Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0679 - Der Schrecken von Botany Bay

0679 - Der Schrecken von Botany Bay

Titel: 0679 - Der Schrecken von Botany Bay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
hören. Aber Zamorra war sicher, dass er bald wieder von sich reden machen würde.
    Wer auch immer er sein mochte! Das Wiederauftauchen eines anderen Totgeglaubten hatte Zamorras Gemüt wesentlich stärker aufgemuntert. Robert Tendyke war wieder da, von dem selbst Asmodis angenommen hatte, er sei bei der Auseinandersetzung mit Amun-Re in der Antarktis tatsächlich umgekommen.
    Tendyke hatte sich in diesem neuen Leben Ty Seneca genannt. Warum, darüber redete er nicht. Auch nicht darüber, weshalb es diesmal so lange gedauert hatte, bis er aus Avalon zurückkehrte.
    Immerhin - der alte Freund war wieder da, er lebte. Nur das zählte im Moment. [2]
    Er musste eigenartige Dinge erlebt haben. Zamorra drängte ihn nicht, davon zu erzählen, obgleich er wie alle anderen neugierig war. Er wollte Tendyke alias Seneca Zeit lassen. Irgendwann würde der von sich aus darüber reden.
    Zamorra lächelte. Er wandte sich vom Fenster ab und von dem Anblick, den er lieben gelernt hatte, seit er damals aus den USA heimgekehrt war, um sein Erbe anzutreten und Château Montagne zu übernehmen. Damals, als sein Leben als Hochschuldozent noch ungefährlich und »normal« gewesen war. [3]
    Aber auch relativ langweilig. Sein Leben als Dämonenjäger gefiel ihm besser. Auch wenn es jeden Tag bedroht war.
    Aber viele Erfahrungen, die er nicht mehr missen wollte, hätte er niemals machen können und viele Freunde niemals kennengelernt.
    So, wie es war, war es gut und richtig.
    Zamorra verließ sein Arbeitszimmer, um hinunter ins Parterre zu gehen und sich zu seiner Gefährtin Nicole Duval zu gesellen, die auf der Terrasse am Swimming-Pool die Sonne genoß.
    ***
    Ein Ort ÜBER der Zeit:
    Entsetzt entdeckte die Wächterin die Veränderungen. Aber es war bereits zu spät. Sara Moon konnte nichts mehr dagegen unternehmen. Sie versuchte, den Vorgang zu korrigieren, aber er war ähnlich abnorm wie vordem die Zeitkorrektur, die Zamorra und Ted Ewigk vorgenommen hatten, um die Invasion der Ewigen ungeschehen zu machen. [4]
    Doch was damals von Nutzen war, erwies sich jetzt als Katastrophe. Die gleitende Anpassung, die verhindern sollte, dass erneute Zeitparadoxa das von früheren Eingriffen längst schwer angeschlagene Raum-Zeitgefüge endgültig zerstörten, machte es ihr unmöglich, einzugreifen. Sie erkannte, dass jeder ihrer Versuche, ausgleichend und korrigierend zu wirken, in diesem Fall das Chaos nur noch vergrößern würde.
    Und sie begann am Sinn ihres Daseins zu zweifeln, am Sinn ihrer Aufgabe als Hüterin der Zeitlinien. Diese Aufgabe war längst sinnlos geworden.
    Und doch gab es niemanden, der sie davon entbinden konnte.
    Aber noch während sie darüber nachdachte, verwischten die Eindrücke. Worüber ereiferte sie sich? Es war doch alles in Ordnung.
    Sie musste geträumt haben. Nichts war geschehen.
    Dass sie selbst bereits Teil der Veränderung geworden war - sie konnte es nicht mehr erfassen.
    ***
    Gegenwart:
    Thomas Watling wurde von der Mauer zurückgeworfen und schlug auf dem Steinboden auf.
    Er sah Sterne. Stöhnend umklammerte er seine schmerzende Nase, die als erstes Kontakt zu dem harten Objekt gehabt hatte, und spürte, wie Blut über seine Finger rann. Seine unmenschlichen Verfolger hatte er für den Augenblick vergessen.
    Nach einigen Minuten verging der Schmerz. Watling öffnete die tränenden Augen und sah sich um. Er befand sich in einem großen, kuppelförmigen Raum, den steinerne Mauern umgaben. In der Mitte standen die gleichen mannshohen Blumen, in die er hineingelaufen war. Hoch über ihnen schwebte eine kleine Kugel, deren grelles Licht ihn wegsehen ließ.
    Grell wie die Sonne…
    Ich bin tot und in der Hölle, dachte Watling entsetzt. Er sah an seinem Körper herab, aber die einzigen Spuren von Gewaltanwendung, die er entdecken konnte, waren die Blutflecken aus seiner Nase, die langsam in den Lumpen eintrockneten. Kann ich bluten, wenn ich tot bin?, fragte er sich.
    Mit zitternden Knien stand er auf und begann leise zu beten. Er bedauerte jetzt, sich in seinem Leben nur dann in der Kirche aufgehalten zu haben, wenn er nach dem Gottesdienst mit einer der Dienstbotentöchter anbandeln wollte. Sonst wäre es ihm wohl leichter gefallen, die passenden Worte zu finden.
    »Gott«, flüsterte Watling, während er vorsichtig den Raum verließ und durch einen schmalen Gang schlich, »beschütze mich jetzt… und später… ob ich nun tot bin, was ich nicht hoffe, oder noch lebe. Sollte ich wirklich tot sein, dann lass mich

Weitere Kostenlose Bücher