Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0679 - Der Schrecken von Botany Bay

0679 - Der Schrecken von Botany Bay

Titel: 0679 - Der Schrecken von Botany Bay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
Rhett und vor allem Fooly wissen, dass sie sich nur im Westflügel des Châteaus aufhalten sollen. Zusätzlich wird William ein Auge auf die Gänge haben, nur für den Fall, dass unser Besucher sich verläuft.«
    Watling machte zwar keinen gefährlichen Eindruck, aber es war besser, gewisse Vorkehrungen zu treffen. Außerdem wollte Zamorra dem Engländer nach dessen Zeitreise nicht direkt den nächsten Schock in Form eines Drachen versetzen.
    Auch wenn der nur 1,20 m groß war und eher einem außerordentlich fetten, aufrechtgehenden Krokodil mit Stummelflügeln ähnelte.
    Er setzte sich neben Nicole und begann, ihr sanft den Rücken zu massieren. Die letzten Stunden hatten sie damit verbracht, Watling zuerst behutsam beizubringen, dass er mehr als 200 Jahre in die Zukunft gereist war, und dann, nachdem er sich halbwegs von dem Schock erholt hatte, seine nicht enden wollenden Fragen zu umgehen. Die meisten Antworten hätten ihn ohnehin nur verwirrt, aber andere hatten sie ihm einfach nicht geben wollen, denn sollte Watling in seine Zeit zurückkehren, konnte er sich durch sein überlegenes Wissen Vorteile verschaffen, die im Zeitstrom nicht vorgesehen waren. Sie hatten ihm nur verraten, dass die Todesstrafe in Frankreich nicht mehr existierte, eine Aussage, die Watling irritierte.
    »Aber«, hatte, er gefragt, »womit vergnügt sich denn das Volk, wenn es nicht mehr bei öffentlichen Hinrichtungen zusehen kann?«
    »Wir nennen das Fernsehen«, entgegnete Zamorra trocken.
    Nach über einer weiteren Stunde hatten er und Nicole herausgefunden, dass Watling sich seinen Platz auf einem der Gefangenentransporte durch äußerst geschickte Fälschungen englischer Ein-Pfund-Noten gesichert hatte. Dem gelernten Lehrer und Landschaftsmaler war es trotz guter Ausbildung nie gelungen, sich vom Verbrechen fernzuhalten. Zwar war er als Hauslehrer bei einem englischen Adligen angestellt, aber das magere Gehalt - nach eigener Aussage verdiente er etwas besser als der Stallbursche, aber wesentlich schlechter als der Butler -zwang ihn, wie er behauptete, förmlich dazu, sich lukrativere Verdienstmöglichkeiten zu suchen. Und so kam er fast ohne Umwege zum Geldfälschen, einer Tätigkeit, bei der er sich so geschickt anstellte, dass er sich in der Unterwelt von Newcastle schon bald einen Namen gemacht hatte. Dieser Ruhm wurde ihm allerdings auch zum Verhängnis, denn nach rund zwei Jahren verriet ihn ein übereifriger Spitzel. Thomas Watling kam vor Gericht und wurde wegen Fälschung zum Tode verurteilt.
    An dieser Stelle hatte ihn Zamorra unterbrochen: »Ein Todesurteil wegen Fälschung? Ist das nicht ein wenig übertrieben?«
    Watling hatte nur die Schultern gehoben und erklärt, das Gesetz sehe die Todesstrafe bei jedem Verbrechen vor, dessen Schaden sich auf über zwei Shilling sechs Pence belief. [5]
    Zum Glück für ihn wurde die Strafe jedoch in vierzehn Jahre Verbannung nach Australien umgewandelt, von denen er bisher drei in dem fremden Land verbracht hatte.
    Die Geschichte dieser Kolonie war voller Hungersnöte, Krankheiten und Misshandlungen. Die Gouverneure regierten mit Willkür und die Wärter des extra für diese Aufgabe geschaffenen New South Wales Corps waren kaum besser als die Gefangenen, die sie zu bewachen hatten. Seit mittlerweile zwei Jahren hatten diese Soldaten die Macht in der kleinen Kolonie, denn der letzte Gouverneur hatte die einjährige Reise nach England angetreten, ohne auf seinen Nachfolger zu warten, der in London noch nicht benannt worden war. Die wenigen freien Siedler, ehemalige Strafgefangene, die sich in Australien niedergelassen hatten, litten ebenso wie die Sträflinge unter dem Terror dieser Militärjunta, die ein Monopol auf sämtliche Nahrungsmittel und andere Güter hatten und sie nur gegen Gefälligkeiten oder Bestechung verteilten. Aus diesem Grund nannte man die Männer in den verschlissenen roten Uniformen auch das »Rum Corps«.
    Irgendwann während seiner Geschichte waren Watling die Augen zugefallen, und Zamorra hatte den Engländer in ein Gästezimmer im Ostflügel gebracht. Dort erklärte er ihm kurz, wie man die Geräte im Bad benutzte, bevor er in den Westflügel ging und die anderen Bewohner des Château informierte.
    Und jetzt saß er wieder am Swimmingpool und dachte darüber nach, was aus Watling werden sollte.
    »Er tut mir leid«, sagte Nicole langsam. »An seiner Stelle würde ich auch nicht zurückgehen wollen.«
    »Ich weiß, aber ich bin mir nicht sicher, ob es eine

Weitere Kostenlose Bücher