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0662 - Sturm auf den Todestempel

0662 - Sturm auf den Todestempel

Titel: 0662 - Sturm auf den Todestempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dass du ehrlich bist. Und wenn es das Letzte ist, was ich in meinem Leben tue.«
    Auf diese Bemerkung ging ich nicht ein, sondern holte das Blatt aus der Tasche. Mein Taschenmesser brauchte ich ebenfalls, um die vier Schrauben zu lösen, die beide Hälften zusammenhielten.
    Ich drehte vorsichtig zuerst an den oberen beiden, dann an den unteren Schrauben. Es war leicht, sie zu lockern und den Zwischenraum zu vergrößern, damit das dünne Palmblatt hervorrutschen konnte.
    Es musste behandelt werden wie ein rohes Ei, denn wenn es riss, war alles aus. Zudem hatte ich es nicht geschafft, das Blatt vollständig zu erhalten. Etwas mehr als zwei Drittel von ihm waren übrig, wobei ich hoffte, dass alle wichtigen Textstellen vorhanden waren.
    »Darf ich es dir geben?«, fragte ich.
    Cheng Wu holte eine Ölleuchte heran. Er stellte sie auf den Tisch. Die Helligkeit reichte aus, um den Text, auch wenn er sehr klein geschrieben war, entziffern zu können.
    Als ich ihm das Blatt reichte, konnte ich ein Zittern der Finger nicht vermeiden. Cheng Wu sprach mich darauf an. »Warum so aufgeregt, mein Freund? Wir haben Ruhe, ja, wir sind hier unter uns. Es wird auch für mich nicht einfach sein, über den Text zu sprechen.«
    »Kannst du ihn denn lesen?«
    »Das wird sich in den folgenden Sekunden herausstellen, warte es nur ab, Freund.«
    Himmel, ich war aufgeregt. Auch wenn ich äußerlich ziemlich ruhig wirkte, so tobte in meinem Innern die Nervosität. Ich spürte den Schweiß überall an meinem Körper. An den Handflächen hatte er sich besonders stark gesammelt.
    Cheng Wu benötigte keine Sehhilfe, um die feinen Schriftzeichen entziffern zu können. Für mich waren es gemalte Worte, die aus Runen bestanden.
    Der alte, aber alterslose Mann vor mir ließ sich Zeit. Er hatte das Blatt vor sich auf die blanke Tischplatte gelegt und den Kopf gebeugt. Er bewegte seine kaum erkennbaren Lippen, ohne dabei zu sprechen. Wahrscheinlich hielt er Zwiesprache mit sich selbst.
    Meine Aufregung blieb. Ich wusste, dass ich an einem entscheidenden Punkt stand. Wenn sich meine Hoffnung erfüllte, war es vielleicht möglich, Nadine noch zu retten.
    Das wäre der reine Wahnsinn gewesen und hätte Dracula II einen schweren Schlag versetzt.
    Cheng Wu räusperte sich. Superleicht strich er mit der Handfläche über das Blatt. Es war ein Hauch, mehr nicht. Dann hob er den Kopf, bohrte seinen Blick in mein Gesicht.
    »Kannst du es lesen?«
    »Es fällt mir sehr schwer, Freund, aber ich schaffe es. Das wollte ich dir sagen.«
    Wäre eine Lehne vorhanden gewesen, ich hätte mich zurückgelehnt. So aber blieb ich hocken, holte tief Luft, zog ein Bein an und umspannte das Knie mit beiden Händen. Ich musste mich einfach bewegen. Mein Gegenüber quittierte es mit einem feinen Lächeln, bevor er fragte: »Darf ich dir etwas sagen?«
    »Sicher!«, stieß ich hervor.
    »Du hast Recht mit deiner Geschichte gehabt. Du hast mich nicht belogen. Auf der Seite des Blattes, die ich bisher studieren konnte, war tatsächlich die Vergangenheit deiner Freundin aufgeführt. Sie hatte eine besondere Tätigkeit ausgeübt…?«
    »Filmschauspielerin.«
    »Ah ja.«
    Ob er mit dieser Antwort etwas anfangen konnte, wusste ich nicht. Jedenfalls tat er das, worauf ich schon sehr lange gewartet hatte. Er drehte das Palmblatt behutsam herum, damit es keinen Riss bekam oder anders zerstört wurde.
    »Das muss ihre Zukunft sein!« Ich wollte einfach reden. »Und dieser Text hatte mich, obwohl ich ihn nicht verstehe, misstrauisch gemacht, wenn du verstehst.«
    »Ja, das glaube ich dir.« Cheng Wu nickte. »Er ist auch sehr eng geschrieben.«
    »Dann kann ich hoffen?«
    »Ich werde ihn erst einmal lesen!«, erwiderte er mit seiner ruhigen, klaren Stimme.
    Die Handflächen wischte ich am Stoff der Hose ab. Auf den Oberschenkeln blieb ein feuchter Fleck zurück. »Ich - ich möchte gern einen Wunsch vortragen. Wäre es möglich, dass du sie mir vorliest? Ich meine die Worte, die da…«
    Er hob die Hand. »Es ist nicht so, wie du es annimmst, mein Freund. Beim ersten Hinschauen habe ich schon erkennen können, dass dieser Text mehr aus Weissagungen besteht. Er ist verschlüsselt weitergegeben worden. Er besteht aus Vergleichen. Du musst herausfinden, ob sie stimmen oder nicht.«
    »Das sowieso.«
    Cheng Wu schwieg. Er schaute auf das Blatt. Einige Male fuhr er mit dem Finger darüber hinweg, ohne es auch nur zu ritzen. Es dauerte wirklich nicht lange, bis er damit begann, die ersten Worte

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