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067 - Der Redner

067 - Der Redner

Titel: 067 - Der Redner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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obwohl er selbst mit dieser frivolen Handlungsweise nicht einverstanden war. Er traf Johnny Crewe, der ihn kannte, unten im Vestibül. Der junge Mann sah düster drein, denn er hatte in einem unüberlegten Augenblick das Stück gekauft.
    Er führte Mr. Rater zu dem kleinen Direktionsbüro und klärte ihn über die Lage auf. Mr. Rater, für den Geld eben Geld bedeutete, hörte ihm betroffen zu.
    »Das sieht allerdings schlimm aus. Da sind Sie wohl hereingefallen«, meinte er schließlich. »Unglücklicherweise kann man ihn nicht einmal verhaften, weil er Ihnen unter Vorspiegelung falscher Tatsachen Geld abgenommen hat. Haben Sie den Vertrag schon unterschrieben?«
    Johnny erklärte ihm, daß die Sache dadurch abgeschlossen werden sollte, daß er sein Einverständnis mit dem Brief Freddie Vanes erklärte. Auf alle Fälle war er so schlau gewesen, einen Rechtsanwalt um Rat zu fragen.
    »Es tut mir leid um Sie«, sagte Mr. Rater, und diese Sympathiekundgebung deprimierte Johnny noch mehr.
    »Es ist ja nicht gesagt, daß es ein absoluter Hereinfall ist«, versuchte er sich selbst zu trösten. »Das Stück kann immer noch durchgehen. Dian hat heute morgen ein Telegramm von Alana erhalten. Sie wünscht ihr Glück zu der Uraufführung. Aber es klingt recht komisch.«
    Er suchte in seinen Taschen, fand das Formular und reichte es dem Redner.
Alles Gute zur Uraufführung. Vergiß meinen alten Trick nicht und lasse die Privattür nach dem Bühnenausgang auf. Das bringt Glück.
    »Was ist denn das für eine Privattür?« fragte Mr. Rater.
    Johnny erwiderte ihm, daß aus dem Garderobenraum der Primadonna ein Privatgang auf die Straße führte. Alana hatte die Eigentümlichkeit, bei jeder Uraufführung diese Tür unverschlossen zu lassen, so daß sie sofort unbemerkt aus dem Theater gehen konnte, wenn das Stück beim Publikum eine schlechte Aufnahme fand.
    »Natürlich hat sie die Tür niemals benützen müssen, aber ich kann mich schon in ihre Gefühle versetzen«, schloß er.
    Der Chefinspektor entgegnete darauf nichts. Nachher suchte er sich einen Endsitz in einer Reihe aus, denn auch er wollte die Möglichkeit haben, das Theater zu verlassen, wenn das Stück zu langweilig sein sollte.
    Dian saß in hoffnungsloser Verzweiflung in ihrem Garderobenraum. Seit einer Stunde war sie für den ersten Akt angekleidet, geschminkt und gepudert. Hilflos sah sie dem unausbleiblichen Mißerfolg entgegen. Das Stück, die Musik, die Einstudierung - alles war schlecht. Ja, wenn sie in einem erfolgverheißenden Werk die Hauptrolle hätte spielen können - dann hätte sie eine Chance gehabt, sich die Gunst des Publikums zu erringen.
    Sie sah sich in dem luxuriös eingerichteten Raum um, der bis jetzt von Elsa benützt worden war.
    Das Stück mochte vielleicht eine Woche lang auf dem Spielplan stehen, im günstigsten Fall einen Monat. Und Johnny mußte dafür zahlen. Er war reich genug, daß er den Verlust verschmerzen konnte, aber trotzdem würde es ein schwerer Schlag für ihn sein. Sie fühlte, daß die ganze Verantwortung des Abends auf ihr ruhte.
    Plötzlich dachte sie an Alanas merkwürdige Warnung und klingelte der Garderobenfrau. Aber es ging heute wirklich alles verkehrt. Die Frau, die sie sonst betreute, hatte für den Abend abgesagt, weil sie krank geworden war. Ihre Stellvertreterin hatte dunkle Hautfarbe, graue Haare und trug außerdem ein Klebepflaster im Gesicht.
    »Mein Alter hat mich so verprügelt«, erklärte sie, aber Dian war nicht geneigt, auf die häuslichen Sorgen anderer einzugehen.
    Die Frau verstand jedoch ihre Sache aufs beste.
    »Haben Sie draußen die Tür aufgeschlossen? Der Schlüssel hängt nicht am Haken. Miss Alana hat die Tür bei Premieren immer aufgelassen.«
    Dian öffnete ihre Handtasche und gab der Garderobenfrau den Schlüssel. Sie verschwand, kehrte aber sofort zurück und legte den Schlüssel wieder auf den Tisch.
    »Ist doch merkwürdig, was die Schauspielerinnen oft für Schrullen haben«, sagte sie mit ihrer heiser krächzenden Stimme. »Übrigens hat jemand eine Flasche Sekt für Sie geschickt. Ich glaube bestimmt, daß es Mr. Crewe war. Er sagte, Sie müßten sich Mut antrinken, bevor Sie heute abend auf die Bühne gehen.«
    »Nein, ich will nichts trinken«, entgegnete Dian müde und abgespannt.
    »Aber das ist sicher gut. Dann werden Sie wieder lustig und frisch. Und vor allem wünscht es Mr. Crewe.«
    Ohne Dians Zustimmung abzuwarten, öffnete sie die Flasche und schenkte ein Glas ein ...
    Eine

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