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0665 - Vampirstadt Berlin

0665 - Vampirstadt Berlin

Titel: 0665 - Vampirstadt Berlin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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als wollte er sich irgendwo festklammern. »Tot?«
    »Ja.«
    »Wieso…?«
    »Hören Sie, Herr Ahrens, wie die beiden umgekommen sind, wollen wir mal dahingestellt sein lassen. Jedenfalls leben sie nicht mehr, das ist schlimm, doch nicht zu ändern.«
    Er nickte. »Dann müssen wir die Polizei benachrichtigen, glaube ich. Das ist…«
    »Wollen Sie einen Skandal?«
    »Um Himmels willen, nein! Das ist ja Wahnsinn. Dann würde ich verrückt. Draußen tobt die Hölle. Noch haben wir hier eine Insel.«
    »Eben.«
    Er rang die Hände. Mit seinem weißen Kavalierstuch tupfte er Schweiß von Stirn und Wangen. »Sie meinen, wir sollen die Toten hier in der Bar liegenlassen?«
    »Wollen Sie die Männer durch die Halle tragen?«
    »Nein, das auch nicht.«
    »Besorgen Sie eine Decke!« zischte ich ihm zu.
    Er schaute mich an, nickte, holte tief Luft und drehte sich um. An Konowski vorbei drückte er sich von der Bar weg. Es hatten sich Gäste eingefunden, die schauen wollten. Sie wurden von Ahrens gebeten, wieder ihre Plätze einzunehmen. Für die Schreie gab er keine Erklärungen ab.
    Ich hatte mich so hingesetzt, daß niemand die Toten sehen konnte. Das war wirklich besser so.
    Konowski ließ sich neben mich fallen. »O ja, das war ein hartes Stück Arbeit. Gratuliere, Sinclair.«
    »Wozu?«
    »Sie haben hervorragende Arbeit geleistet.«
    Ich hob nur die Schultern, was ihn wunderte. »Wieso? Sehen Sie das nicht so?«
    »Nein.«
    »Zwei weniger.« Er spreizte Daumen und Zeigefinger ab. »Wie viele werden sich hier noch aufhalten?«
    »Ich weiß es nicht«, erklärte er achselzuckend. »Ich weiß es wirklich nicht. Wichtig ist für mich Nadine Berger. Auf sie allein kommt es mir an.«
    »Kann ich mir denken.« Konowski winkte dem Keeper. »Ich brauche einen großen Wodka, Meister.«
    »Natürlich, der Herr.«
    Die Hand des Keepers zitterte, als er ein Glas füllte. Konowski bekam mehr als einen zweifachen Schnaps.
    Er kippte ihn und bestellte einen nach. »Verdammt, Sinclair, das war hart. Wie geht es weiter?«
    »Wir holen uns die anderen.«
    »So einen nach dem anderen?«
    »Wenn es sein muß, ja.«
    Für einen Moment schloß er die Augen. Der Keeper schob ihm sein neues Glas hin, er merkte es nicht. »Was ist, wenn andere Vampire bereits Blut getrunken haben?«
    »Dann haben wir die Hölle.«
    Er nickte ins Leere. »Sicher. Ich habe mich umgesehen, Sinclair. Die Gäste, die mir begegneten, waren normal.« Er schaute auf die Uhr. »Vielleicht ist das noch nicht ihre Zeit. Warten die Blutsauger nicht immer bis Mitternacht?«
    »Manchmal schon.«
    »Dann können wir nur hoffen, daß sie diesmal keine Ausnahme machen. So haben wir Zeit gewonnen.« Er kippte den Wodka und leerte das Glas zur Hälfte. Dann drehte er es zwischen seinen Fingern, als wollte er den Wodka anwärmen. »Da ist noch ein Problem, Sinclair. Und zwar ein verdammt persönliches.«
    »Reden Sie.«
    »Es geht um meine Schwester. Sie müßte sich eigentlich hier aufhalten, doch gesehen habe ich sie noch nicht.« Er trank auch den Rest und fluchte. »Bisher hatte ich noch Hoffnung, aber die schwindet allmählich dahin, wenn Sie verstehen.«
    »Ich begreife. Sie rechnen damit, Ihre Schwester als Vampirin zu erleben.«
    »Davon gehe ich jetzt aus. Denken Sie an Nadine Berger. Ich denke, wir sind beide die Betrogenen.« Er schluckte, ohne zu trinken. »Wenn ich ihr gegenüberstehe, Sinclair, und sie tatsächlich ein Vampir ist, dann weiß ich nicht, was ich tun soll.«
    Was ich antwortete, klang schlimm, aber ich mußte es sagen. »Sie haben den Pflock.«
    Er ballte die Hände zu härten Fäusten. Sein Gesicht fror plötzlich ein. Da wir beobachtet wurden, sahen die anderen genau unsere Reaktionen, sagten aber nichts. Zudem hielten sich die Gäste an der anderen Seite der Bar auf, in sicherer Entfernung zu den beiden Toten, die sie nicht sahen, von denen sie nur wußten. »Ja, ich habe den Pflock, Sinclair. Ihn aber gegen Marion einzusetzen…«
    Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Konowski, ich weiß, wie Ihnen zumute ist. Mir ergeht es ähnlich. Auch ich bin in einer derartigen Lage, aber wir kommen nicht daran vorbei. Tut mir leid. Wir müssen da durch. Beide, verstehen Sie?«
    »Natürlich.«
    »Dann wollen wir darauf ein Glas trinken.« Auch ich brauchte einen Schluck, denn ich spürte ebenfalls in diesen Momenten so etwas wie Weltuntergangsstimmung. Ich erlebte, daß man auch an einer besetzten Hotelbar allein sein konnte.
    Ich entschied mich für

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