0660 - Die Totenstadt
locken musste.
Der Blutsauger überlegte einen Moment, dann hatte er einen Entschluss gefasst und nickte. Gleichzeitig drehte er sich in die Hocke und tauchte so tief unter, dass er nur noch ein kleines Ziel bildete.
Es vergrößerte sich, als er sich auf den Boden legte und sich ausstreckte.
Seine Lauerhaltung…
Er blieb auf dem Rücken liegen. Sein Hinterkopf berührte dabei die Kante eines gekippten Steins, was ihn nicht weiter störte, weil er davon nichts merkte.
So wartete er ab…
Die Zeit verstrich, die Ratten blieben. Er lauschte in die Finsternis, wollte erkennen können, wann und woher die Vierbeiner kamen, um ihn anzugreifen.
Noch geschah nichts.
Bis sich eines der Tiere abstieß und wie ein mächtiger Klumpen auf seinen Körper sprang, wo es hocken blieb und sich festkrallte, als wollte es ihn nie mehr loslassen.
Aoyama rührte sich nicht. Das Tier hockte auf dem Bauch. Es war überdurchschnittlich groß. Die Ratte wirkte aufgequollen, als hätte jemand Luft in sie hineingepumpt. Dass dieses Tier eine Mutation war, auf den Gedanken kam er nicht, denn er dachte nur an das Blut in den Adern des Geschöpfes. Die erste Ratte hatte den Bann gebrochen. Urplötzlich war auch die zweite da. Sie hatte sich gut versteckt gehalten, sprang plötzlich vor und landete auf den Oberschenkeln des Vampirs. Dort senkte sie den Kopf. Harte Zähne fingen damit an, den Stoff der Hose zu durchbeißen, und der Wiedergänger wartete noch ab, denn die erste Ratte auf seinem Bauch hatte sich gedreht. Sie starrte ihn an.
Durch die Schlitze blickte er direkt gegen den aufgequollenen Kopf, in dem die kleinen Augen schimmerten wie dunkle Perlen, sogar das Zittern der langen Barthaare war zu sehen, auch die unterschiedlich langen Zähne. Dann die Bewegung der Hinterbeine, das sich Abstemmen.
Für Aoyama war es ein Alarmzeichen.
Die Ratte sprang - und er war bereit.
Noch schneller, als sich das Tier von seinem Körper abstieß, hatte er die Arme hochgerissen, sodass beide Hände auffangbereite Schalen bildeten, in die das Tier hineinsprang und sich vorkommen musste, wie von einer Eisenklammer umgeben, so hart drückte der Vampir zu. Es störte ihn nicht, dass die Ratte aufschrie und die schrillen Laute durch den Keller echoten. Für ihn zählte allein das Opfer.
Er hielt es fest. Er fauchte, seine Augen bekamen einen wilden Glanz, bevor er die Haltung seiner Hände veränderte, die Ratte dabei nicht losließ, weil er etwas anderes vorhatte.
Als Mensch wäre es ihm schwer gefallen, nicht als Vampir. Vor seinen Augen zerriss er das Tier.
Da spritzte plötzlich das Blut, als er die beiden Teile festhielt. Im Schwall stürzte es auf ihn nieder, das Schreien der Ratte war nicht mehr zu hören, er trank, er schluckte, er schmatzte.
Das war genau nach seinem Geschmack, auch wenn es dabei nicht um Menschenblut ging.
Er lag auf dem Rücken, schluckte und schleuderte schließlich die beiden Hälften in verschiedene Richtungen weg.
Die zweite Ratte hockte nicht mehr auf seinen Oberschenkeln. Das Schicksal ihres Artgenossen hatte ihr klargemacht, wie schwer es war, gegen diesen Blutsauger anzugehen. Auch die anderen Ratten verließen die Nähe der neuen Gestalt, suchten Deckungen, scheuten sich allerdings nicht, über die Reste ihres Artgenossen herzufallen. Sekundenschnell war von den Körperstücken nichts mehr übrig.
Aoyama hatte sich nicht wieder auf den Rücken gelegt. Er saß in der Dunkelheit des Kellers steif und hoch aufgerichtet mit durchgedrücktem Rücken.
Das Blut hatte er getrunken, so manchen Klumpen auch geschluckt und er dachte daran, dass es ihm besser gehen musste, wo er nun getrunken hatte. Der Kraftstrom blieb aus. Er fühlte sich zwar nicht mehr so leer und ausgebrannt, doch er bekam auch keinen Push, der ihn hochgeschraubt hätte. Das Rattenblut reichte nicht aus, er brauchte frisches und vor allen Dingen das eines Menschen.
Der Platz im Keller erschien ihm nicht mehr gut genug. Er wollte ihn verlassen und sich einen anderen Ort suchen, wo er sich wohler fühlte. Und so beugte er sich zur Seite, stand auf, wankte einige Schritte nach vorn, pendelte mit seinen Armen das Gleichgewicht aus, bevor er sein rechtes Bein wieder vorstellte und über einen Trümmerbrocken hinwegkletterte. Er hatte noch längst nicht alle Räume des Kellers untersucht. An der Wand schlich er entlang, den rechten Arm dabei ausgestreckt.
Die gespreizte Hand streifte über den schmutzigen Beton, wobei die Finger durch eine Schicht
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