0665 - Die Gruft des Druiden
»Parapsychologie.«
»Ach ja, interessant. Warum suchen Sie Menkenberg?«
Nicole verdrehte die Augen. Wieso fragte Elkmeyer nicht, weshalb sich ein Parapsychologe für diese Ausgrabungen beziehungsweise eine bestimmte studentische Hilfskraft interessierte?
»Er wollte uns etwas über die Ausgrabungen erzählen«, versuchte sie Elkmeyer eine Brücke zu bauen, damit er seinerseits endlich mit Informationen herausrückte.
»Der?« fauchte Elkmeyer. »Ausgerechnet! Der Mann hat ein Artefakt entwendet. Einen sehr wertvollen Gegenstand, den wir ausgegraben haben. Aber bevor ich die Polizei einschalte, will ich ihm die Gelegenheit geben, es zurückzugeben.«
»Menkenberg sagte, er habe dieses Artefakt ausgegraben. Nicht jemand anderer.«
»Ist doch egal«, winkte Elkmeyer ab. »Jedenfalls kann er es doch nicht so einfach an sich nehmen und - was sagten Sie? Sie haben also mit ihm gesprochen?«
»Nur kurz. Herr Möbius empfahl ihn uns als Informanten, aber er brach das Gespräch ab und verschwand.«
»Informant, Informant«, murrte Elkmeyer. »Der Mann ist ein kleiner Spinner. Gewaltig von sich überzeugt, aber da steckt nichts hinter. Wenn Sie etwas wissen wollen, reden Sie mit mir!«
»Was ich soeben tue«, stellte Nicole klar. »Aber sonderlich informativ sind Sie nicht gerade.«
»Was stellen Sie sich denn vor? Und wieso überhaupt Parapsychologie?«
»Der seltsamen Phänomene wegen, über die Sie ja noch besser informiert sein müßten als wir. Herr Möbius jedenfalls bat Professor Zamorra, sich mit dieser Angelegenheit zu befassen.«
»Na, prachtvoll.« Elkmeyer schlug sich mit der Hand gegen den Oberschenkel. »Und der einzige, der mal wieder nichts weiß, bin ich. Schön, Möbius steuert eine Stange Geld zu diesem Projekt bei, aber an die Spielregeln halten könnte er sich trotzdem. Wo, sagten Sie, ist Menkenberg jetzt?«
»Wir suchen ihn selbst, sagte ich.«
»Ach, ja. Sein Vermieter sagte mir das auch, aber er erwähnte, daß Polizei nachgefragt hätte.«
Nicole lachte leise auf. »Bullen«, korrigierte sie schmunzelnd.
»Sag' ich doch - ach, verflixt, jetzt fange ich auch schon an wie dieser Vermieter… Ich sehe aber Menkenbergs Auto hier nicht.«
»Das steht unten am Gräberfeld.«
»Dann ist er also dort.«
»Würden wir ihn dann hier oben suchen?« Nicole schüttelte den Kopf.
»Da haben Sie auch wieder recht«, brummte Elkmeyer, dem plötzlich etwas auffiel. »Eine interessante Tätowierung haben Sie da.«
»Wo?« staunte Nicole irritiert.
»Na, an Ihrem Hals.«
Unwillkürlich faßte sie nach links unter das Ohr - konnte aber nichts fühlen. Natürlich nicht - aber sie wußte auch, daß sie am ganzen Körper nicht ein einziges noch so kleines Tattoo besaß. Schon gar nicht am Hals. Und…
»Wie sieht das aus?« fragte sie ahnungsvoll.
»Das müssen Sie doch selbst am besten wissen!«
»Da ist keine Tätowierung«, widersprach sie. »Bitte, Doktor - wie sieht das aus, was Sie sehen?«
Da beschrieb er ihr die Todesrune.
***
Torran hatte die Frevler gestraft. Er brauchte sich nicht weiter um sie zu kümmern; der Tod ereilte sie bald. Niemals wieder würden sie ein uraltes Heiligtum entweihen.
Torran zog sich wieder zurück. Er konnte nicht hier, oben bleiben; das würde seinem Wirtskörper über kurz oder lang Probleme bereiten. Deshalb gewährte er ihm, umzukehren.
Er spürte dabei die Nähe des magisch begabten Feindes, den er ebenfalls schon dem Tod geweiht hatte. Er wollte sich nicht auf eine nun völlig unnötig gewordene Auseinandersetzung einlassen und wich ihm weiträumig aus; es gab viele Möglichkeiten, den Berg zu verlassen, wenn man nur gut klettern konnte und nicht davor zurückschreckte, sich Kratzer von Ästen zu holen oder auch einmal zu stolpern.
Früher, in der alten, der richtigen Zeit, aus der Torran kam, hatte es nicht so viele Möglichkeiten gegeben. Damals wurde alles streng bewacht. Jeder, der versuchte, einzudringen oder sich auch auf einem anderen Weg als durch die Tore zu entfernen, wurde unweigerlich entdeckt.
Damals…
Es war das erste und einzige Mal, daß Torran jener alten Zeit nicht nachtrauerte, als er bergab verschwand.
Und dann sah er nicht nur die Begleiterin des Zauberkundigen, sondern auch den Anführer der Grabschänder und Grabräuber. Die Erinnerungen seines Wirtskörpers verrieten es ihm.
Und er schlug sie beide mit dem Todesbann.
***
»Sie müssen von hier fort«, sagte Zamorra.
»Also doch ein Behördenknilch«, entfuhr es dem
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