0669 - Blackwood, der Geistermann
stellte sich störrisch. »Nein, das bezahlt mir keiner. Die Mädchen wollten es selbst tun.«
»Ich übernehme die Kosten«, erklärte Mrs. Ferrer. »Wie viel bin ich Ihnen schuldig?«
Er wischte seine Hände am Kittel ab und rückte die Mütze zurecht. »Das kann ich so genau nicht sagen, Madam…«
»Reichen zwanzig Pfund?«
»Klar, die reichen, Madam. Ja, die reichen völlig aus. Wirklich, damit können Sie…«
»Bitte.« Kate hatte die Note hervorgeholt und schob sie in die rechte Kitteltasche des Mannes. »Ich werde Sie später noch einmal anrufen, wenn es darum geht, dass das Grab meiner Tochter ein Kreuz bekommt. Ich will es nicht namenlos bleiben lassen.«
»Das geht in Ordnung, Madam.«
»Müssen wir noch bleiben?«, fragte Jane.
»Nein.«
Sie strich mit zwei Fingerkuppen über meine kalte Wange. »Wie ich dich kenne, wirst du mir noch einiges zu sagen haben, John.«
»Darauf kannst du dich verlassen.«
»Und was?«
Ich hob die Schultern. »Ich habe etwas erlebt, dass ich zwar nachvollziehen, aber nicht begreifen kann. Hör mal zu…«
Während wir zum Wagen gingen, berichtete ich von meinen Erlebnissen. Die beiden Frauen stellten zwar keine Fragen, doch sie schauten mich ungläubig an, besonders Kate Ferrer.
Im Auto sprach ich weiter und erinnerte immer wieder an die Stimme.
»Hat die sich tatsächlich so angehört, als würde sie aus einem alten Radiolautsprecher dringen?«, fragte Jane.
Ich schlug auf das Lenkrad. »Ob du es glaubst oder nicht. Das ist tatsächlich so gewesen.«
»Seltsam.« Sie starrte durch die Scheibe und sah den Friedhofswärter mit zwei Schaufeln bewaffnet in Richtung Grab gehen. »Das ist sogar sehr seltsam.«
»Ich habe noch keine Erklärung. Sie denn, Mrs. Ferrer?«
»Nein, auch nicht.«
»Und doch«, sagte Jane, »muss diese verfluchte Stimme in einem unmittelbaren Zusammenhang mit diesem Fall stehen. Oder liege ich da falsch, John?«
»Bestimmt nicht.«
»Was kann es sein?«
»Frag mich was Leichteres. Wir haben ein totes Mädchen, wir haben diesen Mentor, hinzu kommt die geheimnisvolle Geisterstimme…«
»Wie hat der sich genannt?«
»Der Geistermann.«
Vom Rücksitz her meldete sich Kate Ferrer. »Moment mal, den Namen habe ich schon mal gehört.«
»Wie bitte?«
»Ja, Mr. Sinclair, meine Tochter erwähnte ihn. Und nicht nur einmal, er muss für sie sehr wichtig gewesen sein.«
»Wann war das?«
»Schon sehr oft.«
Jane fragte: »Haben Sie nachgehakt? Hat sich Ihre Tochter genauer über den Geistermann ausgelassen?«
»Nein, das nicht.«
»Bitte, überlegen Sie…«
Kate hob die Schultern. »Meine Tochter lebte vor mir zurückgezogen. Ich hörte auch nur etwas davon, wenn sie mit ihren Freundinnen vom Todeszirkel telefonierte. Das war alles.«
»Wie sprach sie über den Geistermann? Ich meine, redete sie voller Ehrfurcht und…«
»Ja, sie schien beeindruckt zu sein.«
Jane wandte sich mir zu. »Das kann dieser Mentor gewesen sein, John. Das muss er…«
Mein Niesen unterbrach sie. Verflixt, da bahnte sich eine Erkältung an. Aber einen nassen Kopf bei dem Wetter hielt selbst der Gesündeste nicht aus.
»Stimmst du mir zu?«
Ich nickte, während ich meine Nase putzte. »Ja, Jane, alles, was du willst. Nur ist mir der Geistermann ebenso abstrakt wie der Begriff Mentor. Ich will endlich wissen, wer hinter den beiden steckt. Das müssen wir herausfinden.«
»Die Mädchen werden Ihnen kaum etwas sagen, fürchte ich.«
»Richtig, Mrs. Ferrer. Deshalb müssen wir einen anderen Weg gehen und nach Spuren suchen.«
»Welchen?«
»Könnte es sein, dass Ihre Tochter schriftliche Aufzeichnungen hinterlassen hat?«
Ich sah ihre Reaktion im Innenspiegel. Sie hob die Schultern. »Das ist möglich, aber ich weiß es nicht. Es tut mir Leid, ich kann Ihnen dazu nichts sagen.«
»Wie steht es mit ihrem Zimmer?«
»Das ist unberührt. Ich habe es seit dem Tod nicht einmal mehr betreten.«
»Haben Sie etwas dagegen, wenn wir es mal unter die Lupe nehmen? Kann sein, dass wir einen Hinweis finden.«
»Nein, Mr. Sinclair, was sollte ich dagegen haben?«
»Okay, Mrs. Ferrer, dann werden wir jetzt zu Ihnen fahren und die Durchsuchung vornehmen.«
»Ja, das geht.« Sie stieg aus. »Ich werde vorausfahren. Mein Wagen steht auf dem kleinen Parkplatz.«
Jane und ich schauten ihr nach. »Hoffentlich ist es der richtige Weg«, sagte die Detektivin.
Ich hob nur die Schultern…
***
Mutter und Tochter hatten eine kleine Wohnung gemietet, die unter dem
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