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067 - Das Maedchen in der Pestgrube

067 - Das Maedchen in der Pestgrube

Titel: 067 - Das Maedchen in der Pestgrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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schwebte zehn Zentimeter über meiner Kehle. Der Graf war zu einer Statue erstarrt. Die Schwestern standen ebenfalls unbeweglich da, nur ihre Augen bewegten sich.
    Neben Steffi war ein Mann aufgetaucht. Sein Gesicht war ein weißer Fleck.
    „Ich bin gerade rechtzeitig gekommen“, sagte der Gesichtslose. „Du konntest mich nicht täuschen, Asmodi. Ich wußte, daß du etwas vorhattest, und ich konnte mir auch denken, was. Du hast deinen alten Körper verlassen und steckst nun im Körper dieses Mädchens, aber das nützt dir nichts. Ich bin mächtiger als du. Viel mächtiger.“
    Der Gesichtslose lachte wieder, und Steffi starrte ihn haßerfüllt an.
    „Ich werde dich vernichten, Asmodi“, sagte der Gesichtslose. „Und dann bin ich Asmodi, der Herrscher der Finsternis. Der Herr der Schwarzen Familie. Du hast zu viele Fehler gemacht. Viel zu viele.“
    Der Gesichtslose hob die Hände, und Blitze zuckten aus seinen Fingerspitzen, die auf den erstarrten Grafen zurasten. Seine Kleidung brannte und dann löste sich sein Körper auf. Zurück blieb nur der Degen.
    Ich konnte mich nicht bewegen.
    Der Gesichtslose wandte sich Steffi zu.
    „Nun zu dir, Asmodi“, sagte er kalt. „Die Verwandlung funktionierte nicht so ganz, wie du es dir vorgestellt hattest. Du bist nun ziemlich machtlos.“
    Er streckte seine Arme aus und berührte leicht die Schultern des Mädchens. Ein Zittern durchlief ihren Körper. Sie schloß die Augen und wand sich hin und her.
    Der Gesichtslose lachte wieder. „Du bist zu schwach, um dich zu wehren. Ich werde dir dein Gedächtnis rauben.“
    Steffi bäumte sich auf, doch die Finger des Gesichtslosen verkrallten sich stärker in ihren Schultern. Ihr Gesicht wurde ausdruckslos. Endlich ließ er sie los, und sie taumelte zurück, stolperte und fiel zu Boden.
    „Du bist vom Tod gezeichnet“, sagte er zu Steffi. „Die Pest wird dich dahinraffen.“
    Steffi atmete schwer.
    Der Gesichtslose wandte sich nun den Schwestern Reichnitz zu.
    „Jetzt bin ich Asmodi“, sagte er laut. „Ich bin nun das neue Oberhaupt der Schwarzen Familie. Und ihr werdet mir gehorchen.“
    Unverständliche Worte kamen über seine Lippen, und seine Bewegungen wurden heftiger. Dann konnten sich die Schwestern wieder rühren. Sie verneigten sich stumm, knieten nieder, und er berührte flüchtig ihre Schultern. Sie standen auf und gingen an mir vorbei aus dem Zimmer.
    Der Gesichtslose wandte nun mir den Kopf zu. Er trug einen seltsamen schwarzen Anzug. Ich sah dunkles, wirres Haar und hatte den Eindruck, als würden mich unheimliche Augen anstarren, obgleich sein Gesicht nur ein weißer Fleck war.
    Er kam auf mich zu und blieb einen Schritt von mir entfernt stehen.
    „Steh auf!“ sagte er.
    Ich folgte seinem Befehl.
    Er legte beide Hände auf meine Schultern, dann stieß er einen überraschten Ausruf aus und trat einen Schritt zurück.
    „Wer bist du?“ fragte er.
    „Ferdinand Dunkel“, sagte ich.
    Er schüttelte den Kopf. „Du bist jemand anderer. Ich spüre es ganz deutlich. Ich kann dich nicht töten.“
    Mehr als eine Minute stand er ruhig da.
    „Aber ich kann dir die Erinnerung rauben“, sagte er schließlich. „Das kann ich.“
    In der konturlosen Fläche des Gesichtes glühten plötzlich dunkle Augen, die mich anstarrten. Kreise drehten sich vor mir, dann verschwamm alles.
    Ich schlug die Augen auf. Der Salon war leer. Ich starrte an mir herunter. Meine Kleider waren zerfetzt, und ich hatte Schmerzen. Je eine Stichwunde in der Schulter, dem Bein und dem linken Arm. Verwundert blickte ich mich um. Auf dem Boden lag Steffi. Sie atmete schwach. Schwankend ging ich zu ihr und hob sie hoch. Die Schulterwunde schmerzte höllisch, und ich hatte Mühe, das Mädchen auf die Arme zu nehmen.
    Verzweifelt versuchte ich mich zu erinnern. Ich war ins Haus gekommen und hatte kurz mit den Schwestern Reichnitz gesprochen. Mehr wußte ich nicht. Ich fragte mich, woher meine Wunden rührten.
    Endlich hatte ich das bewußtlose Mädchen hochgehoben. Ich stieß die Tür mit dem Fuß auf, kam dabei ins Taumeln und wäre fast hingefallen. Keuchend durchquerte ich die Diele, trat auf den Gang hinaus und stieg die Stufen hinunter.
    Ich nahm mir eine Kutsche und ließ mich zum Haus meines Vaters fahren. Auf der Schwelle der Eingangstür brach ich ohnmächtig zusammen.
    Als ich erwachte, lag ich in meinem Bett. Mein Vater stand neben dem Bett und blickte mich an. „Wo ist Steffi?“ fragte ich.
    „Sie ist tot“, sagte er. „Sie ist

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