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0664 - Der Vampir von Denver

0664 - Der Vampir von Denver

Titel: 0664 - Der Vampir von Denver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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fiepen, konnte aber auch spüren, wie sie weiter kratzte und biß.
    »Dreh dich um!« schrie Nicole und rief geistesgegenwärtig das Amulett.
    Er rollte sich herum und wurde im nächsten Moment von einer Staubwolke eingehüllt, die ihn husten ließ. Das Amulett, das Nicole einfach auf die Ratte geworfen hatte, rutschte von seinem Rücken herunter auf den Boden.
    Zamorra nahm es an sich, stand auf und riß die zerkratzte und zerbissene Jacke von seinem Körper. Es sah aus, als habe das Leder den Angriffen der Kreatur standgehalten.
    »Hat sie dich verletzt?« fragte Nicole.
    »Sag du's mir«, antwortete er und drehte sich um, so daß sie seinen Rücken untersuchen konnte. Er hatte zwar keine Schmerzen, aber Ratten hatten spitze Zähne, und einen kleinen Riß in der Haut würde er vielleicht noch nicht einmal bemerken.
    »Alles okay«, urteilte Nicole nach einer Zeitspanne, die Zamorra unendlich lang vorkam, und umarmte ihn erleichtert.
    Er stieß die Luft aus, die er unbeabsichtigt angehalten hatte, und küßte Nicole.
    »Erinnere mich bitte daran«, sagte er, »daß wir damit aufhören, uns ständig in dunklen Gassen herumzutreiben. Das bringt doch nur Ärger.«
    Nicole lachte auf und erwiderte seinen Kuß.
    Draußen war es still geworden. Die Ratten waren so unvermittelt verschwunden, wie sie aufgetaucht waren. Tausend Fragen gingen Nicole durch den Kopf, aber in diesem Augenblick genoß sie einfach nur das Gefühl, überlebt zu haben.
    »Entschuldigung«, unterbrach sie eine Frauenstimme.
    Zamorra und Nicole sahen auf. Fast gleichzeitig fiel ihnen ein, daß sie der Person, die ihnen die Tür geöffnet hatte, noch gar nicht gedankt hatten. In der Hektik hatten sie das völlig vergessen. Mehr noch - sie hatten sie völlig ignoriert, nicht einmal mehr richtig wahrgenommen!
    Jetzt sahen sie die junge Chinesin, die sich in das Halbdunkel eines Ganges zurückgezogen hatte und sie verschüchtert ansah.
    »Wir müssen uns entschuldigen«, entgegnete Zamorra schuldbewußt und löste sich aus Nicoles Umarmung, »weil wir uns noch nicht einmal bei Ihnen bedankt haben. Sie haben uns das Leben gerettet.«
    Die Chinesin senkte den Kopf.
    Selbst in den schlechten Lichtverhältnissen konnte Zamorra sehen, wie sie errötete.
    »Ich habe nur eine Tür geöffnet«, sagte sie bescheiden.
    Nicole lächelte freundlich. »Das ist mehr, als die anderen Leute getan haben. Sie waren sehr mutig.«
    Sie bemerkte, daß die junge Frau nicht wußte, wie sie auf das Kompliment reagieren sollte, und wechselte das Thema. »Mein Name ist Nicole, und das ist Zamorra.«
    »Ich heiße Jin Mei. Kann ich Ihnen eine Tasse Tee anbieten?«
    Die beiden Dämonenjäger sahen sich einen Augenblick lang sprachlos an. Unter den gegebenen Umständen war das eine ziemlich bizarre Frage. Jeder Europäer oder Amerikaner, der in diese Lage geraten wäre, hätte vermutlich erst einmal gefragt, seit wann Ratten explodierten, wenn man sie mit Metallscheiben bewarf. Jin Mei bot ihnen hingegen eine Tasse Tee an und schien sich überhaupt nicht dafür zu interessieren, was vor der Tür vorgefallen war.
    Zamorra war zwar kein Experte für chinesische Umgangsformen, vermutete aber, daß es einfach unhöflich war, eine so direkte Frage zu stellen. Also nickte er zustimmend.
    »Sehr gerne.«
    Gemeinsam traten sie aus dem Gang in den Geschäftsbereich, den Zamorra als das Innere des Antiquitätengeschäfts wiedererkannte, das er von außen flüchtig gesehen hatte. Jin Mei ging zur Ladentür und hängte ein kleines Schild mit der Aufschrift Geschlossen nach außen an die Scheibe.
    Der Parapsychologe bemerkte, daß Nicole die Chinesin aufmerksam beobachtete und sie vermutlich dabei telepathisch sondierte. Um sie nicht abzulenken, nahm er das Gespräch wieder auf.
    »Gehört Ihnen das Geschäft?«
    Jin Mei lächelte.
    »Nein, ich arbeite hier nur seit heute. Es wäre schön, etwas von diesen Dingen zu besitzen, aber es reicht mir schon, sie betrachten zu dürfen.«
    »Sind diese Antiquitäten so wertvoll?«, fragte Zamorra überrascht.
    »Oh ja, manche sind unbezahlbar. Mein neuer Chef Fu Long glaubt; daß es…«
    »Wer?« unterbrach Nicole ihre Ausführungen.
    Jin Mei sah sie irritiert an. »Mein Chef, dem dieses Geschäft gehört. Kennen Sie ihn?«
    »Flüchtig. Wissen Sie, wo er jetzt ist?«
    Die Chinesin bemerkte die plötzliche Eindringlichkeit in der Stimme der Weißen und sah die Dämonenjäger nacheinander an. »Nein«, antwortete sie dann zögernd, »und selbst wenn,

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