0673 - Die Jagd
Befehl, setzte ihre telekinetischen Kräfte ein, und der Ständer drückte sich in die Höhe.
Dann fiel er zurück.
Der Mann schrie noch, bevor er so hart getroffen wurde, dass er sich nicht mehr rührte.
Im Gesicht zeichneten sich die blutigen Schrammen und die Quetschungen ab. Der Ständer brauchte nicht mehr zuzuschlagen. Er richtete sich fast überheblich wirkend auf und rutschte an seinen alten Standplatz zurück.
Es war vorbei!
Erst jetzt kam Jane dazu, tief Luft zu holen. Sie konnte es noch nicht fassen, sie spürte den rasenden Herzschlag und glaubte, in einen sich drehenden Trichter zu fallen, der sie in eine schwarze, unauslotbare Tiefe zerrte.
Die Dunkelheit vor ihren Augen verging. Sie schaute wieder und hörte die Schritte der Francine Joy auf der Treppe. Auch Jane ging vor. Zwischen den beiden Bewusstlosen stehend und im Schein der alpenländisch anmutenden Deckenleuchte, die aussah wie ein dunkler, mit Blumen geschmückter Hut, erwartete sie ihre Helferin.
Francine sah aus wie immer. Nicht ein Funke tanzte mehr über ihren Körper. Sie war ein Mensch, sie bewegte sich wie ein Mensch, und sie lächelte Jane zu.
»Gut, nicht wahr?«
»Ja!«, flüsterte die Detektivin. »In der Tat. Muss ich mich jetzt für die Rettung bedanken?«
»Das bleibt dir überlassen.«
»Und weiter?«
»Was heißt weiter?«
»Ich meine, was soll das alles?«
Sie legte die rechte Hand auf den unteren Knauf des Geländers und schaute zur Seite. »Sieh es einfach als eine Demonstration des neuen Weges an.«
Jane krauste die Stirn. »Das ist mir noch zu hoch. Ich begreife es nicht.«
»Ich wollte dir nur beweisen, dass die anderen, besonders unsere Feinde, keine Chance haben.«
»Deshalb brachtest du mich in Lebensgefahr?«
Sie tat erstaunt. »Ich?«
»Hör zu, Francine, diese beiden Killer sind nicht vom Himmel gefallen! Sie mussten sich schon im Haus befunden haben. Mir wäre ihr Erscheinen sonst aufgefallen.«
Francine Joy nickte. »Du bist Detektivin, Jane, das merke ich sehr deutlich.«
»Ein anderer wäre ebenfalls zu dieser Erkenntnis gelangt.«
»Vielleicht.«
»Warum hast du das getan, Francine? Du bist es doch gewesen, die die beiden Männer ins Haus ließ.«
»Stimmt.« Sie schaute auf die reglosen Körper. »Ja, ich habe sie ins Haus gelassen.« Jane stellte keine weitere Frage, sondern ließ die Person reden. »Sie erschienen, als du, den Nektar des Lebens getrunken hast und in einem tiefen Schlaf lagst. Erst klopften sie an, so wie es sich gehört. Dann zeigten sie ihre Waffen, trieben mich ins Haus und erklärten mir, dass ich gegen sie keine Chance hätte. Ich ging darauf ein, stellte mich zunächst ängstlich und schlug letztendlich eine Zusammenarbeit vor, auf die sie auch spekulierten. Ich sagte ihnen, wann du ungefähr aufwachen würdest, und ließ sie oben im Schlafzimmer warten. Dann holte ich sie. Den Rest kennst du.«
Jane kam sich so ausgenutzt vor, sie senkte den Kopf und fragte dann: »Weshalb hast du das getan?«
»Um dir zu beweisen, wie mächtig wir sein werden. Ich gehöre zu den neuen Hexen, ich werde mich irgendwann einmal an ihre Spitze setzen. Ich habe meine Parakräfte mobilisieren können und dir damit bewiesen, wie jämmerlich schwach die Menschen doch sind, wenn sie mit diesen Mächten konfrontiert werden. Es müsste auch für dich, die du das kleine Feuer des Anderssein in dir spürst, interessant gewesen sein, zu erleben, was hier geschah. Die Welt wird sich verändern, glaub es mir. Seelen werden brennen, und wir werden aus diesem Feuer als die großen Siegerinnen hervorsteigen.«
Jane musste den Blick heben, um in das Gesicht der Frau schauen zu können. »Was macht dich eigentlich so sicher, dass ich auf deiner Seite stehe?«
»Ich weiß es eben. Du bist wie ich, nur ein wenig schwächer. Aber das ist nicht schlimm.«
»Nein, ich bin nicht wie du.«
»Nicht ganz«, lachte die Joy, »aber du wirst es werden. Die Tage hier in Arosa sind bald vorbei, dann muss ich wieder nach London. Auch du lebst in dieser Stadt, wo unser Kontakt sicherlich sehr eng werden wird. Das sehe ich so.«
»Mal sehen…«
»Glaub es mir.« Francine schnippte mit den Fingern, und Jane hatte für einen winzigen Moment den Eindruck, als würden kleine Funken zwischen den Fingern sprühen. »Wir müssen uns um die beiden Männer kümmern und sie wegschaffen.«
»Nach draußen?«
»Möchtest du das?«
»Nein, sie würden erfrieren, trotz der warmen Kleidung.«
Die Joy konnte nicht
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