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0679 - Der Schrecken von Botany Bay

0679 - Der Schrecken von Botany Bay

Titel: 0679 - Der Schrecken von Botany Bay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Alternative gibt. Seine Anwesenheit hier könnte den Zeitstrom verändern, ohne dass wir es bemerken.«
    »Richtig, allerdings wissen wir mittlerweile auch, dass der Zeitstrom stabiler ist, als wir früher angenommen haben. Es hat diverse Veränderungen in der Raum-Zeitstruktur gegeben, die für Ausgleich sorgen. Wie sonst könnten wir uns an zwei verschiedene Ergebnisse der Invasion der Ewigen erinnern? Die letzte Zeitkorrektur hätte doch sonst die früheren Erinnerungen ausgelöscht. - Und außerdem frage ich mich immer noch, wo dieses Australien, von dem er spricht, sein soll. Wenn es damals Gefangentransporte auf diese Insel gegeben hat, würde das doch in den Geschichtsbüchern auftauchen.«
    Zamorra seufzte. »Und wieso sollte man ausgerechnet von England Gefangene in ein so weit entferntes Land bringen?«
    Einen Moment lang spielte er die Alternativen durch, die sich ihnen boten. Sie konnten versuchen, Watling zurück in seine Zeit und seine persönliche Hölle schicken, aber wie konnten sie sicherstellen, dass er dort auch blieb? Er war bereits einmal durch die Regenbogenblumen gereist. Was sollte ihn davon abhalten, sie ein zweites Mal zu benutzen?
    Hinzu kam das moralische Problem. Hatten sie das Recht, den Engländer dazu zu zwingen, zurückzugehen? War das nicht ebenso schlimm, als hätte ein Gericht ihn zum zweiten Mal ins Exil geschickt? Vierzehn Jahre Verbannung waren bei den damaligen Lebensumständen so gut wie ein Todesurteil. Watling würde seine Heimat mit ziemlicher Sicherheit nie Wiedersehen.
    Nicole hatte Recht: Das Risiko, dass sein Verschwinden irgendeine Auswirkung auf die Geschichte haben würde, war verschwindend gering.
    Wenn sie es eingingen und Watling erlaubten, in dieser Zeit zu bleiben, gingen sie allerdings eine große Verantwortung ein. Wovon sollte er in dieser Zeit leben? Wie sollte er sich mit den merkwürdigen Sitten des 20. Jahrhunderts zurechtfinden?
    Das alles waren Fragen, auf die er vernünftige Antworten brauchte, bevor er sich zu einer Entscheidung hinreißen ließ, die nur auf Mitleid und Sympathie beruhte.
    Nicole schien seine Gedanken erraten zu haben, denn sie sagte: »Egal, wie wir uns entscheiden, es wird Probleme geben. Für uns und für unseren Gast.«
    »Das«, entgegnete Merlin missmutig, »ist eine Untertreibung.«
    ***
    Watling konnte nicht schlafen. Obwohl er todmüde war, drehte er sich in seinem ungewohnt weichen Bett von einer Seite auf die andere, ohne Ruhe zu finden. Vor Zamorra war es dem Engländer nur mühsam gelungen, die Fassung zu wahren, als der ihm sein Zimmer und das Bad zeigte. Einen solchen Luxus hatte er noch nie gesehen und er bezweifelte, dass der König besser lebte als seine freundlichen Gastgeber.
    Als Zamorra die Tür hinter sich schloss, blieb Watling fast zehn Minuten vor dem hell bezogenen großen Bett stehen und wagte nicht, es zu berühren. Vier Jahre lang hatte der Engländer nur auf Stroh und Holz geschlafen, ständig umgeben von anderen Männern und Frauen, die ebenso verdreckt gewesen waren wie er. Das Husten, Schnarchen, Stöhnen und Rülpsen der anderen war zu einer Musik geworden, die ihn in den Schlaf gewiegt hatte.
    Er hatte sich nach Einsamkeit gesehnt. Nur eine Nacht allein zu sein, war zu einem unerfüllbaren Wunsch geworden, den jeder Sträfling hegte. Für ihn war dieser Traum wahr geworden, nur genießen konnte er ihn nicht. Zu viele Gedanken und Sorgen gingen ihm durch den Kopf und ließen ihn immer wieder aufschrecken.
    Schließlich stand er auf und ging ins Bad. Probeweise drehte er den Wasserhahn der Badewanne auf. Trotz Zamorras Demonstration war er überrascht, als das Wasser ohne Verzögerung aus dem Rohr schoss. Wie viele Dienstboten mussten irgendwo in den Kellern des Schlosses an Pumpen arbeiten, um einen solchen Druck zu erzeugen? Möglicherweise benutzten sie eine Dampfmaschine. Aber wie verhinderten sie, dass die Leitungen platzten?
    Probeweise drehte Watling einen anderen Wasserhahn auf. Auch dieses Mal spritzte das Wasser sofort in das Waschbecken. Die Dienstboten waren anscheinend sehr aufmerksam. Er drehte beide Wasserhähne wieder zu und blieb einen Moment ratlos im Bad stehen. Dann ging er zurück in sein Zimmer und zog die Kleidung an, die Zamorra ihm gegeben hatte. Die blaue Hose bestand aus einem sehr stabilen Material und schien fast unzerreißbar zu sein. Genau wie das weiße Hemd war sie zu groß. Nur der Gürtel verhinderte, dass sie auf seine Füße fiel.
    Watling war sich sicher, dass

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