0673 - Angelique, die Vampirin
statt ihn zu bekämpfen, als er noch Fürst der Finsternis gewesen war.
Auch, daß es dabei gegen gemeinsame Feinde gegangen war, spielte für sie keine Rolle - obgleich sie doch selbst ähnlich vorzugehen versuchte. Aber für sie war Asmodis ein Verräter, weil er einst nicht konsequent genug gegen Zamorra und dessen Mitstreiter vorgegangen war.
Was aus solch schonendem Vorgehen wurde, sah man ja jetzt. Diese Zamorra-Bande wurde immer frecher und immer mächtiger, und wieder einmal hatte Stygia Blessuren hinnehmen müssen, die ganz sicher vermeidbar gewesen wären, wenn ihre Vorgänger wie Asmodis, Leonardo deMontagne oder der kindliche Narr Julian dieser Bande rechtzeitig die Grenzen aufgesteckt hätte!
Aber jetzt war Stygia erst einmal verletzt worden. Einmal mehr, einmal zu oft.
Diesmal ließ sie sich nicht Zurückschlagen.
Diesmal blieb sie am Ball.
Aber sie war vorsichtig geworden.
Sie wollte siegen und überleben.
Rachsüchtig leckte sie ihre Wunden.
***
Angelique war erschöpft, am Ende ihrer Kräfte. Stundenlang war sie durch den Wald geflüchtet. Ihre Angst, in der Dunkelheit von einem wilden Tier angegriffen zu werden, das sie durch ihr Voranstürmen aufschreckte, blieb unbegründet. Offenbar ging von ihr etwas aus, das alles Getier schon von weitem abschreckte und die Flucht ergreifen ließ, denn jedesmal, wenn sie innehielt, um Atem zu schöpfen und sich ein paar Minuten lang auszuruhen, war alles ringsum völlig still.
Dabei wußte sie, daß der Dschungel auch bei Nacht normalerweise alles andere als ruhig war. Es gab mehr als genug nachtaktive Tiere. Aber keines von ihnen befand sich in Angeliques Nähe.
Auch als es hell wurde, änderte sich daran nichts.
Sie hoffte, daß ihr Vorsprung inzwischen groß genug geworden war. Sie hatte einen Fluß erreicht und überquerte ihn. Ließ sich dabei eine Weile flußabwärts treiben. Dabei stellte sie fest, daß nicht einmal Fische sich in ihrer Nähe aufhielten.
Sie erkannten und scheuten das Vampirische in ihr…
Nach einer Weile ging sie wieder an Land und setzte ihren Weg noch einmal durch das Unterholz fort, bis sie schließlich nicht mehr weiterkonnte.
Sie wußte nicht, wie weit sie wirklich gekommen war. Vielleicht waren es sogar nur ein paar Kilometer. Aber sie hoffte, daß es reichte, die Verfolger ihre Spur verlieren zu lassen. Sie rechnete damit, daß der Vampirismus ihr mehr Kraft gab als normalen Menschen und sie deshalb weiter hatte vorstoßen können als sie selbst annahm. Vielleicht wäre sie in Fluggestalt noch weiter gekommen, aber sie schreckte davor zurück, die Verwandlung zu versuchen. Sie wollte es nicht. Das Ergebnis wäre vielleicht zu erschreckend, zu endgültig und deprimierend…
Mit einer letzten Anstrengung erkletterte sie einen der kleineren Bäume und ließ sich in einer Astgabel nieder.
Dann fielen ihr die Augen zu.
Sie träumte, und in ihrem Traum watete sie durch ein Meer von Blut, das den Adern all ihrer Freunde und Bekannte entstammte, und mit einem gellenden Aufschrei erwachte sie irgendwann und wäre um ein Haar aus der Astgabel gestürzt.
***
Irgendwann, als Sonnenstrahlen durch das Laubdach fielen, erwachte Nicole. Überrascht stellte sie fest, daß sie einen Arm um die noch schlafende Druidin gelegt hatte. Vorsichtig, um Teri noch nicht aufzuwecken, erhob sie sich.
Sie sah sich um.
Von der Anakonda waren nur noch stinkende, verbrannte Reste übrig. Die Amulett-Magie hatte das Feuer tatsächlich abgedämpft, aber der Gestank hatte seinerseits andere Tiere ferngehalten. Sogar die Stechmücken trauten sich nicht heran.
Die Französin entdeckte am Rand der kleinen Lichtung ihre Bluse, hob sie auf und betrachtete das Teil, das mittlerweile mehrere Risse aufwies und keine Knöpfe mehr besaß. Resignierend streifte sie sich den Fetzen Stoff wieder über.
Mittlerweile war auch Teri erwacht.
»In der Nähe muß Wasser sein«, sagte sie. »Die Luft hier riecht danach. Es ist sicher sauberer als der Mississippi. Kommst du mit?«
»Du kannst das durch diesen Gestank wahrnehmen?« wunderte sich Nicole.
Wenig später tobten sie nackt durch einen schmalen Wasserlauf. Dabei fühlte Nicole sich erleichtert, daß die Druidin trotz diverser neckischen Spielereien keine weiteren ernsthaften Annäherungsversuche machte - es war wieder wie in den alten Zeiten vor der letzten Nacht.
Das ausgelassene, erfrischende Wasserspiel dauerte nicht lange. »Wir müssen Zusehen, daß wir Angelique wiederfinden«, drängte Teri
Weitere Kostenlose Bücher