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0665 - Vampirstadt Berlin

0665 - Vampirstadt Berlin

Titel: 0665 - Vampirstadt Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dachte nicht daran, noch länger in der Kabine stehenzubleiben. Zwei Schritte ging sie vor. Ihre Bewegungen wirkten seltsam hölzern. Für mich war es Zeichen dafür, daß sie nicht mehr zu den Menschen gehörte, obwohl ich an ihrem Hals noch keine Bißstelle entdecken konnte.
    Der Detektiv trug einen Eichenpflock mit Silberspitze. Damit konnte er einen Blutsauger zur Hölle schicken. Aber würde er auch die Kraft haben, die Waffe gegen die eigene Schwester einzusetzen?
    Normalerweise mußte er das. Ein Vampir konnte auf keinen Fall am Leben gelassen werden. Was er an Unheil anrichtete, war nicht zu fassen.
    Sie lächelte.
    Ein Zucken der Lippen an den Rändern. Es machte sie breit, dann schob sie die Oberlippe zurück und präsentierte zwei spitze Vampirzähne. Ja, sie war auf Blutjagd.
    Konowski wollte auf seine Schwester zulaufen, ich aber hielt ihn an der Schulter zurück. »Bleib hier!«
    »Aber…«
    »Kein Aber, bitte. Das werde ich erledigen. Es ist deine Schwester, Partner!«
    Er starrte mich an. Tief konnte ich in seine Augen sehen, las darin den festen Willen, sich das Heft nicht aus der Hand nehmen zu lassen. »Nein, Sinclair, diesmal nicht! Diesmal nicht. Ich werde…«
    Er bekam einen Stoß von mir. Gerade noch rechtzeitig, denn seine Schwester wollte ihn anfallen.
    Wir standen nicht allein, zahlreiche Gäste schauten zu. Sie mußten irgendwie gemerkt haben, daß hier etwas anders ablief, als es normalerweise der Fall war.
    Ihre Hände schlugen ins Leere, streiften noch meinen linken Arm. Die rechte Faust erwischte sie im Magen und schleuderte sie zurück, fast auf die gleiche Höhe wie ihr Bruder, denn Konowski war gegen die Wand gekracht.
    »Marion!«
    Er schrie sie an, und sie hörte auch, denn sie drehte heftig den Kopf, weil sie sich auf ihren Bruder konzentrieren wollte. Diesmal nicht als ein Verwandter, sondern als Opfer.
    Und er zog den Pflock!
    Ich bekam mit, daß es ihm verflucht schwerfiel, doch ihm blieb keine andere Möglichkeit. In seinen Augen schimmerten Tränen, er schluchzte, dieser eisenharte Typ stand dicht vor dem Zusammenbrechen. Er wirkte noch dünner, als er sowieso schon war. Seine Lippen zuckten, als er noch einmal den Namen der Schwester aussprach.
    Die aber wollte sein Blut.
    Marion warf sich vor. Sie fiel ihm entgegen. Es war ihr egal, ob die Silberspitze auf ihn zeigte, denn sie sah in der Gestalt nicht ihren Bruder, nur das Opfer.
    Er stieß nicht zu. Was ihn daran hinderte, wußte ich auch nicht. Möglicherweise verschleierten die Tränen seinen Blick, jedenfalls fiel die Frau gegen ihn.
    »Stoß zu!« brüllte ich so laut, daß die Gaffer erschraken. Und sie alle bekamen das Schreckliche mit.
    Bevor Marion zubeißen konnte, rammte Konowski seinen rechten Arm nach vorn. Er hatte nicht viel Schwung holen müssen, die Spitze war hart genug.
    Und sie drang in den Körper ein.
    Ein roter Fleck breitete sich auf der schwarzen Kleidung aus. Die Blutsaugerin stieß ein furchtbares Geräusch aus, das zuckend aus ihrem offenen Mund drang. Sie bewegte die Augen, ein dünner Blutfaden strömte aus ihrer Nase, dann riß sie die Arme hoch und taumelte zwei Schritte zurück, wobei sie sich noch drehte und der Pflock aus ihren Körper hervorglitt. Auf den Beinen halten konnte sie sich nicht. Sie wollte sich abstützen, bekam einen der Standaschenbecher zu fassen. Als der fiel, da krachte auch sie zu Boden.
    Sie blieb auf dem Rücken liegen, den Blick ihrer Augen starr und gebrochen gegen die Decke gerichtet. Kein »Leben« steckte mehr in ihr. Sie war erlöst worden.
    Wir alle sahen das Bild, und ich war froh darüber, daß sich die Zuschauer zusammenrissen. Keine Schreie gellten auf, das blanke Entsetzen hielt die Gäste umklammert.
    Am schlimmsten hatte es Konowski erwischt. Ich konnte ihm nachfühlen, was in ihm vorging. Ähnliches würde ich durchmachen, wenn ich plötzlich Nadine Berger gegenüberstand.
    Konowski ging auf seine Schwester zu. In den Knien zitterte er, das war für uns deutlich zu erkennen. Er wischte mehrmals über seine Augen und zog die Nase hoch. Dabei schaute er mich an.
    Ich merkte, daß er etwas sagen wollte und ging auf ihn zu. »Bitte, reden Sie!«
    »Ich… ich habe es nicht gewollt. Bin… ich jetzt ein Mörder, Sinclair?«
    »Nein, mein Freund, das sind Sie nicht. Es gab keine andere Möglichkeit für Sie. Sie haben Ihre Pflicht getan. Ihre Schwester hätte Ihnen rücksichtslos das Blut ausgesaugt. Sie konnten nicht anders handeln, denn sie war kein

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