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0673 - Die Jagd

0673 - Die Jagd

Titel: 0673 - Die Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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geworden. Der Himmel lag über den matt glänzenden Bergen wie ein blaugraues, straff gespanntes Tuch. Aus den Fenstern der Häuser und Hotels grüßten zahlreiche Lichter, und sie sahen so aus, als wären sie meilenweit entfernt.
    Irgendwo bimmelten Glocken. Sie hingen an den Köpfen der Pferde, die vor Schlitten gespannt waren.
    »Ich sehe nichts, es ist auch ruhig«, murmelte Francine. »Eine Frage noch: Wo wohnt Costello denn?«
    »Er hat sich ein Haus gemietet. In der Nähe des Bahnhofs, irgendwo am Hang.«
    »Auf der anderen Seite also.«
    »Genau.«
    »Bist du sicher, dass wir Besuch bekommen werden?« Francine fragte es und zog sich gleichzeitig von der Tür zurück. Sehr leise wurde sie ins Schloss gedrückt.
    »Davon gehe ich aus. Die lassen nichts auf sich beruhen. Die werden kommen.«
    Im schmalen Flur standen sich beide Frauen gegenüber. Francine verengte ihre Augen. »Es ist gut, dass du mir alles gesagt hast, Jane. Ja, es ist gut.« Sie strich über Janes Wange mit ihrer kalten Handfläche. »So kann ich einige Vorbereitungen treffen.«
    »Wie sehen die aus?«
    »Ich werde erst einmal nach oben gehen, bin aber gleich wieder zurück. Warte du hier.« Sie lächelte breit. »Schließlich sind wir beide etwas Besonderes. Wir gehören der neuen Zeit an.«
    Jane erwiderte nichts. Sie trat nur zurück, um die Frau vorbeizulassen. Der Flur war ziemlich eng, und auch die Treppe zeigte kaum mehr Breite. Schmale, hohe Stufen aus Holz, die sich als Kurve in die erste Etage wanden, wo noch einige Zimmer lagen. Wahrscheinlich die Schlafräume und das Bad.
    Jane ging wieder zurück. Sie hörte die Schritte der Francine Joy verklingen.
    Die ging inzwischen durch den oberen Flur. Der dort liegende rote Teppich dämpfte die Tritte beinahe bis zur völligen Lautlosigkeit. Vor einer schmalen Holztür blieb sie für einen Moment stehen, lächelte und bekam ein seltsames Schimmern in den Augen, bevor sie ihre Hand auf die geschwungene Klinke legte, sich einen Ruck gab und sie nach unten drückte. Eine Sekunde später stand sie im Schlafraum. Blitzartig schnellten die beiden Männer hoch, die bisher auf der Bettkante gesessen hatten. Sie wollten etwas sagen, ließen die Frau auch in die Mündungen der Waffen schauen, doch Francine legte einen Finger auf die Lippen.
    »Und?«
    Ebenso leise, wie Francine gefragt worden war, gab sie auch die Antwort. »Ihr könnt jetzt gehen, sie ist unten. Aber leise…«
    Die Mafiosi grinsten synchron. »Darauf kannst du dich verlassen, Süße.«
    ***
    Jane kam noch immer nicht mit der Umgebung und auch nicht mit sich selbst zurecht, als sie den Wohnraum betrat und sich auf einen der Holzstühle setzte.
    Wo war sie hier hineingeraten?
    Jemand hatte ihr das Handeln aus der Hand genommen. Sie war nicht mehr sie selbst. Man führte sie an einer langen Leine, deren Ende sie nicht kannte.
    Wer steckte dahinter?
    War es nur Francine Joy, die sich so überheblich gezeigt hatte? Oder lauerte hinter dem Ausspruch der neuen Zeit ein Wesen, das altbekannt war und Teufel genannt wurde?
    Alles war möglich, nur fehlte Jane bisher der richtige Durchblick, obwohl man ihr gewisse Erklärungen gegeben hatte. Sie traute dem Frieden nicht, der kam ihr trügerisch vor.
    Von Francine hörte sie nichts mehr.
    In der Ecke stand ein kleiner Kachelofen, in dem das Feuer flackerte. Hinter der dicken Scheibe sah Jane das Tanzen der Flammen.
    Auch diese ungewöhnliche Kleidung gefiel ihr nicht. Auf manche Männer wirkte sie erotisch, Francine sprach auch in ihren Sendungen des Öfteren darüber, sie sorgte sogar für eine Reklame, damit Frauen sich die Reizwäsche besorgten. An ihrem Körper allerdings fand Jane die Sachen etwas deplaziert.
    Am meisten ärgerte sie sich darüber, dass sie für Stunden weggetreten war. In dieser Zeit hatte sich Francine sehr intensiv um sie kümmern und auch Pläne schmieden können, ohne überhaupt mit Jane darüber zu reden. Das passte ihr nicht in den Kram, denn sie war es gewohnt, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und nicht sich führen zu lassen. Wohin die Joy sie führen wollte, stand fest.
    Hinein in die neue Zeit, zu den anderen Hexen, die sich wieder auf die uralten Werte besannen, die von einem weiblichen Begriff ausgingen, denn es hieß ja die Erde.
    Und es hieß die Große Mutter, die auch einen anderen Namen trug, nämlich Lilith. Sie war als erste Hure des Himmels bezeichnet worden und hatte sich bei der ersten Schlacht zwischen Gut und Böse auf die Seite Luzifers

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