0672 - Schwingen des Todes
einmal er selbst, trotz der Beinahe-Unsterblichkeit, die ihm das Wasser von der Quelle des Lebens verlieh.
Aber er hatte Nicole Duval verloren.
Die Frau, die er liebte wie sonst niemanden auf der Welt. Die Frau, für die er jederzeit sterben würde. Deren Wohl ihm mehr am Herzen lag als sein eigenes.
Er hatte sie verloren, als die DYNASTIE DER EWIGEN die Erde angegriffen hatte. Als die Attacke durch eine Zeitkorrektur rückgängig gemacht wurde - und statt dessen die Horden der Finsternis die Welt überrannten. In jener falschen Zeitebene waren sie alle gestorben - Millionen von Menschen, die er nicht retten konnte, und seine Freunde, und vor allem Nicole.
Die falsche Zeitlinie war abermals korrigiert worden.
Aber er und die anderen, die dabeigewesen waren, konnten sich trotzdem daran erinnern. Obgleich das eigentlich unmöglich sein mußte. Aber sie wußten noch, was damals passiert war [4]
Und er wußte, welchen Verlust er damals erlitten hatte.
Auch wenn Nicole in der richtigen Zeit natürlich noch lebte. Aber er konnte nie mehr vergessen, was er damals empfunden hatte.
Doch warum sollte er zu Cascal und Amos darüber sprechen? Sein Leid wurde nicht geringer, wenn er es teilte.
»Wir machen es so«, sagte er entschlossen. »Wir gehen zuerst in die Vergangenheit und finden heraus, was mit Rob Tendyke geschah. Anschließend kümmern wir uns ab jetzt sofort um Angelique. Ganz gleich, was wir in der Vergangenheit herausgefunden haben.«
Cascal wollte etwas sagen. Aber Zamorra hob die Hand und deutete mit dem Zeigefinger auf seine Stirn. Yves blieb stumm.
»Fangen wir an«, sagte Zamorra.
***
Stygia beugte sich über Angelique Cascal. Die Frau starb durch ihren eigenen Wunsch, in Kontakt mit ihrem Bruder Yves zu gelangen. Die fremde Magie, die in ihr tobte, zehrte sie dabei aus, verschleuderte alle Lebensenergie auf diesen einen Kontaktversuch, der praktisch zum Scheitern verurteilt war!
Stygia schüttelte den Kopf.
Wer auch immer unter den in Frage kommenden Dämonen hierfür verantwortlich war - sie tippte auf Asmodis -, schien nicht zu bedenken, daß Yves Cascal selbst kein Telepath war und auch darüber hinaus keine Para-Begabung hatte.
Wenn man einmal davon absah, daß alles, was er an negativen Dingen tat, trotzdem auf rätselhafte Weise eine positive Wirkung nach sich zog, aber auf eine völlig unbeabsichtigte Weise Stygia beschloß, daß Angelique noch nicht sterben sollte.
Nicht, weil ihr Weiterleben eine neue Vampirin in die Welt setzte.
Sondern weil Angelique ein brauchbares Werkzeug sein konnte.
Deshalb konzentrierte sich Stygia auf die fremde Magie, die sich in Angelique eingenistet hatte und sie zusehends schwächte und auslaugte. Die Fürstin der Finsternis versuchte diese Magie zu beseitigen.
Es fiel ihr schwerer als erwartet.
Sie hatte sich und ihr Können überschätzt. Ein äußerst mächtiger Dämon hatte Angelique manipuliert, und diesen magischen Block konnte sie nicht so leicht aufbrechen. Einmal mehr wurde ihr klar, daß sie zwar durch einen Trick auf den Thron des Fürsten der Finsternis gelangt war, daß sie aber bei weitem nicht so stark und mächtig war wie die konkurrierenden Erzdämonen. Bisher basierte ihre Autorität weniger auf magischer Macht, sondern darauf, von LUZIFER und seinem Ministerpräsidenten toleriert zu werden; beide hatten nicht dagegen gesprochen, als sie den Knochenthron bestiegen hatte.
Und jetzt hatte sie nur noch LUZIFER auf ihrer Seite. Denn Astardis, der Nachfolger Lucifuge Rofocales, wollte ihre völlige Unterwerfung in jeder Beziehung!
Sie hatte also einen härteren Stand als bisher.
Auch gegen Calderone.
Daher mußte Angelique weiterleben. Als Druckmittel und als Verbündete! Stygia rechnete mit Angeliques Dankbarkeit, wenn die Dämonin der Vampirin das Weiterleben ermöglichte.
Und so kämpfte sie gegen den unglaublich starken magischen Block an, den Asmodis in Angelique verankert hatte.
Der hingegen dachte schon längst nicht mehr daran weil er erreicht hatte, was er wollte.
Und Stygia und Angelique kämpften um Angeliques Überleben!
***
»Zuerst brauchen wir Regenbogenblumen, um die Zeitreise in die Vergangenheit durchzuführen«, sagte Sid Amos.
Zamorra deutete mit dem ausgestreckten Daumen über die Schulter in Richtung Hinterhof. »Da haben wir's ja nicht weit«, sagte er trocken. Hinter dem Haus, umgeben von einem Drahtzaun, wuchsen einige dieser ungewöhnlichen Blumen, die selbst im Winter noch ihre mannsgroßen, in allen
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