068 - Haus des Schreckens
daran schuld ist, die Felix vor einem Jahr kennengelernt hat. Vielleicht solltest du die Wohnung in der Avondale Road durchsuchen. Ich bin sicher, daß Felix keinerlei private Dinge in seinem Zimmer hier im College hat."
„Du kannst recht haben", stimmte Dorian zu. „Fred wartet vor der Schule. Ich werde allein in die Avondale Road fahren. Meinen Bericht gebe ich an Fred durch. Du hast die Nummer seines Autotelefons?"
„Ich habe sie", antwortete Coco. „Ich rufe ihn gegen zwanzig Uhr an."
Coco legte den Hörer auf und verließ die Telefonzelle. Innerhalb weniger Minuten hatte sie die gewünschten Informationen von Miß Carter. Felix und seine Mutter hatten das College nicht verlassen. Sie waren auf ihren Zimmern. Bernie Jones hatte das Haus vor einer Stunde verlassen, John Duncan befand sich in seiner kleinen Werkstätte im Keller.
John Duncan blickte überrascht auf, als Coco seine Werkstätte betrat. Er war ein kleiner, verwachsener Mann, etwa fünfzig Jahre alt. Sein hageres Gesicht war voll tiefer Falten. Das fuchsrote Haar trug er kurz geschnitten.
„Sie haben sich in der Tür geirrt, Miß", schnaubte er, dabei musterte er Coco abschätzend.
„Sie sind doch John Duncan?" fragte sie.
„Der bin ich", antwortete Duncan.
Seine Stimme klang jetzt freundlicher. Er kam hinter der Werkbank hervor und baute sich vor Coco auf, der er nicht einmal bis ans Kinn reichte.
„Was kann ich für Sie tun, Miß?" fragte er lauernd.
„Blicken Sie mir bitte in die Augen!" bat Coco.
Duncan folgte verwundert. Einen zweiten Gedanken konnte er nicht mehr fassen, da ihn Coco augenblicklich hypnotisiert hatte.
„Wie lange sind Sie hier schon beschäftigt?"
„Seit acht Monaten", antwortete John Duncan.
„Und Bernie Jones?"
„Er kam eine Woche später."
Coco runzelte die Stirn. „Was ist mit den anderen Angestellten und Lehrerinnen? Sind die schon länger hier?"
„Nur Miß Seymour", sagte Duncan. „Sie ist seit einem Jahr hier. Die anderen kamen alle erst später."
„Da muß Madame aber das ganze Personal ausgewechselt haben", stellte Coco fest.
„Das hat sie auch getan", stimmte Duncan zu.
„Und weshalb?"
„Ich weißes nicht genau", antwortete der Zwerg. „Wahrscheinlich hat es irgend etwas mit ihrem Sohn zu tun."
„Wie meinen Sie das, Duncan?"
„Ich hörte nur Gerüchte, Miß. Er soll ein Verhältnis mit einer Frau gehabt haben. Angeblich soll er völlig verändert sein. Aber das kann ich nicht beurteilen, da ich ihn früher nicht gekannt habe."
„Sie wissen, daß Nora Russel und Marsha Green tot sind?"
„Ja, das weiß ich."
„Sie und Bernie Jones vergruben die Leichen?"
Duncan nickte.
„Wissen Sie, wer die Mädchen getötet hat? Oder haben Sie eine Vermutung?"
„Ich weiß es nicht", antwortete Duncan. „Aber ich vermute, daß es Madame war. Sie schirmt ihren Sohn ab und läßt kein Mädchen an ihn heran. Er lebt wie ein Mönch und geht kaum aus. Immer sitzt er in seinem Zimmer. Und wenn sich ein Mädchen ihm nähert, dann nimmt er Reißaus. Er hat eine panische Angst vor Frauen. Er war der Frau, die er vor einem Jahr kennengelernt hatte, völlig verfallen. Sie muß ihn verlassen haben. Wahrscheinlich will ihm Madame weitere Enttäuschungen ersparen. Deshalb tötete sie Nora und Marsha. Mir ist es egal. Sie zahlte Bernie und mir jedes Mal tausend Pfund. Dafür halte ich den Mund und stecke meine Nase nicht in Dinge, die mich nichts angehen."
„Habt ihr noch andere Mädchen im Garten vergraben?"
„Nein, nur Nora und Marsha,"
„Was ist mit den Zusammenkünften in Lynn Thomas' Haus?"
„Sie bat Bernie und mich, daß wir sie begleiten sollen. Ich halte nicht viel davon, aber sie ist ganz begeistert von den schwarzen Messen. Sie fleht immer um Schutz für ihren Sohn und versucht sich mit dem Teufel zu verbünden. Mir ist es egal. Ich bekomme mein Geld und habe meinen Spaß. Manchmal sind recht hübsche Frauen dort, die ich normalerweise niemals kennenlernen würde." Coco stellte noch einige Fragen, doch sie kam nicht weiter. Duncan und Jones waren mehrfach vorbestraft. Wahrscheinlich waren sie nur aus diesem Grund von Felix' Mutter angestellt worden.
Coco befahl Duncan, daß er ihr Gespräch vergessen sollte, dann ging sie auf ihr Zimmer. Sie war sicher, daß der Schlüssel zu dem Fall bei der Frau liegen mußte, die Felix vor einem Jahr kennengelernt hatte.
Der Dämonenkiller fühlte sich schon als routinierter Einbrecher. Als noch die InquisitionsAbteilung existierte, hatte
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