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067 - Der Redner

067 - Der Redner

Titel: 067 - Der Redner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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nicht gesagt hätte, daß ich in der Mordnacht in meinem Bett gelegen hatte. Er wußte sehr gut, daß er mit mir auf dem Bloomsbury Square zusammengestoßen war, denn er hatte mich an der Stimme erkannt. Dagegen glaubte er bestimmt, daß ich ihn nicht erkannt hätte. Aber ich hatte einen Anhaltspunkt - die Nadel einer Injektionsspritze, die er bei dem Zusammenstoß verloren hatte, drückte sich in meine Sohle ein.
    Nach seiner Verurteilung besuchte ich Dr. Lexivell. Er war ruhig und sprach vollkommen offen mit mir.
    »Ich war finanziell erledigt und außerdem Geldverleihern und Wucherern in die Hände gefallen, die mich entsetzlich quälten. Patienten erzählen ihren Ärzten häufig Dinge, die sie nicht einmal ihren Rechtsanwälten anvertrauen würden, und auch der alte Blidfield sagte mir schon bei meinem ersten Besuch, daß er achttausend Pfund in dem Kasten unter seinem Bett verwahrte.
    Es war schwierig, ihm das Geld abzunehmen, ohne selbst in Verdacht zu kommen. Er war ein Hypochonder, und zuerst hatte ich die Absicht, ihm eine Krankheit zu suggerieren und ihm Schlafmittel zu geben. Während seiner Bewußtlosigkeit wollte ich mir dann das Geld aneignen. Aber seine Nichte hinderte mich daran. Sie schlief auch in der Wohnung, und sie sträubte sich fanatisch dagegen, Medikamente zu nehmen.
    Ich sagte dem alten Blidfield, daß sie krank aussähe und nicht genug Schlaf hätte. Daraufhin gab er mir den Schlüssel zu seiner Wohnung, so daß ich auf einen telefonischen Anruf hin zu jeder Nachtzeit ins Haus kommen konnte, ohne daß Miss Olford gestört wurde. Aber auch jetzt hatte ich noch nicht alle Schwierigkeiten überwunden, denn die junge Dame hatte einen sehr leichten Schlaf. Schließlich kam mir eine glänzende Idee. Ich bestimmte sie dazu, bis drei Uhr morgens aufzubleiben, um im Bedarfsfalle ihrem Onkel zu helfen.
    Nach einer Woche wußte ich, daß sie müde genug war, um fest zu schlafen.
    Es gelang mir dann, den alten Blidfield zum Einnehmen eines Schlafmittels zu überreden. Um halb eins kam ich in die Wohnung. Von Miss Olford hatte ich keine Störung zu befürchten. Ich hatte geglaubt, ich könnte den Kasten unter dem Bett vorziehen, in aller Ruhe das Geld herausnehmen und wieder verschwinden. Als ich kam, schlief Blidfield tatsächlich, und ich nahm natürlich an, daß er das Schlafmittel genommen hätte. Aber als ich den Kasten öffnete, rief er mich plötzlich an. Dann entstand ein kleines Handgemenge -«
    Er zuckte die Schultern.
    »Als ich bei dem Zusammenstoß Ihre Stimme hörte, wußte ich natürlich sofort, daß Sie es waren. Aber ich hoffte, daß Sie mich nicht erkannt hätten. Und ich hätte auch nichts gegen Sie unternommen, wenn Sie mir nicht durch Ihre Bemerkung verraten hätten, daß Sie mich nicht nur verdächtigten, sondern für den Mörder hielten. In Ihrem Beruf ist es ein großer Fehler, zuviel zu sprechen.«

Arsen
    Obwohl Chefinspektor Rater vollkommen modern dachte und handelte, hatte er doch eine ungewöhnliche Abneigung gegen neue Erfindungen. Ein begeisterter Verehrer hatte ihm einen kostbaren Radioapparat geschenkt, aber das Gerät blieb sechs Monate lang unbeachtet in einer Ecke stehen. Als sich der Redner dann eines Tages doch damit beschäftigte, funktionierte er nicht, und es dauerte weitere sechs Monate, bis Rater Interesse aufbrachte, um den Teufelskasten in Gang setzen zu lassen.
    Nach und nach söhnte er sich aber mit dem Geschenk aus, und es behagte ihm, andere Leute sprechen zu hören und selbst keine Antwort geben zu müssen. Jeden Tag studierte er nun das Programm in den Zeitungen und stellte seinen Apparat je nach seinen Wünschen ein.
    Musik liebte er nicht besonders und beschränkte sich daher hauptsächlich auf Vorträge. Manchmal weckte ihn dann die Jazzband aus dem Orpheum-Hotel aus dem Schlaf, manchmal wachte er auch von selbst auf. Gelegentlich hörte er sich auch einmal Tanzmusik an, die direkt aus Tanzlokalen übertragen wurde. Am meisten interessierten ihn dabei die kurzen Fetzen der Unterhaltung zwischen den Tänzen, die man hören konnte, wenn die Leute in der Nähe des Mikrofons sprachen.
    Einmal hörte er die Stimme eines Herrn, der über sein Geschäft redete. Er verstand ihn so deutlich, als ob er ihm gegenübersäße:
    »... ich lasse niemals Rechnungen einfach laufen. Ich wußte zufällig, daß er uns nach Glasgow geschrieben hatte .«
    Hier unterbrach ihn das Lachen einer Dame.
    »... ich bin dem faulen Zahler heute morgen im Strand begegnet.

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