0664 - Der Vampir von Denver
informiert.«
»Dann bestellen Sie Ihrem Boss einen herzlichen Gruß von mir«, sagte Tendyke. »Wir kennen uns schließlich. Er hätte es sicher einfacher haben können.«
Ein weiterer Schuß ins Blaue.
Diesmal verlor der Mann in Grau beinahe die Fassung.
»Was - woher…?« stammelte er.
Tendyke tippte auf die Ledermappe und die eingeprägten Initialen. »RC wie Rico Calderone«, sagte er. »Warum engagiert er mich als Sicherheitsbeauftragten? Er kommt doch selbst aus der Branche. Und woher hat er das Geld, diese Expedition und meine Arbeit zu finanzieren? Von Stygia? Zudem ging ich bisher immer davon aus, daß er mich töten will. Und jetzt das hier?«
Er lachte leise.
»Calderone und eine Blaue Stadt. Unglaublich!«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, sagte der Mann in Grau schroff. »Ich gehe davon aus, daß Sie einem Irrtum unterliegen. Das hier sind meine Initialen. Sie stehen für Reginald Cull. Bitte…« Er griff in die Tasche und präsentierte Tendyke seinen Führerschein. Ausgestellt auf den Namen Reginald Cull. Das Foto schien ebenfalls zu stimmen.
»Wie Sie meinen«, sagte Tendyke. »Vielen Dank für die Einladung in dieses nette Etablissement.«
Der Graue schnappte nach Luft. »Ich dachte, Sie hätten mich…«
»Da unterliegen wiederum Sie einem Irrtum«, log Tendyke freundlich. Natürlich hatte er selbst diesen Treffpunkt bestimmt. Aber es machte ihm Spaß, den Grauen schwitzen zu sehen. Die Rechnung würde recht hoch sein; die Getränke in diesem Lokal schwebten preislich weit jenseits der Nepp-Grenze.
Der Abenteurer empfahl sich. Als er den Tisch mit dem Rüschenhemd-Pärchen passierte, klopfte er dem Sonnenbrillenmann leicht auf die Schulter.
»In Sachen Partnerlook ein kleiner Tip«, sagte er. »Sie sollten auch auf Ihre Hose verzichten. Dann passen Sie besser in… äh, zu Ihrer Freundin.«
Der Mann fuhr auf. »Was erlauben…«
Aber Tendyke war schon ein paar Meter weiter. Die beiden Mädchen hatten ihre Bühnenshow inzwischen beendet und tänzelten nackt durchs Publikum in Richtung Theke und Garderoben. Tendyke zwängte sich zwischen ihnen hindurch, gewährte der einen ein Küßchen auf die Wange und der anderen einen leichten Klaps auf den Po. Munteres Aufquieken folgte. Tendyke schenkte dem Getümmel hinter ihm keine Beachtung mehr, verließ das Lokal und stieg in den direkt davor geparkten Wagen; ein Privileg, das ihn hundert Dollar für den Türsteher gekostet hatte.
Während er durch das nächtliche Miami fuhr, überlegte er.
Reginald Cull… RC. Aber die Bereitschaft des Grauen, Tendykes Verdacht abzuwiegeln, war ihm ein wenig zu groß gewesen. Sollte doch Calderone dahinterstecken?
Tendyke schüttelte den Kopf.
So viel Geld hatte der Mann, der einmal für Tendyke gearbeitet und dann zum Gangster und Todfeind geworden war, einfach nicht. Und seine dämonische Herrin Stygia würde es ihm auch nicht zur Verfügung stellen.
Zudem - wenn die Expedition tatsächlich zur Blauen Stadt führte, bestand die Möglichkeit, daß der darin im Eis vergrabene Amun-Re ins Spiel kam. Tendyke kannte ihn nur aus Zamorras Erzählungen und war sicher, mit diesem uralten Magier fertigzuwerden. Zumindest würde Amun-Re ihn nicht töten können.
Aber weder Calderone noch Stygia konnten ein Interesse daran haben, Amun-Re aufzuwecken.
Höchstens zu kontrollieren, ob er wirklich noch im Kälteschlaf lag.
Aber das konnten sie einfacher haben. Dafür gab man keine drei Millionen Dollar aus.
Etwas anderes oder jemand anderer mußte dahinterstecken.
Tendyke wollte herausfinden, wer das war.
Vorwiegend deshalb hatte er den Auftrag angenommen.
Er ahnte nicht, was wirklich auf ihn wartete…
***
Denver, Colorado:
Fu Long beobachtete das Geschehen aus sicherer Distanz. Er hatte den Eindruck, daß der Dämonenjäger Probleme mit seiner magischen Waffe hatte. Ohne sie, soviel war dem Vampir klar, hatte er gegen Mors keine Chance. Es überraschte Fu Long nicht, daß Don Diego den Vampirkiller auf ihn angesetzt hatte, im Gegenteil, er hatte sogar damit gerechnet. Nach Zamorras Auftauchen hatte er jedoch gehofft, daß der den Vampirkiller für ihn aus der Welt schaffen würde. Im Moment sah es allerdings eher nach einem klaren Sieg für Mors aus. Und das paßte überhaupt nicht in Fu Longs Pläne.
Er fluchte ärgerlich, als Nicole und Jin Mei die Treppe heraufkamen und der Vampirkiller mit Zamorra im Nichts verschwand. Jetzt hatte er keine andere Wahl mehr, als die Karten zurückzulassen und
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