0671 - Killer-Kobolde
nicht mehr los, war ohne Gnade.
Dann erstickte das Schreien.
Nur mehr der Sumpf ›redete‹. Er schmatzte, er schlürfte, er ächzte und griff zu. Laute, die ihm Freude bereiteten, und er zerrte sein Opfer in die Tiefe des Hügels.
The Gump hatte wieder einmal zugeschlagen!
***
Vielleicht ist es Ihnen auch schon so ergangen. Man kommt als Fremder in einen fremden Ort oder eine fremde Stadt und merkt sofort, daß etwas nicht stimmt.
Nicht äußerlich, da ist alles normal, nein, es geht dabei um die Atmosphäre, um das Flair der Stadt, das freundlich, aber auch feindlich sein kann.
Redmoor gab sich feindlich!
Zumindest seine Bewohner. Die etwas düster wirkenden Häuser gehörten einfach dazu, sie paßten auch in diese Jahreszeit, wo die Tage so verdammt kurz waren.
Wir fuhren ein, wir hielten an, wir wollten Fragen stellen, und wir merkten die Feindschaft.
Die Menschen wandten sich ab. Böse, manchmal auch haßerfüllte Blicke trafen uns, so daß wir beide irritiert waren.
»Was haben die gegen uns?« fragte ich.
Suko grinste mich an. »Gegen mich werden sie nichts haben, aber schau mal in den Spiegel.«
Ich drohte ihm mit dem Zeigefinger.
»Ein bißchen nett, nicht wahr?«
»Stimmt doch.«
Ich winkte ab.
Wir hatten den Ort am späten Nachmittag erreicht. Das hieß, die Dämmerung setzte bereits ein, und sie zeichnete ein gewaltiges Bild an den Himmel.
Dunkel und Hell vermischten sich, schufen gewisse Grautöne, die einfach phantastisch waren. Der Wind wehte aus Westen, er spielte mit den Wolken und schuf immer wieder neue Szenerien am Himmel. Den Mond sahen wir hin und wieder auch. Er stand dort wie eine bleiche, hochgestellte Gondel.
Ich atmete seufzend aus und drehte mich um. Suko war ein Stück zur Seite gegangen. Aus einem Schaufenster fiel Licht gegen den schmalen Gehsteig.
Die Tür zu dem Geschäft stand offen. Eine Frau putzte den Laden und schrak zusammen, als Suko sie ansprach.
Sie drehte sich um. Ihr Gesicht verschloß sich, und sie fragte: »Was wollen Sie?«
»Eine Auskunft, wenn es recht ist.«
»Nein.«
»Weshalb nicht?«
Ihre Blicke huschten über Sukos Gestalt. »Gehören Sie zu denen da oben?«
Mein Freund trat einen Schritt zurück und hob verwundert die Schultern. »Wie meinen Sie das denn?«
»Da oben auf dem Hügel. Zu der verdammten Bautruppe. Zu den Fremden, die wir hier nicht haben wollen.«
»Nein, dazu gehören wir nicht.«
»Was suchen Sie dann hier?«
Suko wich einer Antwort aus. »Wir kommen aus London und haben uns vorgenommen, etwas aufzuklären.«
»Ach ja?« Die Frau schob den halbleeren Eimer zur Seite. Sie trug einen Kittel und hatte die Haare unter einem Kopftuch versteckt. Dann lächelte sie. »Wissen Sie was, Mister. Wenn Sie etwas wissen wollen, wenden Sie sich an die Polizei.«
»Die sind wir selbst.«
»Was bitte?« Sie hatte nicht begriffen.
»Wir sind zufällig von der Polizei und suchen einen Mann, wenn Sie verstehen.«
Suko hatte es raffiniert angestellt. Ich hielt mich zurück und mußte schmunzeln, denn ihm war es gelungen, die Neugierde der Frau zu wecken.
»Wen denn?«
»Coburn. James B. Coburn.« Suko hatte sich den Namen ausgedacht und hoffte nur, daß es in Redmoor keinen dieses Namens gab.
Die Frau überlegte, schüttelte den Kopf und schaute an Suko vorbei auf mich. »Den kenne ich nicht… Ein… ein… wie hieß der Mann noch?«
»Coburn.«
»Sorry, der wohnt nicht hier.«
Suko blieb hart. »Aber er muß hier sein.«
»Ja, oben auf dem Hügel. Das kann ich mir vorstellen. Ich kenne die Arbeiter ja auch nicht alle, vor allen Dingen nicht mit Namen. Da kann ich mir vorstellen, daß Sie den Kerl da oben finden. Würde mich nämlich nicht wundern. Was hat er denn ausgefressen?«
»Nichts Schlimmes. Er eigentlich gar nichts. Wir brauchen ihn als einen wichtigen Zeugen.«
»So ist das.« Ihr Interesse erlahmte. Sie griff nach dem Haltering des Eimers. »Da müssen Sie mal hochfahren, Mister, und mit dem Chef der Truppe reden. Er heißt Dr. Eperon. Der war auch schon hier und hat so komische Fragen gestellt.«
»Heute?«
»Ja.«
»Was wollte er denn?«
»Er suchte eine Frau. Eine gewisse Mrs. Sutton, die verschwunden ist. Er wollte wissen, ob wir sie gesehen haben. Sie arbeitet auch da oben, aber sie wohnt hier im Gasthaus. Ich habe immer gesagt, und die anderen sagten es auch, man soll den Hügel in Ruhe lassen! Alles andere bringt nichts, glauben Sie mir. Das gibt nur großen Ärger.«
»Da haben Sie wohl recht.«
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