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067 - Der grausame Götze

067 - Der grausame Götze

Titel: 067 - Der grausame Götze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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sehr erschöpft zu sein. Sie warf sich in einen Sessel und sagte: „Ich habe ein sehr merkwürdiges Erlebnis hinter mir, Dorian. Ich glaube, wir haben jetzt einen Ansatzpunkt."
    Er schluckte und antwortete: „Genau dieselben Worte wollte ich auch gebrauchen. Eber. diese Worte."
    Sie sah ihn aus halbgeschlossenen Augen an und wartete darauf, daß er weitersprach.

    Dorian versuchte, die Erlebnisse der letzten zwanzig Stunden einzuordnen. Es gelang ihm nicht. Noch nicht. Er brauchte noch mehr Informationen. Er reichte Coco ein volles Wodkaglas und fragte ruhig: „Du warst also bei Sarchow. Etwa sieben Stunden lang. Was habt ihr besprochen? Habt ihr überhaupt etwas besprochen?"
    „Ja, natürlich", antwortete sie. „Sarchow, und nicht nur er, sondern alle Übermenschen haben große Probleme, ohne diese Probleme zu kennen."
    „Welche Probleme?"
    „Wir haben ein Duell ausgetragen. Er akzeptierte mich, weil ich ihm beweisen konnte, daß ich früher eine aktive Hexe gewesen bin", berichtete Coco. Sie war tatsächlich erschöpft. „Sie wissen noch nicht, welches Ultimatum sie steilen sollen. Sie sind Menschen mit außerordentlichen Fähigkeiten, die sie von allen anderen unterscheiden. Aber sie sind keine Dämonen. Noch nicht. Ich habe mit Sarchow geflirtet und versucht, ihm ein normales menschliches Gefühl zu vermitteln. Es war rührend und auch erschreckend, wie er darauf reagierte. Fast wie ein Kind. Er sehnt sich nach Liebe, Verständnis und Freundschaft. Die Gruppe ist kein Ersatz, denn alle haben die gleichen Probleme." „Ich habe dasselbe herausgefunden, allerdings war Tamara die Versuchsperson. Nach allem, was ich weiß, ist sie die einzige unter den Besessenen, die noch einigermaßen vernünftig ist. Ihr Verstand ist nicht geschädigt. Und sie ist alt genug, um zu begreifen."
    Langsam nickte Coco. Sie war nun sicher, daß sie nicht umsonst nach Dormogorsk gekommen waren.
    „Du willst doch etwas Bestimmtes sagen, Dorian, nicht wahr?" fragte sie geduldig.
    „Sicher. Tamara braucht mich. Sie braucht Liebe. Ebenso wie Sarchow, nur auf andere Art und Weise. Sie ist kein Mensch, der seine Lage mit der Gelassenheit und Gründlichkeit eines Philosophen überdenken kann. Ich glaube, ich muß dich bitten, sehr viel Verständnis aufzubringen."
    Er erzählte ihr, was vorgefallen war, und was er mit Tamara besprochen hatte. Sie hörte ihm schweigend zu, und als er fertig war, schenkte sie ihm ein verständnisvolles Lächeln. Doch ihm schien, daß es gezwungen war.
    „Ich muß wohl über meinen Schatten springen", sagte sie einfach. „Aber es fällt mir nicht besonders schwer. Kann sein, daß ich mich später darüber ärgern werde."
    „Das ist wahrscheinlich", erwiderte Dorian erleichtert.

    Es vergingen achtundvierzig Stunden. Es war nicht viel, was sich in Dormogorsk änderte. Ein paar Bewohner unterdrückten ihre Furcht und wagten sich aus den Häusern, um die Tiere zu versorgen und wichtige Arbeiten durchzuführen. Als sie sicher waren, daß niemand sie angreifen oder stören würde, arbeiteten sie weiter. Aber die Aktivitäten beschränkten sich auf Teile der kleinen Siedlung, die vom Zentrum weit entfernt waren, fast an der unsichtbaren Grenze und im Blickfeld der Soldaten.
    Schon im Morgengrauen des nächsten Tages merkte Dorian, daß Tamara unruhig wurde.
    Er erwachte, als sie sich stöhnend herumwarf und Worte in einer Sprache ausstieß, die nicht einmal er kannte. Ihr Körper war schweißbedeckt. Dorian beugte sich über sie und packte sie an den Schultern. Tamara stöhnte auf und riß sich mit einer einzigen schnellen Bewegung los. Sie schlief noch immer - oder stand sie wieder im Bann des Dämonen?
    „Tamara! Wache auf!" sagte er laut und versuchte, ihre Handgelenke festzuhalten. Aber der Körper, der noch vor wenigen Stunden voller Leidenschaft gewesen war, geriet wieder unter den Einfluß des Bösen.
    Tamara riß sich ein zweites Mal los, sprang auf und rannte durch das halbdunkle Zimmer. Die Tür zum Bad schlug hinter ihr zu. Sekunden später hörte Dorian ein Würgen. Sie übergab sich.
    Er setzte sich auf. Er wußte, daß nun wieder die Besessenheit nach Tamara und den anderen griff. Nachdenklich ließ er die letzten zwei Tage vor seinem inneren Auge vorüberziehen. Es waren fünfzig Stunden des Taumels, der Hoffnung und der Ungewißheit gewesen. Sie hatten die Zeit fast nur innerhalb des Hauses verbracht. Hin und wieder hatten sie auch das Schwimmbecken benutzt, das auf der Südseite lag.

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