068 - Haus des Schreckens
Stuhl zurück, griff nach ihrer Handtasche, zahlte und drehte sich noch mal nach Marsha um, die aber mit Ted beschäftigt war.
Kurz vor zweiundzwanzig Uhr betrat Marsha Green das College. Ihr Haar war aufgelöst, ihr Makeup verschmiert. Sie war ziemlich unsicher auf den Beinen. Ihre Augen glänzten.
„Hallo, Miß Carter!" rief sie der Blondine zu, die in der Portiersloge saß und ihr mißmutig entgegenblickte.
„Wie jeden Tag sind Sie die letzte, Marsha", sagte Maria Carter mißbilligend. Sie stand auf und kam aus der Portiersloge hervor. „Und wie üblich sind Sie betrunken", stellte sie sachlich fest.
Marsha Green kicherte. „Ich habe einen netten Jungen kennengelernt. Wir waren auf seiner Bude und haben eine Flasche Scotch getrunken. Nun machen Sie nicht so ein Gesicht! Wir haben aber nicht nur getrunken." Wieder kicherte sie. „Er war ziemlich stürmisch - so wie ich es mag. Sie verstehen?"
„Ich bin nicht an Ihren amourösen Abenteuern interessiert, Marsha. Gehen Sie rasch auf Ihr Zimmer, bevor Sie Madame sieht!"
„Wissen Sie was?" fragte Marsha. Sie wankte hin und her. „Ich glaube, daß ich in einer Klosterschule bin." Sie breitete beide Arme aus. „Lauter Jungfrauen, wohin ich auch blicke. Ihr widert mich alle an mit eurem Getue. Ganz besonders Madame. Wo steckt sie?"
„Sie ist nicht im Haus", sagte Maria Carter abweisend.
„Hoffentlich hat sie ihren Sohn mitgenommen."
„Mr. Lelouch ist in seinem Zimmer. Schlagen Sie keinen Lärm, Marsha!"
„Keine Angst!" brummte das junge Mädchen.„ Ich werde mich wie eine Novizin verhalten, brav in mein Bett gehen und mich an meinen Teddybär klammern. Schlafen Sie gut, Miß Carter! Vielleicht träumen Sie von einem hübschen Mann. Ich würde es Ihnen gönnen."
Kichernd stieg Marsha die Stufen hoch. Der Abend war ganz nach ihrem Geschmack verlaufen. Sie hatte sich eine Stunde in der Diskothek unterhalten, getanzt und viel gelacht. Danach war sie mit Ted mitgegangen. Sie lächelte, als sie an Ted dachte. Er war ein Mann ganz nach ihrem Geschmack, nicht so ein Vaterbursche, wie Felix.
Im ersten Stock blieb sie plötzlich stehen. Ihr fiel ihr Gespräch mit Helen ein. Zum Teufel, dachte sie, ich werde es tun. Ich werde mir Felix vornehmen. Der Gedanke erheiterte sie. Sie lachte schallend und stieg ins zweite Stockwerk hoch. Ihr Zimmer lag neben dem Treppenaufgang. Felix und seine Mutter hatten ihre Zimmer am Ende des linken Korridors.
Im Augenblick wohnten außer Marsha nur drei Schülerinnen im College. Im August fanden nur Sommerkurse statt; die langen Kurse begannen erst im September.
Marsha trat in ihr Zimmer. Es war klein, modern eingerichtet, hatte ein Bad, eine Toilette und eine winzige Kochnische.
Das junge Mädchen schlüpfte aus der Bluse und warf sie auf das Bett: Vor dem hohen Spiegel blieb sie einen Augenblick stehen und bewunderte sich flüchtig. Dann zog sie sich ganz aus, griff nach einer Badehaube und trat ins Badezimmer. Sie duschte fünf Minuten lang, trocknete sich ab, wusch sich rasch das Gesicht, schminkte sich sorgfältig und bürstete ihr Haar. Vor dem Einbauschrank blieb sie stehen. Sie wählte ein extrem kurzes, fast durchsichtiges Nachthemd, streifte es über und schlüpfte in rote Samtpantoffel. Wieder stellte sie sich vor den Spiegel. Dabei drückte sie das Nachthemd eng an ihren üppigen Busen. Deutlich waren die rosigen Brustwarzen zu. sehen.
„Ich komme, Felix!" sagte sie vergnügt.
Sie blinzelte ihrem Spiegelbild zu, dann verließ sie das Zimmer; Auf dem Gang blieb sie stehen. Alles war ruhig. Sie huschte an der Treppe vorbei und blieb wieder stehen.
Ihre Idee kam ihr nicht mehr so gut vor. Felix interessierte sie überhaupt nicht. Was, wenn er nicht abgeneigt war? fragte sie sich. Die Vorstellung, mit ihm intim zu werden, entlockte ihr keine Begeisterungsschreie. Ach, was, dachte sie, es kann recht lustig werden.
Vor Felix' Tür blieb sie stehen und drückte den Kopf gegen die Türfüllung. Leise Musik war zu hören. Zögernd griff sie nach der Klinke und drückte sie langsam nieder.
Wenn abgesperrt ist, dann kehre ich in mein Zimmer zurück, dachte Marsha. Wenn offen ist, dann... Es war offen. Die Tür glitt geräuschlos auf. Marsha steckte den Kopf ins Zimmer, das doppelt so groß wie ihres war. Felix saß mit dem Rücken zur Tür.
Marsha trat geräuschlos ein. Leise drückte sie die Tür zu. Felix hatte nichts gemerkt. Sie lächelte und wartete einige Sekunden. Dann schlich sie geräuschlos näher.
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