067 - Monster-Bestie Gorho
Mercado geriet mit seinem Chrysler in bedrohliche Nähe
des Flammenmeers. Er riß den Wagen herum, um einem Fahrzeug, das quer über der
breiten Avenida zum Stehen gekommen war, auszuweichen.
Der nachfolgende Streifenwagen raste auf die Unfallstelle
zu. Die Uniformierten sprangen heraus. Löschgeräte traten in Aktion, während
zwei beherzte Passanten bereits dabei waren, die verletzten Insassen zu bergen.
Der Dieb versuchte mit dem Sammeltaxi über die Ponte R.
Palma zu entkommen. Doch da war der aufholende Chrysler
de Mercados neben dem Fluchtwagen.
Nicolas de Criola starrte mit brennenden Augen in den
Rückspiegel und mußte die Fahrt verlangsamen, weil der Verkehr um diese frühe
Morgenstunde im Anwachsen begriffen war.
Franco del Calvados handelte kaltblütig. Er öffnete die
Wagentür kletterte hinauf auf das Dach, stützte sich mit Händen und Füßen ab
und sprang dann auf das Dach des direkt neben ihnen fahrenden Sammeltaxis. Auf
dem Dach des fremden Wagens liegend, gelang es ihm die Tür zu öffnen. Nicolas
de Criola versuchte den Tollkühnen dadurch abzuschütteln, daß er den Wagen
plötzlich herumriß.
Franco del Calvados rutschte über das Dach und blieb an
der Tür hängen. De Criola erreichte nicht sein beabsichtigtes Ziel.
Der Wagen kam durch das heftige Gegenlenken ins
Schlingern.
De Criola raste auf den linken Brückenpfeiler zu. Der
Indio sah die Gefahr und versuchte ihr noch auszuweichen. Er riß das Steuer
herum.
Da nahm das Unheil seinen Lauf.
Wie von einer Titanenfaust gepackt, geriet der Wagen ins
Schleudern, raste über die Fahrbahn hinaus, kam auf den Damm, der den Rio Rimac
an dieser Stelle säumte - und überschlug sich.
Eine Zehntelsekunde früher reagierte Franco del Calvados.
Er sprang ab, fiel auf den weichen, grasbewachsenen Boden
zog die Beine ein, rollte sich ab und versuchte so weit wie möglich auf die
Seite zu kommen um von dem sich überschlagenden Auto nicht zerquetscht zu
werden.
Krachend kullerte das Taxi den Abhang hinunter.
Nicolas de Criola wurde aus dem Fahrzeug
herausgeschleudert, das in den braunen Fluten des Flusses verschwand.
Franco del Calvados blieb zehn Sekunden wie erschöpft
liegen. Auf dem Bauch sah er etwa dreißig Meter von sich entfernt den
regungslosen Körper von Nicolas de Criola. Er hatte Arme und Beine weit von
sich gestreckt. In der rechten Faust hielt er etwas umschlossen, das im Licht
der schrägstehenden Morgensonne golden und hell schimmerte.
Die unheimliche Skulptur des Totengottes Arthmon!
Schnaufend raffte del Calvados sich auf und taumelte
hinüber zu dem rätselhaften Besucher, dem die angeblich verhexte Skulptur
offensichtlich nicht das geringste ausmachte!
De Criola begann sich zu regen. Er sah den Schatten, der
quer über ihn fiel und sich auf ihn stürzte.
Die kurze Benommenheit, die den Indio gefangengehalten
hatte, schüttelte er erstaunlich schnell ab und reagierte sofort, als er
merkte, daß sein Gegner ihn hochreißen und festhalten wollte.
Er wollte sich auf die Seite rollen. Doch Franco del
Calvados erkannte die Reaktion im Ansatzpunkt.
Wie ein Raubtier stürzte er sich auf den Indio und
drückte dessen Armgelenke tief in den feuchten, weichen Grasboden.
Capitano Alfredo de Mercado mußte ebenfalls jede Minute
hier eintreffen. Aber das wußte auch der Indio. Ihm kam es darauf an, so
schnell wie möglich von der Bildfläche zu verschwinden. Und er fackelte nicht
lange. In dem schmalen ausgemergelten Körper steckte eine Kraft, wie del
Calvados sie nicht für möglich gehalten hätte.
Es waren unmenschliche Kräfte die de Criola aktivierte,
um seinen verhaßten Gegner so schnell wie möglich auszuschalten.
Del Calvados hatte Muskeln wie Stahl aber er wurde
zurückgedrängt. De Criolas Gesicht verzerrte sich, es gelang ihm, die Rechte
unter den Händen del Calvados zu entwinden - und die Hand frei zubekommen, die
den Totengott Arthmon hielt.
De Criola drückte die Skulptur mitten in Calvados’
Gesicht!
Seine Nackenhaare sträubten sich. Der PSA-Beauftragte warf
den Kopf zurück. Angst und Entsetzen packten ihn. Er merkte wie seine Haut
eiskalt wurde, als würden sich seine Adern zusammenziehen und der Blutstrom in
seinem Körner versiegen.
»Narren!« stieß de Criola angewidert hervor und seine
schmalen grauen Lippen verzerrten sich. »Könnt Ihr es denn nicht erwarten? Er
kommt noch zu euch, aber noch ist seine Zeit nicht angebrochen. Auch wir müssen
Gesetze einhalten.«
Er nutzte das
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