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0679 - Der Schrecken von Botany Bay

0679 - Der Schrecken von Botany Bay

Titel: 0679 - Der Schrecken von Botany Bay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Kern
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Macarthur vorsichtig nach.
    »Ich bin hier«, entgegnete die Stimme seines Vorgesetzten. Der Captain drehte sich um und sah den Major in einer der leeren Pferdeboxen stehen. Er war vollkommen nackt. Seine Kleidung lag ordentlich gefaltet auf einem sauberen Leinentuch.
    »Sie sind spät, John.«
    »Entschuldigen Sie, Sir, ich wollte mich nur vergewissern, dass die Vorratsausgabe reibungslos abläuft.«
    Grose winkte ab.
    »Sie können mir Ihren Bericht später geben, John. Wir müssen uns jetzt beeilen. Ich kann spüren, dass es nicht mehr lange dauert.«
    Macarthur nickte und begann mit den Vorbereitungen, die für ihn inzwischen schon längst zur Routine geworden waren. Er führte die drei Pferde nach draußen und band zwei von ihnen vor dem Stall an. Das dritte sattelte er. Dann kehrte er in den Stall zurück, wo Grose mittlerweile eine Falltür freigelegt hatte, unter der sich ein Gang und eine Muskete befanden. Außer den beiden Männern, die den Tunnel in den lehmigen Boden gegraben hatten, wusste niemand etwas davon. Macarthur nahm die Muskete an sich.
    »Viel Glück, Sir.«
    Grose lächelte. »Mit Ihrer Hilfe werde ich das haben.«
    Er zuckte plötzlich zusammen, schüttelte sich wie unter einem Krampf.
    »Es beginnt«, zischte der Major heiser. »Verschwinden Sie jetzt.«
    Ohne ein weiteres Wort schloss Macarthur die Stalltür hinter sich und schwang sich in den Sattel. Er sah, dass die Sonne fast hinter den Baumwipfeln verschwunden war. Noch eine halbe Stunde, so schätzte der Offizier, dann lag das Land in völliger Dunkelheit.
    Bereit für die Jagd…
    ***
    Gegenwart:
    »Was ist das?«, fragte ein jüngerer Mann und betrachtete den Blaster, den er in seinen bandagierten Händen hielt. »Es sieht aus wie eine Waffe.«
    Gemeinsam mit sechs anderen Leprakranken stand er vor Nicole und Watling, die auf dem Boden sitzen mussten. Die Dämonenjägerin war froh, dass alle die fauligen Stellen ihrer Körper bedeckt hatten, zumindest soweit ihnen das möglich war. Der Anblick war trotzdem noch schlimm genug.
    Der Engländer neben ihr schien mit seinem Leben abgeschlossen zu haben. Er hielt den Kopf gesenkt und murmelte leise vor sich hin.
    »Ich wiederhole mich ungern«, fuhr der Mann fort. »Was ist das?«
    Nicole sah auf, zwang sich, in sein zerstörtes Gesicht zu sehen. »Ich weiß es nicht«, log sie. »Ich habe das Ding einem Toten abgenommen. Vermutlich funktioniert es nicht mehr.«
    »Und wo soll das gewesen sein?«, mischte sich ein anderer ein.
    »Nördlich von hier«, entgegnete Nicole vage.
    Die Leprakranken sahen sich überrascht an.
    »Auf dem Gebiet der Kriegerpriester«, flüsterte eine Frau. »Das könnte sein.«
    Sie beugte sich vor, um Nicole im Halbdunkel genauer zu betrachten. Die Dämonenjägerin zuckte instinktiv zurück, um eine möglichst große Distanz zwischen sich und die Kranke zu bringen.
    »Deine Kleidung ist neu«, sagte die Frau ohne sich um die Reaktion zu kümmern. »Gehörst du zu den Kriegerpriestern?«
    Nicole witterte eine Chance, ohne Gewalt aus diesem Kellerloch zu kommen. Wer auch immer diese Kriegerpriester waren, sie schienen respektiert zu werden.
    »Das wäre möglich«, antwortete sie.
    »Sie lügt«, krächzte in diesem Moment eine heisere Stimme aus dem Nebenraum.
    Nicole erkannte sie als die Stimme wieder, von der sie bei ihrer Ankunft bedroht worden war. Sie hörte, wie jemand mit langsamen Schritten über das Geröll stieg, dann trat eine Gestalt ins Kerzenlicht. Es war ein alter Mann, der sich mit gebeugtem Rücken und Arthritisverkrümmten Fingern an der Wand entlangtastete. Nicole sah in sein zerfurchtes Gesicht und erblickte die leeren, weißen Augen. Der Mann war blind.
    Na toll, dachte sie sarkastisch. Von einem blinden alten Mann ausgetrickst…
    »Ich kann es in ihrer Stimme hören«, fuhr der Blinde fort. »Fragt besser die anderen beiden.«
    »Basil«, entgegnete der junge Mann geduldig. »Sie sind nur zu zweit. Es gibt keinen dritten.«
    »Doch, vielleicht könnt ihr ihn nicht sehen, aber ich spüre ihn.«
    Er streckte einen krummen Zeigefinger aus und zeigte auf eine Stelle hinter Watling. »Er ist genau dort.«
    Nicole stutzte. An der Stelle war niemand zu sehen, und doch schien der alte Mann sich sicher zu sein. Bemerkte er wirklich etwas, das sie alle nicht sehen konnten, oder war er einfach nur verrückt?
    Der Jüngere kümmerte sich nicht um seine Worte, sondern wandte sich wieder Nicole zu.
    »Weißt du«, sagte er in einem Tonfall, als wolle er

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