ihm einfiel, dass er sie in eine Falle

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