068 - Haus des Schreckens
fragte sie.
Sie richtete sich auf. Ihr Körper straffte sich. Nun brachte das Kleid etwas ihre aufreizende Figur zur Geltung.
„Viel besser", sagte Dorian. „Grinse nicht so schwachsinnig! Benimm dich ganz normal! Eine Verkleidung ist gar nicht notwendig. Mit dem Pferdeschwanz siehst du ohnehin viel jünger aus."
„Danke für das Kompliment", meinte Coco. „Ich probierte eine Perücke, da sah ich noch jünger aus. Übrigens, ich rief Murphy an. Du triffst ihn um neunzehn Uhr in einem Pub namens 'Old Inn' in der Oakridge Road."
„Und wir erkenne Ich ihn?"
„Er wird einen grauen Anzug und eine Melone tragen. Sein Haar ist kurz geschnitten und grau. Er hat eine Geiernase und Triefaugen. Murphy ist kein besonders hübscher Mann. Du kannst ihn nicht übersehen. Er wird an der Theke sitzen und ein Bitter-Lemon trinken."
„Wann fährst du zu Madame Lelouch?"
„Sofort", sagte Coco. „Ich habe meinen Koffer gepackt. Und ich werde mich mit dir, so bald es möglich ist, in Verbindung setzen.
„Hals- und Beinbruch!" sagte Dorian und küßte sie sanft auf die Lippen. „Hüte dich vor Felix! Er scheint ziemlich auf Mädchen zu wirken."
„Du wirst doch nicht plötzlich eifersüchtig werden?" fragte Coco und lächelte spöttisch.
Sie winkte Dorian und Fred Archer zu und verließ das Zimmer.
„Fred, Sie postieren sich vor der Schule! Folgen Sie Felix, wenn er das College verläßt!"
„Soll ich Coco zum College bringen?"
Dorian schüttelte den Kopf. „Nein, sie soll ruhig mit einem Taxi hinfahren. Das ist besser. Noch eines: Es wäre mir angenehm, wenn Sie mich heute abend begleiten würden."
„Ich soll zu den Teufelsanbetern mitkommen?" fragte Fred verwundert.
„Ja", sagte der Dämonenkiller. „Sie werden vor dem Haus warten."
Alles hatte besser geklappt, als es sich Coco erhofft hatte. Sie war mit einem Taxi zum Catford College gefahren. Das Mädchen in der Portiersloge hatte sie zu Madame Lelouch geschickt, die sie kurz begrüßt hatte. Zu ihrer Überraschung stellte Madame Lelouch keinerlei Fragen, auf wessen Empfehlung sie gerade dieses College gewählt hatte.
„Miß Seymour wird Ihnen alles Nähere erzählen", sagte Madame Lelouch, „Ihnen Ihr Zimmer zeigen und Sie mit den anderen Studentinnen bekannt machen."
Damit war Coco entlassen. Miß Seymour reichte ihr einen Fragebogen, den Coco ausfüllte.
„Sie haben sich eine ungünstige Zeit ausgewählt", sagte Miß Seymour. „Im Augenblick haben wir nur wenige Kurse. Der Großteil des Lehrpersonals ist noch auf Urlaub. Die Hauptkurse beginnen erst am 1. September."
„Das spielt keine Rolle", meinte Coco. „Ich habe keine Bekannten in London. Und bevor ich in einem Hotel wohne, bleibe ich lieber hier."
„Wie Sie meinen", sagte Miß Seymour. „Unterricht ist immer zwischen neun und zwölf Uhr. Am Nachmittag findet im August kein Unterricht statt. Sie können Tennis spielen, schwimmen oder einfach in der Sonne liegen."
Coco nickte. Sie zahlte die Kursgebühr und den Aufenthalt für zwei Wochen. Miß Seymour reichte ihr eine Mappe in der sich die Hausordnung befand und die Kurse, die ab September begannen. „Kommen Sie bitte mit!" sagte Miß Seymour und stand auf. „Ich zeige Ihnen jetzt Ihr Zimmer."
Sie führte Coco in den zweiten Stock. Coco blickte sich flüchtig in! Zimmer um und stellte ihren Koffer ab.
„Packen Sie später aus, Coco!" meinte Miß Seymour. „Ich führe Sie erst einmal in den Speisesaal und stelle Sie Ihren Kolleginnen vor."
Der Speisesaal lag im Erdgeschoß. Er war überraschend hübsch und geschmackvoll eingerichtet.
Sechzehn Mädchen saßen um die kleinen gedeckten Tische. Miß Seymour stellte Coco die Schülerinnen vor. Die Mädchen waren alle zwischen achtzehn und zwanzig Jahre alt. Die meisten sahen recht attraktiv aus.
Coco wunderte sich, daß Marsha Green nicht unter den Mädchen war.
„Wenn Sie irgendwelche Fragen haben, Coco, dann wenden Sie sich an mich!" sagte Miß Seymour. „Das werde ich tun." Coco lächelte.
Die Mädchen unterhielten sich ziemlich lautstark. Coco holte sich aus dem Getränkeautomaten einen Becher Kaffee.
„Darf ich mich zu euch setzen?" fragte sie zwei Mädchen, die etwas abseits saßen.
„Setz dich!" sagte Daisy Mathis.
Sie war ein dürres Mädchen, das eine randlose Brille trug. Das zweite Mädchen hieß Helen Corby. Sie musterte Coco aufmerksam.
„Du bist keine Engländerin", stellte Helen Corby fest.
„Stimmt", sagte Coco. Sie hatte absichtlich mit starkem
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