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067 - Der Redner

067 - Der Redner

Titel: 067 - Der Redner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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fünfzehntausend Pfund?«
    »Ja, soviel war er mir schuldig. Aber das Geld bedeutet im Augenblick gar nichts. Ich bin noch ganz benommen von diesem schrecklichen Unglück! Der arme Henry!«
    »War die Versicherung auf den Namen Dissel ausgestellt?« unterbrach ihn der Redner.
    Theodor zögerte.
    »Nein, unser Familienname ist -«
    »Stalmeester. Das weiß ich.«
    Theodor war etwas aus der Fassung gebracht.
    »Wir haben unseren Namen durch gerichtliche Eintragung ändern lassen -« begann er.
    »Das ist mir auch bekannt. Ihre Mutter hatte zwei Brüder. Einer hieß Theodor Louis Hazeborn, der andere Henry Frederick Dinehem. Eine Woche nach Ihrer Geburt meldete Ihre Mutter Sie als Henry Frederick Dinehem auf dem Standesamt an. Aber eine Woche später zog sie in eine andere Gegend Londons und hatte zu jener Zeit eine heftige Auseinandersetzung mit Ihrem Onkel Henry. Um ihn zu ärgern, ging sie zum zweitenmal auf das Standesamt und meldete Sie als Theodor Louis Hazeborn an. Die Namen Ihres zweiten Onkels.«
    Theodor wurde bleich und schwieg.
    »Sie haben ein Doppelleben geführt, und Ihre beiden Namen sind Ihnen sehr zustatten gekommen. Mit einem kleinen Schnurrbart waren Sie, Henry Dissel in Brüssel, und hier in London traten Sie als Theodor auf. Und in beiden Städten haben Sie gestohlene Steine gekauft. Sie sind einer der größten Hehler. Das inkorrekte Verhalten Ihrer Mutter hat der Polizei viele Schwierigkeiten bereitet.«
    »Sie sind wahnsinnig!« rief Theodor. »Mein Bruder -«
    »Sie sind doch selbst Ihr Bruder - und als Sie über Bord fielen, war das für Sie nicht weiter gefährlich. Ich sah doch in Ihrem Büro in Brüssel ein Diplom für Schwimmen über lange Strecken. Ihnen ist es nicht schwergefallen, an Land zu kommen. Und ich wette, daß in der Nähe von Dover ein Auto für Sie bereitstand. Lange genug habe ich darauf gewartet, Sie abzufassen. Nehmen Sie Ihren Hut und kommen Sie mit zur Polizeistation!«

Mord in Sunningdale
    Der Redner hatte einen Abteilungs-Chef, der ihm wenig Sympathie entgegenbrachte. Für gewöhnlich sind Vorgesetzte mit ihren Untergebenen nicht zufrieden, weil sie zuviel sprechen, aber in diesem Fall war es umgekehrt. Mr. Rater schwieg sich meistens aus und reizte gerade dadurch seinen Vorgesetzten zu größter Wut.
    Major Dawlton bewohnte eine Villa in Sunningdale und hatte deshalb von vornherein ein besonderes Interesse für den Fall Aliford Gray. Er hatte Frau und Kinder, die in ihm einen bedeutenden Mann sahen, und bei seinen Nachbarn stand er in hohem Ansehen. Sie freuten sich, wenn sie einmal zum Essen eingeladen wurden und ihre Kenntnisse über Polizei und Verbrecherwelt erweitern konnten.
    In Wirklichkeit hatte der Major kaum eine Ahnung von den Methoden, Verbrecher aufzuspüren und sie zu überführen. In der Hauptsache war er Verwaltungsbeamter, der sich mit finanziellen und statistischen Angelegenheiten zu beschäftigen hatte. Dies soll jedoch nur nebenbei bemerkt sein, und man muß zugeben, daß der Redner nicht leicht zu behandeln war und man sich wohl über ihn ärgern konnte.
    Mrs. Aliford Gray war eine hübsche, schlanke Witwe von etwa dreißig Jahren. Ihre ausdrucksvollen Augen und ihr dunkles Haar standen in reizvollem Gegensatz zu ihrer etwas blassen Gesichtsfarbe. Ihr Blick war fast immer traurig und melancholisch. Sie wohnte in Fernley Cottage, einer kleinen Villa, die ein wenig abseits von der Hauptstraße lag und Mr. Leicester Vanne gehörte. Das Haus war wunderbar eingerichtet und besaß einen zwei Morgen großen, gepflegten Garten. Mrs. Gray hielt zwei Dienstboten, eine Frau von mittleren Jahren und deren Tochter, die zehn Minuten von der Villa entfernt wohnten. Sie selbst schlief ohne die geringste Furcht nachts allein in dem Haus.
    Ihr bester Freund war Mr. Leicester Vanne, ein reicher junger Mann, der in der Park Lane wohnte. Es war nicht das geringste gegen ihn einzuwenden, aber er hatte eine Eigenschaft, die ihn auch mit Chefinspektor Rater in Verbindung brachte.
    Eines Abends suchte ihn der Redner auf. Mr. Vanne ging nachdenklich in seinem Arbeitszimmer auf und ab und hatte die Hände in den Taschen vergraben. Mrs. Gray stand am Fenster und konnte ein Lächeln nicht ganz unterdrücken.
    »Mir tut die Sache wirklich leid, Mr. Rater«, erklärte Vanne mit tiefem Bedauern. »Aber Sie müssen sich auch vorstellen, daß dieser Mann Mrs. Gray in der übelsten Weise beschimpfte. Es ist doch verständlich, daß ich mich vergessen habe.«
    »Sie haben den Mann

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