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067 - Der grausame Götze

067 - Der grausame Götze

Titel: 067 - Der grausame Götze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Gelegentlich hatte Tamara einen Imbiß zubereitet.
    Sie hatten über alles gesprochen, worüber sie sprechen konnten. Der Dämonenkiller kannte nun alle Einzelheiten aus Tamaras Lebe und aus der furchtbaren Zeit der physischen Erstarrung. Er konnte sich in Tamaras Welt einfühlen.
    Darüber hinaus hatte er versucht, Tamara davon zu überzeugen, daß es sinnlos war, die Welt der Macht des Bösen zu unterwerfen. Hatte er es geschafft? Er wußte es nicht. Er hatte viel erlebt und er wußte, daß selbst körperliche Liebe keine Gewähr dafür war, daß der andere die wirkliche Liebe erfuhr.
    Er wußte plötzlich, daß die Zeit des Einverständnisses mit Tamara vorüber war. Er stand auf und zog sich schnell und schweigend an. Das Geräusch des fließenden Wassers verstummte. Die Tür öffnete sich einen Spalt.
    Tamara sah ihn ausdruckslos an.
    „Dorian, du mußt gehen!" sagte sie stockend und undeutlich. Sie sah krank und müde aus.
    „Warum muß ich gehen?" fragte er, obwohl er die Antwort wußte.
    Plötzlich wurde Tamaras Stimme hart und kalt. Es war nicht mehr sie selbst, die ihre Worte formte - es war der Dämonengeist der Gruppe.
    „Geh jetzt! Sonst mußt du mit uns kommen. Der Dämon ruft. Schnell, Dorian!"
    Sie riß die Tür auf. Im Halbdunkel des Raumes wirkte ihr Körper plötzlich verwandelt. Er war unnatürlich angespannt und aufgerichtet.
    Dorian sagte: „Ich gehe. Wie lange hast du noch Zeit?"
    Sie schüttelte wild den Kopf. Die rotblonde Mähne flog hin und her. Ihre Stimme klang für einen Augenblick wieder vertraut, als sie stoßweise sagte: „Geh jetzt! Ich weiß nicht! Ich weiß nichts ... Der Dämon schreit nach uns allen! Sie werden mich holen! Geh, Dorian!"
    Er drehte sich um und verließ langsam den Raum. Er ging durch die leere Küche und hinaus in die Morgendämmerung. Nach weniger als drei Tagen, in denen sie relativ zugänglich gewesen waren, gerieten die Übermenschen jetzt wieder in teuflische Verzückung. Nachdenklich kehrte Dorian zum Hotel zurück. Merkwürdigerweise brannten die Straßenlampen.
    Ein Geräusch lenkte ihn ab. Hinter den Büschen eines Vorgartens knackten Äste. Dann ertönte ein dumpfes Stöhnen. Er blieb stehen, orientierte sich und war mit wenigen Sprüngen am Straßenrand. Dann hielt er den Atem an und lauschte regungslos. Sein Herz schlug plötzlich hart und trocken.
    In den Büschen bewegte sich etwas langsam. Das Geräusch konnte von einem kriechenden Tier verursacht worden sein. Dorian schob die Zweige auseinander und blickte auf den Rasen, der von Unkraut überwuchert war. Eine breite Spur zeichnete sich ab. Sie kam vom Haus, das völlig dunkel war. Doch die Terrassentür war weit geöffnet.
    Wieder dieses Stöhnen, das in Gurgeln und Würgen überging. Dorian lief los, schlug einen Bogen und sprang über den halbhohen Zaun. Dann lief er durch das hohe Gras bis zu der breiten Spur und in der Spur zurück zum Gebüsch. Der Himmel begann sich im Osten zu röten. Das einzige Geräusch, das der Dämonenkiller deutlich wahrnehmen konnte, war das Donnern einer Propellerturbine in der Ferne.
    Zwei Schritte vor dem Gebüsch hielt Dorian inne und ging schließlich vorsichtig weiter. Er schob die Äste mit den dicken Blättern zur Seite und drang in die Büsche ein.
    Die Sträucher bildeten hier einen Kreis. In ihrer Mitte befand sich eine kleine Lichtung. Ihr Durchmesser betrug nicht mehr als zwei Meter. Diese, freie Fläche, über die sich Zweige und Äste spannten, war fast völlig dunkel. Tautropfen sprühten von den Blättern. In der Mitte der freien Fläche lag ein helleres Bündel. Als Dorian näher trat, ertönte wieder das Stöhnen.
    „Verdammt! Was ist das?"
    Dorian winkelte die Arme an, zog den Kopf zwischen die Schultern und drang in das Gebüsch ein. Er bückte sich und bemerkte, daß er einen Menschen vor sich hatte. Der alte ausgemergelte Körper war nackt und schmutzig.
    Dorian handelte schnell. Er packte den Greis unter den Armen, verschränkte die Hände vor dem eingefallenen Brustkasten und zog den leichten Körper aus den Büschen hervor. Der Mann versuchte, sich zu wehren.
    „Ganz ruhig!" murmelte Dorian. „Ganz ruhig. Ich helfe Ihnen. Keine Angst, ich bin es, Hunter." Nachdem er den Körper in das hellere Licht der Morgendämmerung hinausgezogen hatte, erkannte er den Mann. Es war einer der Teufelsanbeter. Er lag, wenn ihn nicht alles täuschte, im Sterben. Dorian löste seinen Griff, nachdem er den Greis vorsichtig ins weiche Gras gebettet

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