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067 - Das Maedchen in der Pestgrube

067 - Das Maedchen in der Pestgrube

Titel: 067 - Das Maedchen in der Pestgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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und fiel der Länge nach hin. Mühsam rappelte ich mich hoch und ging weiter. Noch einmal wagte ich es, die Taschenlampe einzuschalten. Ich hatte das Ende des Raumes erreicht.
    Dann hörte ich wieder die Stimmen. Sie hallten deutlich durch den Schacht zu mir herunter. Mir blieb keine andere Wahl, ich mußte mich unter den Knochen verstecken. Immer tiefer kroch ich in den Knochenhaufen hinein und errichtete vor mir eine Wand aus Knochen und Schädeln.
    Irgend jemand betrat jetzt die Leiter. Ich hoffte, daß man mich nicht entdeckte. Kaum wagte ich zu atmen und lag völlig erstarrt da.
    Eine schwarzgekleidete Gestalt sprang auf den Boden. Sie trug einen weiten Umhang und eine Kapuze, in der sich Augenschlitze befanden. In der rechten Hand hielt sie eine Lampe. Die Gestalt blieb neben der Leiter stehen. Dann tauchten immer mehr vermummte Gestalten auf. Sie waren alle schwarz gekleidet, nur eine trug einen dunkelroten Umhang und eine abstoßend häßliche Maske. Ich zählte die Gestalten. Es waren sechs.
    Die Lampe wurde auf den Boden gestellt und die Kapuzenmänner bildeten einen Kreis um sie, verschränkten die Hände über der Brust und warteten.
    Es war ein schauerlicher Anblick, diese vermummten Gestalten inmitten der Skelette. Ich fühlte mich scheußlich, wagte jedoch nicht, meine Stellung zu verändern. Zu leicht hätte ich mich verraten können. Gottlob, daß die unheimlichen Gestalten nur eine Lampe mitgebracht hatten!
    Ich fragte mich, was diese seltsame Versammlung wohl zu bedeuten hatte und wer die Vermummten waren. Es kam mir so vor, als würde ich schon stundenlang unter den Knochen liegen, dabei konnten höchstens fünf Minuten vergangen sein. Mühsam bekämpfte ich einen Niesreiz.
    Die Kapuzenmänner standen wie Statuen da und starrten auf die Lampe.
    „Es ist Zeit“, sagte der Mann mit dem roten Umhang schließlich.
    Die anderen nickten und knieten nieder. Der rotgekleidete Mann blieb stehen.
    „Beugt die Köpfe!“ sagte der Rote.
    Ich hatte seine Stimmer erkannt. Es war Michael Zamis.
    Sie folgten seinem Befehl. Alle senkten die Köpfe. Dann flimmerte die Luft plötzlich.
    Ich hob den Kopf, um besser sehen zu können.
    Aus der gegenüberliegenden Wand trat Steffi. Sie war völlig nackt. Das lange blonde Haar bedeckte ihre Brüste. Die Augen hatte sie geschlossen, und in den Händen hielt sie den Reliquienschrein, den ich in der Wohnung der Schwestern Reichnitz gesehen hatte. Das Mädchen schwebte durch die Luft.
    Ihre Gestalt war durchsichtig. Ich konnte die dahinterliegende Wand erkennen, sie schwebte zu Boden. Der rote Kapuzenmann verbeugte sich, und die Lampe erlosch.
    Für Sekunden war es völlig dunkel. Dann leuchtete der Schrein. Es war ein blendendes, grelles Licht. Ich mußte die Augen schließen.
    „Ist das Opfer bereit?“ hörte ich Steffis Stimme.
    „Es ist bereit“, sagte das Mädchen. „Folgt mir!“
    Steffi trat an den Schacht und schwebte einfach nach oben. Die vermummten Gestalten stiegen die Leiter hoch.
    Ich blieb mehr als eine Minute ruhig liegen, dann kroch ich über die Knochen und tastete mich zur Leiter vor.
    Was sollte ich tun? Ich wäre natürlich gern die Leiter hochgestiegen, aber ich hatte Angst, entdeckt zu werden. Doch schließlich siegte meine Neugier.
    Vorsichtig stieg ich die Leiter hoch. Die Stimmen wurden deutlicher, sie stimmten einen eigenartigen Gesang an. Ich verstand kein Wort, kletterte vorsichtig weiter, reckte den Kopf und zog ihn blitzschnell wieder zurück.
    Was ich gesehen hatte, reichte mir.
    Die Kapuzenmänner standen im Halbkreis um Steffi herum, die auf dem Boden kniete und den Schrein über ihrem Kopf balancierte.
    Der Singsang verstummte, und ich hörte Michael Zamis’ energische Stimme.
    „Ansuperomin!“ sagte er laut. „Wir flehen dich an, wir beten dich an, wir erbitten deine Hilfe! Sieh unser Opfer, Ansuperomin! Wir bringen es dir dar, damit du uns in unserem Kampf gegen den herrschenden Fürsten der Finsternis beistehst. Wir flehen um deine Gnade! Nimm unser Opfer an!“
    Ich reckte mich nochmals. Die Kapuzenmänner kehrten mir den Rücken zu. Steffi hatte die Augen geschlossen.
    Irgend jemand sollte geopfert werden, das war mir klar. Es war zu dunkel, um Details zu erkennen. Zamis flehte weiterhin Ansuperomin an, der ein französischer Zauberer gewesen war.
    Das Mädchen sagte kein Wort. Die Kapuzenmänner bewegten sich, und ich zog rasch den Kopf zurück. Sie kamen genau auf den Schacht zu. Ich kletterte einige Sprossen hinunter.

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