068 - Haus des Schreckens
er an. einigen Kursen des Secret Service teilgenommen. Was er bei diesen Kursen gelernt hatte, war einfach unbezahlbar gewesen. Er knackte das Türschloß von Madame Lelouchs Wohnung in der Avondale Road innerhalb von drei Minuten.
Die Wohnung bestand aus einem halben Dutzend großer Zimmer, die alle ziemlich altmodisch und unfreundlich eingerichtet waren. Nach dem dumpfen Geruch zu schließen, war die Wohnung schon längere Zeit nicht mehr betreten worden. Der Großteil der Kästen und Schränke war leer. Er konzentrierte sich auf eines der Zimmer, das wahrscheinlich früher von Felix bewohnt worden war.
Eine Wand wurde von einem Bücherbord bedeckt, in dem alte Science-Fiction-Magazine lagen. Vor dem Fenster stand ein großer Eichenschreibtisch, der versperrt war. Er machte die Laden der Reihe nach auf, dann öffnete er die erste. Einige Blätter Papier - das war alles.
In der zweiten Lade hatte er mehr Glück. In einem Karton lagen mehr als zwanzig Briefe, die alle von einem Mädchen namens Susan Benton stammten. Der älteste Brief war zwei Jahre alt, der jüngste ein halbes Jahr. Dorian las sich die Briefe durch. Susan Benton mußte ziemlich verliebt in Felix gewesen sein. Die Schreiben waren voll versteckter Andeutungen. Es gab keinen Zweifel, Felix Lelouch hatte mit Susan Benton ein Verhältnis gehabt, das man nicht als platonisch bezeichnen konnte. Der letzte Brief war eine einzige Anklage. Susan verstand es nicht, daß sich Felix nicht bei ihr meldete, daß er sich auch verleugnen ließ, wenn sie ihn anrief. Sie habe nun endgültig genug, schrieb sie, und wünsche ihm alles Gute für die Zukunft; sie werde sich einen anderen suchen.
In der dritten Lade entdeckte Dorian ein Fotoalbum. Auf den meisten Fotos war Felix zu sehen - und er war selten allein. Fast immer befand sich ein Mädchen bei ihm, das ihn anhimmelte.
Dorian durchsuchte auch noch die anderen Laden, fand aber nichts Interessantes mehr. Er sperrte den Schreibtisch wieder ab und stand auf.
„So sieht also ein Mann aus, der vor Frauen Angst hat", sagte Dorian leise.
Er schüttelte den Kopf. Nach den Briefen und den Fotos zu schließen, hätte das kein Mensch geglaubt. Doch Coco hatte behauptet, daß er sich vor Frauen ängstigte.
Der Dämonenkiller durchsuchte das Zimmer ganz genau, doch er fand keinen Hinweis auf die Frau, die Felix vor einem Jahr getroffen hatte.
Er ging ins Nebenzimmer. Neben dem Telefon lag ein Telefonverzeichnis. Dorian setzte sich und blätterte es durch. Er zog eine Fotokopie des Briefes her vor, den Martin Russels Vater gefunden hatte. Es gab keinen Zweifel: Es war die gleiche Handschrift. Dorian sah unter Susan Benton nach und fand ihre Nummer. Der Dämonenkiller blickte auf die Uhr. Er hatte noch eine halbe Stunde Zeit. Er zog das Telefon heran und hob den Hörer ab. Was soll ich Susan Benton erzählen? fragte er sich. Sie hatte in ihrem Abschiedsbrief eine Andeutung über die Frau gemacht, die Felix kennengelernt hatte. Der Dämonenkiller zwirbelte seinen Schnurrbart, dann grinste er. Ihm war eine Möglichkeit eingefallen, wie er Susan Benton um den Finger wickeln konnte.
Er wählte ihre Nummer. Die Methode war zwar nicht besonders fein, aber der Zweck heiligte die Mittel.
Nach dem dritten Läuten wurde abgehoben, und eine tiefe Männerstimme grunzte: „Hallo?"
„Guten Abend!" sagte Dorian. „Miß Benton, bittet"
„Wer spricht?"
Dorian grinste. „Dr. Hunter vom Victory Hospital."
„Einen Augenblick, Doktor!"
Der Dämonenkiller hörte Stimmengemurmel.
„Benton", meldete sich nach kurzer Zeit ein helle Mädchenstimme. „Wer spricht?"
„Dr. Hunter."
„Ich kenne keinen Dr. Hunter", sagte Susan Benton. „Was wollen Sie von mir?"
„Sie kennen mich tatsächlich nicht, Miß Benton", sagte Dorian sanft. „Ich muß mich für die Störung entschuldigen, aber vielleicht können Sie mir weiterhelfen."
„Worum geht es?" fragte das Mädchen neugierig.
„Sie waren doch vor einiger Zeit mit Felix Lelouch befreundet?"
Kurze Pause.
„Ja", sagte das Mädchen vorsichtig. „Ist etwas mit Felix?"
„Nichts Ernstes", beruhigte sie Dorian. „Er hat einen Nervenzusammenbruch und redet wirr und phantasiert. Und weigert sich, auf unsere Fragen zu antworten."
„Das tut mir leid", sagte Susan Benton leise. „Ich mochte Felix recht gern, aber ich habe ihn seit einem Jahr nicht mehr gesehen. Ich glaube kaum, daß ich Ihnen weiterhelfen kann."
„Das würde ich nicht sagen, Miß Benton", meinte Dorian.
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