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067 - Der grausame Götze

067 - Der grausame Götze

Titel: 067 - Der grausame Götze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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hatte.
    Wieder stöhnte und seufzte der alte Mann. Auch seine Augen waren geschlossen, wie die Tamaras. Er war geistesabwesend. Die Besessenheit hielt ihn in ihren Klauen.
    „Was ist los? Ihnen ist nicht gut?" fragte der Dämonenkiller.
    Die Antwort war ein unverständliches Lallen und Stottern. Der Alte versuchte nicht, etwas zu erklären. Seine Zunge gehorchte ihm nicht mehr. Dorian schob vorsichtig mit dem Daumen eines der Augenlider hoch. Die Haut war trocken und faltig wie raschelndes Pergament. Weiße Augäpfel starrten ihm blicklos entgegen.
    Der Körper im Gras begann zu zucken. Es war, als würde Strom durch ihn hindurchgeleitet. Das Zittern verstärkte sich. Die Glieder bebten, und die Muskeln spannten und lockerten sich unaufhörlich. Der weiße Körper mit den schmutzigen Knien und den schlammbedeckten Händen krümmte sich zusammen. Dann stieß der Greis einen zitternden hohen Schrei aus, entspannte sich und lag völlig still da.
    „Tot!" sagte Dorian heiser und stand auf.
    Es waren nur noch sechsunddreißig. Drei Dutzend Besessene wurden von dem Dämon zusammengerufen, dem sie ihre Seelen überantwortet hatten. Die Belastung war für diesen Körper zu groß gewesen.
    Dorian sah ein, daß er nichts mehr tun konnte. Er ging wieder hinunter zur Straße. Das Dröhnen des Flugzeugmotors verstummte so plötzlich, wie es eingesetzt hatte.
    Alles blieb still. Kein Stöhnen, keine Schritte, keine Schreie aus den umliegenden Häusern. Als Dorian Hunter den Eingang des Hotels sah, in dem sich die ersten zögernden Sonnenstrahlen spiegelten, zuckte er zusammen und blieb wie angewurzelt stehen.
    Ein wütender, schneller Trommelwirbel ertönte. Die unheilverkündenden dumpfen Schläge kamen aus dem Kulturhaus, aus dem Versammlungsort, wo der Götze ruhte. Tagsüber war er unter dem schwarzen Tuch erstarrt und kalt. Aber bei1Einbruch der Dunkelheit begann, er zu leben, und gegen Mitternacht wurde er aktiv. Das wußte Dorian von Tamara.
    „Die Trommel!" murmelte Dorian verblüfft. Aber dann begriff er. „Sie fangen dieses Mal nicht erst in der Abenddämmerung an!"
    Die Signale der Trommel riefen die Teufelsanbeter zusammen. Durch die Vereinigung ihrer neuerworbenen Geisteskräfte hauchten sie ihrem Dämonen vorübergehend Leben ein. Und dann kontrollierte er sie und ließ sie zu Tieren werden.
    Das konnte nur bedeuten, daß der Dämon jetzt erwachte. Dorian hastete auf das Hotel zu. Er riß die Flügeltüren auf und stürmte zu Cocos Zimmer. Er schlug mit der Faust gegen die Tür.
    Aber sie rief bereits: „Komm herein! Ich habe dich laufen sehen. Es geht los!"
    „Für einen von ihnen kommen die Trommelsignale zu spät!" sagte er. Er wartete, bis sich Coco ganz angekleidet hatte. Die Trommel veränderte jetzt den Rhythmus. Wahrscheinlich signalisierte sie jetzt eine andere Botschaft. Hin und wieder hörte man aus der Siedlung Schreie und Zurufe, krachende Türen und hastige Schritte.
    „Was sollen wir tun?" fragte Coco aufgeregt. „Vielleicht haben wir eine Chance, aus diesem Wahnsinn zu entkommen."
    „Wenn die Blutorgie auf dem Höhepunkt angelangt ist, werden wir versuchen, zu Kiwibin zu flüchten", sagte er. „Ich habe von Tamara alles erfahren. Wir haben uns nicht getäuscht."
    „hinverstanden. Unser Gepäck können wir hier lassen."
    Sie' wußten, daß sie in Gefahr waren. Zwar war Dorians Gesichtshaut nicht von Linien und Streifenmustern gezeichnet, aber sie hatten das deutliche Gefühl, daß sich etwas zusammenbraute. Vor dem Hoteleingang zog Dorian seine Freundin in die entgegengesetzte Richtung - fort von der Kultstätte der Teufelsanbeter.
    Sie liefen über den breiten Kiesweg. Als sie zwischen den Tannen herauskamen und über die flachen Steinstufen sprangen, erscholl fast direkt vor ihnen der dumpfe Gesang, den sie bereits kannten.
    Keine zwanzig Meter vor ihnen war die Spitze des Zuges. Mindestens dreißig Besessene hinkten, schlurften, taumelten und stolperten auf die beiden Parlamentäre zu. Ihre Münder standen weit offen. Die Töne, die aus ihren Kehlen kamen, hatten nichts Natürliches mehr. Es war ein Röcheln, Schreien und Fisteln.
    Coco blieb stehen. Ihre Finger krallten sich um Dorians Hand.
    „Sie sind alle - wahnsinnig!" flüsterte sie heiser. „Schlimmer als beim ersten Tanz."
    Dann erkannte sie, daß der Zug heute ein anderes Aussehen als vor Tagen hatte. Die Fackeln fehlten. Statt der Fackeln trugen viele der Besessenen alte rostige Waffen, die aus allen Epochen stammten.

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