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067 - Der Redner

067 - Der Redner

Titel: 067 - Der Redner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Hause. Er ist heute morgen fortgefahren. Soviel ich weiß, ist er nach Paris gereist.«
    Er sprach etwas zu laut, und Mr. Rater sah ihn scharf an.
    »Ich bin Polizeibeamter«, sagte er nur und beobachtete, daß die Augenlider des Hausmeisters nervös zuckten. »Ich möchte einen Brief an Mr. Linstead schreiben. Lassen Sie mich bitte herein.«
    Mr. Aldred nickte stumm, führte ihn in das vornehme Arbeitszimmer und drehte das Licht an. Der Redner setzte sich an den Schreibtisch, sah sich im Zimmer um, bückte sich dann und nahm den Papierkorb auf. Darin fand er zwei zusammengeknitterte Briefumschläge, legte sie auf den Tisch und glättete sie. Der eine war von Betty adressiert und am vergangenen Vormittag aufgegeben worden.
    Mr. Rater winkte den Hausmeister zu sich.
    »Dieser Brief wurde heute morgen an Mr. Linstead abgeschickt und ist heute nachmittag hier angekommen. Wer hat ihn denn geöffnet?«
    Der Mann schluckte verlegen, sagte aber nichts.
    »Dr. Linstead hat das Schreiben erhalten und gelesen«, fuhr Mr. Rater fort. »Er kann also nicht heute morgen nach Paris gefahren sein.«
    Mr. Aldred war in die Enge getrieben und wußte nichts zu erwidern.
    »Wohin ist Mr. Linstead gegangen?«
    Der Hausmeister schüttelte nur den Kopf und murmelte zusammenhanglose Worte. Offenbar wußte er darüber auch nichts Genaueres. Er sagte schließlich, daß Mr. Linstead zwei Häuser auf dem Lande besäße und manchmal dorthin führe. Das eine lag in Brighton, das andere in Sunningdale. Außerdem hatte sein Herr einen Bungalow an der Themse, dessen Lage Aldred aber nicht kannte. Und die Themse war ein langer Fluß, wie der Redner ironisch bemerkte, an dem viele Villen und Bungalows reicher Leute standen.
    Mr. Rater fragte auch die anderen Dienstboten aus, konnte aber nichts von ihnen erfahren. Wenn jemand etwas über Mr. Linsteads Aufenthalt wußte, so war es Mr. Aldred, aber der hüllte sich in Schweigen. Schließlich schickte ihn der Chefinspektor weg und beriet sich mit Mr. Menden.
    »Meiner Meinung nach ist die Sache nicht so ernst, wie Sie annehmen. Aber ich werde schon mehr herausbringen, wenn ich mir diesen Hausmeister einmal vornehme. Gehen Sie eine Stunde lang spazieren und kommen Sie dann wieder. Sie wissen wohl, daß ich in dieser Angelegenheit keinen amtlichen Auftrag habe und daß ich mich den größten Schwierigkeiten aussetze, wenn ich noch weitere Schritte unternehme.«
    Als sich der junge Mann entfernt hatte, rief der Redner Mr. Aldred und gab sich eine halbe Stunde lang mit ihm ab. Er verhörte ihn in der schärfsten Weise, durchsuchte die offenen Schubladen des Schreibtisches und nahm endlich ein paar Bände von Mr. Linsteads okkultistischen Büchern vom Regal. Als er darin blätterte, lernte er Teufel und Götter kennen, von deren Existenz er bisher keine Ahnung gehabt hatte. Aber seine hauptsächlichste Entdeckung machte er in einem Fach des Schreibtisches.
    Als Artur Menden zurückkam, hatte Mr. Rater seine Nachforschungen zu einem gewissen Abschluß gebracht und sich eine Meinung gebildet.
    »Ich glaube nicht, daß Ihrer jungen Frau eine Gefahr droht. Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, gehen Sie jetzt ruhig nach Hause und legen sich schlafen. Ich warte hier, bis Onkel Julian auftaucht.«
    »Wissen Sie denn, wo er sich augenblicklich aufhält?«
    Der Chefinspektor schüttelte den Kopf.
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung, aber darauf kommt es im Moment auch gar nicht an«, erwiderte er kurz.
    Menden verabschiedete sich widerwillig von ihm, aber er war zu aufgeregt, um sich zur Ruhe zu legen. Als der Redner später zum Fenster hinausschaute, sah er den jungen Mann auf der anderen Seite der Straße auf- und abgehen.
    Um halb sieben Uhr morgens hörte Mr. Rater, daß jemand das Haustor aufschloß, kam dem Hausmeister zuvor und schickte ihn wieder in sein Zimmer zurück. Dann öffnete er schnell die Tür.
    Julian Linstead sah übermüdet aus und war so schläfrig, daß er nicht einmal bemerkte, daß ein Fremder in der Halle stand. Er ging an ihm vorbei und begab sich sofort in sein Arbeitszimmer. Dort wunderte er sich über den Zigarrenrauch, der von Mr. Raters Zigarre herrührte, und als er sich umwandte, stand der Chefinspektor vor ihm.
    »Was - was ist denn passiert?« fragte er mit stockender Stimme.
    »Ich bin Ihretwegen hier!«
    Linstead erkannte ihn plötzlich.
    »Sie sind doch Mr. Rater von Scotland Yard?« erwiderte er erregt und nervös.
    Der Redner nickte.
    »Wo ist Miss Linstead?« fragte er dann

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