0666 - 666 - Die Zahl des Tiers
eingetroffen«, sie sah extra auf ihre schmale Armbanduhr, »und kann deshalb unmöglich vor zwanzig Minuten schon mal hier gewesen sein.«
»Aber es war doch Ihr Auto.«
Die Schottin schluckte heftig. »Hier stimmt was nicht«, sagte sie. »Wo ist der Junge jetzt?«
»Ich sagte es doch schon.« Die Lehrerin wurde allmählich ungeduldig. Den ganzen Tag über hatte sie mit verschiedenen Klassen voller oft etwas zu lebhafter Schüler zu tun, und jetzt begann diese Mutter sie auch noch an ihrem Feierabend zu nerven. »Pardon, Madame, aber ich denke, daß allenfalls bei Ihnen etwas nicht stimmt. Wenn Sie mich auf den Arm nehmen wollen - das ist jetzt sicher nicht der richtige Zeitpunkt.«
»Ich muß telefonieren«, verlangte Patricia.
»Bitte, daran werde ich Sie nicht hindern. Da drüben steht eine Telefonzelle. Mich aber entschuldigen Sie jetzt bitte. Ich habe noch ein paar Einkäufe zu erledigen, und zu Hause wartet auch noch eine Menge Arbeit auf mich.« Die Lehrerin schritt kopfschüttelnd an Patricia vorbei die Freitreppe hinunter und verschwand.
Etwas konsterniert sah die Schottin ihr nach.
Dann aber lief sie tatsächlich zur Telefonzelle hinüber.
Sie mußte Zamorra informieren!
***
Lamyron blieb keine andere Wahl.
Er mußte das Feuer der Zeit einsetzen! Und hoffen, daß es bei dem Dunklen Lord funktionierte!
Wenn nicht, starb er hier und jetzt; der Unheimliche war seiner überdrüssig geworden und löschte ihn einfach aus, so wie ein Kind ein unbrauchbar gewordenes Spielzeug wegwirft. Und als mehr sah Lamyron sich derzeit nicht - als ein Spielzeug für den Lord.
In seinen Augen glühte es unglaublich grell auf, und mit aller Kraft, die ihm zur Verfügung stand, schleuderte er das Feuer der Zeit auf seinen Gegner. Für 13 Sekunden nur, das aber mit aller Kraft, um gegen die Macht des anderen zu bestehen.
Doch der Lord hatte nicht einmal damit gerechnet, daß Lamyron zu diesem Mittel griff. Er hatte angenommen, der prophetische Engel werde vor Entsetzen über den Angriff erstarren und nicht schnell genug sein, sich dagegen zu wehren. Abgesehen davon, daß er gegen die Macht der Paradox-Magie ohnehin nichts aufzuwenden hatte.
Das Feuer der Zeit erreichte den Dunklen Lord nur einen Sekundenbruchteil, ehe dessen Paradox-Magie auf Lamyron einwirken konnte. Die wenigen Augenblicke, die der Lord benötigt hatte, um das magische Muster in die Luft zu zeichnen, genügten dem Engel. Er brauchte selbst keine große Vorbereitung für den Einsatz seiner eigenen Magie.
Er dachte daran, und sie wirkte!
»Wenn du mir keine klaren Bilder zeigen kannst , bist du wertlos für mich«, sagte der Lord.
»Wirklich?« fragte Lamyron hastig. »Vielleicht gibt es noch einen Weg, sie deutlicher werden zu lassen. Vielleicht…«
»Das fällt dir aber reichlich spät ein«, sagte der Lord. »Du redest um dein Leben. Aber vergeblich. Ich werde dich töten. Du bist nutzlos für mich.«
Seine Hände woben ein Muster, das den Weltenraum erfüllte und sich auf Lamyron konzentrierte.
Lamyron erschrak. Nicht schon wieder! dachte er verzweifelt. Die neue Zeitlinie, die entstanden war, endete ebenso wie die erste: mit dem tödlichen Angriff des Lords!
Und er besaß kaum noch Kraft! Er hatte fast alles an innerer Energie, über die er verfügte, in seinen ersten Gegenschlag gelegt, ohne zu ahnen, daß der größte Teil davon einfach verpuffte, weil der Dunkle Lord nicht abgeblockt hatte. Aber mehr als wirksam werden konnte die Magie nicht, und so verströmte die überschüssige Energie nutzlos ins Nichts.
Trotzdem mußte Lamyron noch einmal Zurückschlagen. Er wollte nicht sterben. Er mußte es irgendwie schaffen, den Lord zu überzeugen, daß er ihm immer noch nützlich sein konnte. Je mehr Zeit er gewann, desto länger konnte er darüber nachdenken, wie er sich der Kontrolle des unheimlichen Gegners entzog.
Abermals schleuderte er das Feuer der Zeit auf den Dunklen Lord, und abermals für nur 13 Sekunden, da er nicht sicher war, ob seine Kraft für mehr reichte. Er war nicht einmal sicher, ob es überhaupt noch funktionierte.
»Oder«, Lamyron wich dem wilden Faustschlag aus, den der wütende Lord ihm versetzen wollte, »es liegt an deiner Paradox-Magie. Sie läßt nichts Eindeutiges zu.«
»Was weißt du schon davon?« knurrte der Lord verdrossen.
»Nichts. Ich verstehe diese Magie nicht, die eigentlich gar nicht existieren darf und es doch tut.«
»Weil sie aus sich heraus existiert!« schrie der Lord ihn an. »Wenn du
Weitere Kostenlose Bücher