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0660 - Gefangene der Zeit

0660 - Gefangene der Zeit

Titel: 0660 - Gefangene der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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die er in den frühen Morgenstunden aus dem Bett geholt und in den kleinen Bus gesetzt hatte, mit dem sie zum Trainingslager gefahren waren. Roy war klug genug, nur tagsüber zu reisen und sich von den Städten und großen Highways fernzuhalten. Im Radio hatte er von einem Flüchtlingslager in Florida gehört. Dort wollte er hin. Als der Bus unter der ungewohnten Dauerbelastung kapitulierte, zogen sie zu Fuß weiter. Schließlich erreichten sie das Flüchtlingslager.
    Zu spät.
    Es war längst zerstört worden. Trotzdem blieben sie, nachdem sie in einem unbeschädigten Teil des Kellers genügend Vorräte und Ausrüstung gefunden hatten, um jahrelang überleben zu können.
    »Tagsüber sind wir draußen, nachts verstecken wir uns hier im Keller, damit die Zombies nicht sehen, daß hier jemand lebt«, beendete einer der Jungen seine Geschichte. »Wenn alles vorbei ist, gehen wir zurück zu unseren Eltern.«
    Wenn die Eltern dann noch leben, dachte Fooly traurig. Laut sprach er allerdings einen Gedanken aus, der ihn schon die ganze Zeit beschäftigte: »Hat einer von euch eine Karte von Florida? Ich suche einen Ort namens Tendyke's Hornel«
    Die Villa des Abenteurers war fast so gut wie Château Montagne. Rob würde schon wissen, was passiert war.
    Die Kinder sahen sich stirnrunzelnd an. »Tendyke's Home«, sagte ein Junge. »Wie meinst du das?«
    »Ich möchte dahin«, entgegnete der Drache, der nicht so genau wußte, was das Problem war, geduldig.
    »Aber«, entgegnete der Junge, »du bist doch schon da.«
    »Hier? Das soll Tendyke's Home sein? Aber wo sind die Leute, die hier gewohnt haben? War denn niemand hier, als ihr angekommen seid?«
    Die Kinder schüttelten nur den Kopf.
    »Du kanntest die Leute, die hier gewohnt haben?« schaltete sich Roy in das Gespräch ein.
    Als Fooly nickte, stand er auf. »Dann sollte ich dir etwas zeigen. Komm mit.«
    Er nahm eine der Taschenlampen und ging zur Treppe.
    »Hey«, protestierte ein Junge, »wir dürfen doch nachts nicht nach oben.«
    Der Trainer winkte ab. »Ich mache eine Ausnahme für unseren Gast.«
    Fooly zuckte mit den Schultern und folgte Roy nach oben.
    Die Kinder hatten mit ihren Erzählungen nicht übertrieben. Alles oberhalb des Kellers war dem Erdboden gleichgemacht worden. Von dem großen Bungalow und den Nebengebäuden war nicht mehr als ein Trümmerfeld geblieben, das Roy ungerührt überquerte, bis er den Rand des ehemaligen Parks erreichte. Dort blieb er stehen und wartete auf den Drachen, der ihm langsamer gefolgt war.
    »Eine Frage würde ich dir gerne noch stellen«, sagte er. »Ich wollte das nicht unten bei den Kindern ansprechen, weil ich denke, daß du nicht möchtest, daß jeder davon weiß: Wie hast du es geschafft, mitten im Keller aufzutauchen?«
    Fooly schwieg. Er hatte gehofft, dieses Thema umgehen zu können, bis er sich entschieden hatte, wie er darauf antworten wollte. Sollte er das Geheimnis der Regenbogenblumen lieber für sich behalten oder versuchen, den Trainer und die Kinder ins Château Montagne zu bringen? Offensichtlich wußten sie von den Blumen nichts.
    Aber was war, wenn er sich wieder nicht richtig konzentrierte und an einem noch völlig anderen Ort herauskam?
    Ihm war ohnehin schon rätselhaft, weshalb er in Tendyke's Home angekommen war. Und wieso im Keller ? Hier wuchsen die Blumen doch im Freien, nicht so wie in Professor Zamorras Château und in Ted Ewigks Haus in Kellergewölben unter rätselhaften, frei schwebenden künstlichen Sonnen. Wieso Keller?
    Es mußte zu sehr schwerwiegenden Veränderungen gekommen sein.
    Fooly konnte nicht riskieren, die Kinder in Gefahr zu bringen. Auf der anderen Seite klang der Trainer so, als habe er bereits einen Verdacht.
    Der Drache seufzte leise und wünschte sich nicht zum ersten Mal, daß einer seiner Freunde da wäre, um ihm Rat zu geben. Noch vor ein paar Stunden hatte er großspurig behauptet, auf sich allein aufpassen zu können, aber dieses Ereignis hatte ihm bewiesen, daß das Reisen zu anderen Welten weitaus weniger Spaß machte, als er gedacht hatte.
    Er versuchte es mit einem anderen Ansatz. Was würden Zamorra und Nicole an seiner Stelle tun?
    Die Antwort umgehen und elegant das Thema wechseln, dachte er.
    Laut sagte er: »Was wolltest du mir denn zeigen?«
    Roy seufzte. »Na gut, wenn du nicht antworten willst.«
    Er richtete seine Taschenlampe zwischen die Sträucher und niedrigen Bäume. Dort führte ein Pfad zu einem kleinen freien Platz. Selbst im Dunkeln und auf eine

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