0666 - 666 - Die Zahl des Tiers
Tendyke!« verlangte er. »Entweder Sie erzählen uns jetzt, was Sie wissen, oder Sie verschwinden! Wichtigtuer brauchen wir hier nicht! Ich werde einen Hubschrauber anfordern und Sie ausfliegen lassen!«
»Das können Sie nicht«, warf Rita Chang ein. »Er wird dafür bezahlt, daß er unsere Sicherheit garantiert. Wenn ihn einer feuern kann, dann nur unser Auftraggeber!«
»Er selbst glaubt wohl, er wird dafür bezahlt, sich in Ihrem Bett zu wälzen!« blaffte Cantor.
Im nächsten Moment starrte er in die Mündung einer großkalibrigen Pistole. Tendyke zog den Schlitten zurück und hebelte eine Patrone in den Lauf. Sein behandschuhter Zeigefinger krümmte sich langsam um den Abzug, dessen Schutzbügel abgesägt worden war, um dem dicken Handschuhleder genug Raum zu geben.
Cantor wich zurück.
»Das - das können Sie doch nicht machen! Tendyke, was tun Sie? Lassen Sie das! Ich…«
»Sie«, sagte Tendyke kalt, »werden dafür bezahlt, Ihre Arbeit zu machen und sich nicht in das Privatleben Ihrer Kollegen einzumischen. Sind Sie eifersüchtig? Egal - Ihre Drecksbemerkungen sind hier jedenfalls fehl am Platz. Vielleicht haben Sie ja Mumm genug, sich bei Dr. Chang dafür zu entschuldigen. Das machen Sie bitte unter sich aus. Aber wenn Sie weiter Ihre Hauptaufgabe darin sehen, hier herumzustänkern, werde ich Sie…«
Er setzte dem Archäologen nach, setzte ihm die Pistolenmündung genau vor die Sonnenschutzbrille.
Dann zog er sie zurück, sicherte sie und ließ sie wieder im Holster verschwinden.
»Werde ich Sie nicht erschießen, das wäre Verschwendung. Aber ich werde Sie dermaßen verprügeln, daß Sie drei Tage brauchen, Ihre Blutergüsse zu zählen, und Sie mit dem nackten Hintern drei Meter tief im Eis vergraben! Ich hab's jetzt satt! Endgültig!«
Cantor wandte sich ab und verschwand in Richtung der Iglus.
»Ich glaube, Sie sind ein bißchen zu weit gegangen, Tendyke«, sagte Corniche und deutete auf die Waffe im Gürtelholster des Abenteurers. »Das wäre ja wohl nicht nötig gewesen, oder?«
Er hat recht, dachte Tendyke. Er konnte sich selbst nicht erklären, warum er zur Waffe gegriffen hatte, statt dem Stänkerer einfach einen Satz heißer Ohren zu verpassen. Robert deDigue hätte ihn mit dem Degen in handliche Streifen geschnitten, durchzuckte ihn eine Erinnerung an eines seiner früheren Leben.
Wurde das teuflische Erbe, das er in sich trug, jetzt wieder in ihm wach, so wie damals, als er sich deDigue genannt hatte? Das lag doch schon Jahrhunderte zurück…
Er schüttelte die Gedanken ab. Ohne ein weiteres Wort zog er sich ebenfalls zurück, aber in eine andere Richtung. Hinaus ins Eis, weg von den anderen.
Warum hatte er über die Blaue Stadt gesprochen? Er konnte es sich nicht erklären. Irgendwie war es ihm herausgerutscht. Andererseits: warum wurden die anderen eigentlich nicht mißtrauisch? Sie mußten sich doch längst gefragt haben, woher der Mann, in dem Tendyke nach wie vor Rico Calderone vermutete, sein Wissen um die Position dieser Stadt hatte!
Nachdem sie fündig geworden waren, hatte Cantor einen Funkspruch an Reginald Cull abgesetzt und von dem Erfolg berichtet. Es war nur eine kurze Antwort gekommen: »Fund bestätigt. Weitermachen.«
Kein Wort der Verwunderung über die intensive Blaufärbung des Steinsplitters! Also wußte man Bescheid… und die einzigen, die ahnungslos waren, war das Team der Archäologen!
Wirklich ahnungslos?
Es sah so aus.
Trotzdem traute Tendyke dem Braten immer noch nicht. Warum trugen alle die Initialen R.C.? Waren sie deshalb ausgewählt und zusammengewürfelt worden?
Wieder mußte er daran denken, daß ihm Zamorra von Amun-Re erzählt hatte, der in der Blauen Stadt begraben lag. Ein Mann wie Calderone, der mit Stygia zusammenarbeitete, konnte einfach nicht so dumm sein, den Schwarzzauberer aufwecken lassen zu wollen. Zudem würde Stygia ihn daran hindern. Sie mußte doch zwangsläufig erfahren, was er tat, und sie würde kaum zulassen, daß er diesen alten Atlanter auf die Menschheit und auf die Hölle losließ.
Es mußte um etwas anderes gehen.
Vage entsann Tendyke sich, daß damals Meeghs in dieser Blauen Stadt gelebt haben sollten. Jene unheimlichen, schattenhaften Kreaturen im Dienste der eroberungswütigen MÄCHTIGEN. Die Meeghs gab es seitdem nicht mehr. Sie waren ausgelöscht worden. Einige auf seltsame Weise mutierte Vertreter ihrer Spezies hatten sich seinerzeit hier aufgehalten; Zamorra und das damalige Archäologenteam, außerdem
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