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0672 - Schwingen des Todes

0672 - Schwingen des Todes

Titel: 0672 - Schwingen des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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war es möglich, daß er Angelique rufen hörte, von der er nicht einmal wußte, wo sie sich in diesem Augenblick befand?
    Aber es war keine Einbildung.
    Der Ruf, der aus dem Nichts zu ihm vordrang, wurde immer stärker, immer deutlicher, und auch das Feuer, das darin brannte und ein Leben zu verzehren drohte.
    »Wo bist du, Angelique?« murmelte er entgeistert. »Wieso kann ich dich in meinem Kopf hören?«
    Aber auf diese Frage erhielt er keine Antwort.
    ***
    »Wo bist du?« murmelte Stygia. Ihre Kreise über der Stadt wurden enger, der Schatten ihrer Flügel fiel dunkler.
    Plötzlich lokalisierte sie die Person, von der die mentalen Hilferufe ausgingen. Stygia fand Angelique Cascal, jagte mit raschen Schwingenschlägen zu ihr, doch sie gab sich weder ihr noch anderen Menschen in der Umgebung zu erkennen. Sie sondierte vorsichtig, fühlte die vampirische Ausstrahlung. Aber sie bemerkte auch, daß diese Aura noch nicht ihre volle Stärke erreicht hatte. Angelique war dabei, eine Vampirin zu werden, doch die letzte Schwelle hatte sie noch nicht überschritten.
    Noch nicht.
    Aber da war auch noch etwas anderes.
    Die mentalen Rufe in dieser unglaublichen Stärke!
    Aus sich heraus war Angelique nicht fähig, sie auszusenden. Als Mensch besaß sie keinerlei Para-Fähigkeiten, als Vampirin war sie noch nicht ausgereift genug und wäre auch dann nicht in der Lage gewesen, zu tun, was sie hier vorführte.
    Jemand anderer hatte ihr diese Fähigkeit künstlich eingepflanzt und ging dabei das Risiko ein, daß Angeliques Geist verbrannte, daß sie daran starb. Jemand, der etwas mit diesem Ruf bezweckte.
    Wer besaß die Möglichkeit dazu?
    Auf Anhieb fielen ihr nur drei, vier Dämonen ein, die in der Lage waren, das zu bewirken. Astaroth, Lucifuge Rofocale, der aber nicht mehr existierte, Asmodis und Merlin.
    Stygia nahm Menschengestalt an. Magie schuf Kleidung, und so näherte sie sich Angelique, die kaum noch in der Lage war, etwas von ihrer Umgebung wahrzunehmen.
    »Du brauchst Hilfe, Schwester«, sagte die dunkelhaarige Frau.
    »Nein«, flüsterte Angelique. »Doch, ja aber du kannst mir nicht helfen.«
    »Willst du es nicht auf einen Versuch ankommen lassen?« fragte Stygia.
    »Geh«, murmelte Angelique. Stygia konnte die Hitze spüren, die im Körper der Kreolin tobte. »Geh weg von mir. Es ist zu deinem Besten. Ich bin zu gefährlich für dich.«
    »Mein Blut würde dir nicht munden«, sagte Stygia leise. »Und ich kann dir helfen. Vertraue mir.«
    »Ich vertraue niemandem«, flüsterte Angelique.
    Sie konnte ihre Augen kaum noch offenhalten.
    Sie fühlte sich schwach, unendlich schwach. Sie sank zusammen.
    Stygia fing sie auf.
    »Komm mit mir, Schwester«
    Und Angelique, dem Tode näher als dem Leben, war nicht mehr in der Lage, sich dagegen zu wehren.
    ***
    Sid Amos grinste diabolisch. Es hatte funktioniert. Er wußte jetzt, wo er Ombre finden konnte. Der mentale Kontakt zwischen Angelique und ihrem Bruder war zustande gekommen. Amos hatte sich gewissermaßen in den »Ruf« eingefädelt und seinen Geist zum Ziel tragen lassen.
    Spätestens in dem Moment, als Ombre ihren Ruf wahrnahm und sein Geist, seine Gedanken, sein Bewußtsein, darauf reagierten, schuf dies den Gegenpol, den Amos gesucht hatte. Er war am Ziel. Der Köder hatte funktioniert, Ombre biß an.
    Was aus Angelique wurde, berührte Sid Amos nicht. Für ihn war nur wichtig, daß er Ombre benötigte, um zusammen mit ihm und Zamorra nach Roberto zu suchen, nach Rob Tendyke, Robert deDigue, Roi deVil, Robert deNoir, Ron Dark, Robert van Dyke, Rocco diSinistro, Robert Lamont oder wie auch immer er sich in den fünf Jahrhunderten seines Lebens genannt hatte.
    Sid Amos peilte Ombre an.
    Noch während der sich verzweifelt fragte, wie er seine Schwester erreichen und ihr helfen konnte, war Amos bereits bei ihm.
    ***
    Calderone war nicht weit geflohen. Er sorgte nur dafür, daß er unauffällig blieb und sich niemand weiter um ihn kümmerte. Im Moment, mußte er sich eingestehen, hatte er schlechte Karten. Die Situation befand sich ein wenig außer seiner Kontrolle. Ombre war nicht hier, Angelique geflüchtet, Zamorra unangreifbar - die Möglichkeiten, andere Menschen so zu manipulieren, daß sie den Dämonenjäger bedrängten, waren begrenzt. Calderone hatte einen großen Teil seiner Kraft verpulvert und mußte sich erst wieder davon erholen.
    Davon, wie andere Dämonen zu agieren, war er noch weit entfernt.
    Und ihm hing Stygias Auftrag im Nacken. Ombre rekrutieren

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