0674 - Im Land der Dreemer
es direkt auf ihn zu. Es blickte nach oben, verhielt mehrere Male und richtete sich dabei auf die Hinterbeine auf.
Kaiser Karl schwitzte. Er hatte wenig Lust, direkt in die Fänge eines hungrigen Raubtiers zu fallen.
Er bemerkte kleinere Tiere, die vor dem Riesenbären flüchteten. Sie sprangen von den Lehmwällen ins Wasser.
Er konnte sehen; wie ihre grünen Körper geschmeidig durch das Wasser glitten und in Öffnungen unter der Wasseroberfläche verschwanden. Offenbar suchten sie vor dem Bären Schutz in den Dämmen. In ihrer Art erinnerten sie Kaiser an terranische Biber.
Der Bär jagte einigen dieser Tiere einige Sätze weit nach, richtete seine Aufmerksamkeit dann jedoch sogleich wieder auf ihn.
Kaiser fluchte. Wütend zerrte er an der Steuerung seines Fluggeräts. Ohne jeden Erfolg. Er schwebte mit steter Geschwindigkeit nach unten, ohne Richtung oder Geschwindigkeit beeinflussen zu können. Er konnte noch froh sein, daß er nicht abstürzte, sondern noch von dem Gerät getragen wurde.
Das Raubtier schien zu der Erkenntnis gekommen zu sein, daß es sich beeilen mußte. Es lief schneller.
Kaiser Karl riß sich den Schutzhelm vom Kopf und schleuderte ihn weg. Danach öffnete er den Raumanzug, um ihn nach der Landung sofort wegwerfen zu können.
Noch trennten ihn etwa fünfzehn Meter vom Boden und fünfzig Meter von dem Bären.
Er sah keine Möglichkeit, der Bestie zu entkommen. Ihm würde nichts anderes übrigbleiben, als wegzulaufen. Aber er bezweifelte, daß er schnell genug war.
Vier Meter über dem Lehmdamm versagte das Fluggerät vollkommen. Kaiser stürzte ab. Er war darauf gefaßt und landete, ohne sich die Beine zu brechen. Er war jedoch leicht mit dem Kopf aufgeschlagen und richtete sich benommen wieder auf.
Der Bär raste brüllend auf ihn zu. Die riesigen Reißzähne blitzten im roten Licht der Sonne. Der Anblick der beutegierigen Bestie machte Kaiser wieder munter. Er riß sich den Raumanzug vom Leib und warf ihn dem Bären entgegen.
Das Tier stutzte und biß in das widerstandsfähige Material hinein, das so verlockend nach Beute roch.
Kaiser Karl rannte in entgegengesetzter Richtung davon.
Er kam jedoch nur sehr langsam voran. Der Damm hatte von oben glatt und eben ausgesehen. Aus näherer Sicht aber erwies er sich als schlüpfrig und uneben.
Kaiser erkannte, daß er von den grünhäutigen Tieren erbaut sein mußte. Sie hatten Holz zusammengetragen und mit Lehm verklebt.
Er blickte sich um und erschrak.
Der Dreemerbär hatte erkannt, daß der Raumanzug trotz seines angenehmen Geruchs eine nicht sehr schmackhafte Speise war. Er jagte Kaiser Karl mit Riesensätzen nach. Der Terraner schrie unwillkürlich auf, als er sah, wie schnell die Bestie aufholte.
Mit jedem Sprung legte sie fast zehn Meter zurück, während er nur zwei oder drei Schritte schaffte. Kaiser sah ein, daß er so keine Chance mehr hatte.
Verzweifelt sah er sich nach einem Versteck um, in das er sich verkriechen konnte, aber es gab keines. Dämme und Gewässer bildeten ein unübersehbares Netz, das über Hügel und Senken kilometerweit bis zu einem Wald reichte.
Bis dahin aber waren es wenigstens fünfzehn Kilometer. Das konnte er niemals schaffen. Außerdem erkannte er zu seinem Schrecken in einer Entfernung von einigen Kilometern zwei weitere Bären.
Er wußte nicht mehr, was er tun konnte.
Er hatte nicht die Spur einer Chance. Dennoch rannte er aus Leibeskräften weiter. Sein Kampf gegen Krermein durfte doch nicht völlig umsonst gewesen sein.
Die Lungen schmerzten ihn. Seine Beine schienen mit Bleigewichten beschwert zu sein.
Doch die Angst trieb ihn voran. Er hörte das Keuchen und das Brüllen des Bären. Er spürte die Erschütterungen, die die schweren Tatzen der Bestie auf dem Damm verursachten.
Er wich einem knorrigen Baumstamm aus, als die Krallen des Bären haarscharf an seinem Kopf vorbeistrichen.
Sie rissen einen Stoffetzen aus seiner Jacke heraus.
Kaiser Karl schrie auf.
Das war das Ende. Er wußte es. Er konnte nicht mehr weiter.
Die Beine gaben unter ihm nach, und seine Lungen schmerzten sosehr, daß er glaubte, die Schmerzen nicht mehr ertragen zu können.
Der nächste Tatzenhieb mußte ihm das Rückgrat brechen.
Eslet Wolf trat unter der Dusche hervor, ließ sich im Luftstrom trocknen und schlüpfte in ihre Kleider, als plötzlich ein Ruck durch die Forschungsstation ging. Der Boden neigte sich zur Seite. Sie glitt aus und stürzte über ihre Liege. Betroffen richtete sie sich wieder
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