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0679 - Der Schrecken von Botany Bay

0679 - Der Schrecken von Botany Bay

Titel: 0679 - Der Schrecken von Botany Bay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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ihn plötzlich übermannt hatte, einzuordnen, aber es entzog sich ihm. Es war, als habe die Welt für eine Sekunde angehalten, um sich dann in einer anderen Bahn weiterzudrehen.
    Merlin strich sich durch den langen weißen Bart. Er erinnerte sich, ein solches Gefühl schon einmal gehabt zu haben, vor nicht allzu langer Zeit. Damals hatte er nicht eingreifen können, aber dieses Mal waren die Voraussetzungen anders und er unterlag keinem Zwang, der ihn davon abhielt.
    Nachdenklich ging der alte Zauberer in den Saal des Wissens und aktivierte dessen Magie. Mit seinen eigenen Sinnen tastete er nach den Strömungen von Raum und Zeit, die wie durchsichtige Fäden vor seinem geistigen Auge standen. Er sah die Vergangenheit, die Zukunft und die Gegenwart, die nicht, wie viele Menschen glaubten, gradlinig abliefen, sondern in einem komplizierten Geflecht aus Abhängigkeiten, Schicksalen und Zufällen verknüpft waren. Die verschiedenen Dimensionen und Universen waren mit den Zeiten auf eine so chaotische Weise miteinander verbunden, dass es sogar einem Zauberer wie Merlin fast unmöglich war, sie zu begreifen oder eine verlässliche Vorhersage über die nächsten Ereignisse zu treffen. Selbst wenn er sich nur auf dieses Universum beschränkte, warfen dessen sechzehn Dimensionen und fünf Zeitarten noch genügend Fragen auf, um ihm Probleme zu bereiten.
    Aber finden musste Merlin den Zwischenfall, den er gespürt hatte, denn die Geschichte des Planeten Erde hatte sich verändert - und er war der Einzige, der es bemerkte…
    ***
    »Also gut, dann zeige uns doch mal dieses Australien«, forderte Zamorra und breitete die Weltkarte vor Watling aus. Der Engländer schluckte den letzten Rest seiner Mahlzeit hinunter und rülpste leise.
    »Eine so gute Karte habe ich noch nie gesehen«, sagte er dann erstaunt. »Ich werde wohl einen Moment brauchen, um mich zu orientieren.«
    Zamorra und Nicole tauschten einen kurzen Blick aus. Sie hatten sich entschieden, Watling noch nicht zu erklären, dass er mehr als 200 Jahre in die Zukunft gereist war. Das konnte warten, bis sie einige Informationen von ihm erhalten und eine Entscheidung getroffen hatten, wie sie vorgehen sollten.
    Watling legte einen Zeigefinger auf die Südküste Englands. »Aha, das ist Plymouth, hier sind wir auf die drei Schiffe verladen worden.«
    Er folgte dem Kurs, den die kleine Flotte genommen hatte, mit dem Finger. »Dann haben wir Proviant in Teneriffa aufgenommen, fuhren über den Atlantik bis Rio de Janeiro, da gab's noch mal Proviant. Danach ging's zurück und dann südlich bis nach Johannesburg. Wir segelten immer weiter nach Osten bis…«
    Watlings Zeigefinger stoppte inmitten der tiefblauen Darstellung. Der Engländer war geografisch nicht sonderlich gebildet, aber er wusste, dass Australien nördlich von Neuseeland und südlich der indonesischen Inselgruppen lag. Aber dort lag nichts, kein Kontinent, keine große Insel. Es gab dort nichts außer dem tiefblauen Meer…
    »Das begreife ich nicht«, sagte er tonlos. »Australien liegt genau hier. Eure Karte muss falsch sein.«
    »Und du bist sicher, dass es sich bei diesem Land nicht um eine der kleinen Inseln handeln könnte?«, hakte Nicole nach.
    Watling schüttelte den Kopf. »Unmöglich.«
    Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und hob die Schultern. »Tut mir leid, ich kann Euch dieses Rätsel nicht erläutern, aber ich bitte Euch, mir zu glauben, dass ich diese Geschichte nicht erfunden habe.«
    Das zumindest wissen wir, dachte Zamorra. Wenn Watling gelogen hätte, wäre das Nicole aufgefallen. Das Rätsel um ein verschwundenes Land konnte ihre Telepathie jedoch nicht lösen. Watling hielt seine Geschichte für wahr, auch wenn es dem Dämonenjäger nicht klar war, warum man Gefangene von England bis auf die andere Seite des Planeten hätte schicken sollen. Das ergab keinen Sinn. Ebenso rätselhaft war, wie es dem Engländer gelungen war, ohne eine Vorstellung von Château Montagne zu haben, an diesen Ort und diese Zeit zu springen. Die Regenbogenblumen lösten einen Transport nur aus, wenn der Reisende eine genaue bildliche Vorstellung von seinem Ziel hatte. Und die hatte Watling nicht gehabt, denn nach eigener Aussage war er einfach nur in das Blumenfeld gestolpert.
    Watling räusperte sich. »Ich habe versucht, Euch Eure Fragen zu beantworten. Nun möchte ich Euch bitten, mir die meinen zu beantworten. Was ist das für ein Ort, an dem ich geraten bin?«
    Nicole schenkte ihm ein Glas Wein ein und

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