068 - Haus des Schreckens
Traumfrau kennengelernt hätte; sie sollte sich keine Sorgen machen. Bevor seine Mutter noch antworten konnte, legte er den Hörer auf.
Die nächsten Tage waren traumhaft. Er wohnte in Noras Villa und verließ das Haus vierzehn Tage lang nicht. Susan hatte er angerufen und ihr gesagt, daß er auf einige Wochen verreisen würde.
Felix war glücklich mit Nora. Tagsüber sah er sie kaum. Er wußte nicht, was sie tat, aber es war ihm gleichgültig. Die Nächte gehörten ihm. Sie hatte ihn völlig verzaubert. Er war Wachs in ihren Händen, war ihr verfallen und hörig.
Sie flogen nach Paris, wo sie ebenfalls eine Villa hatte. Er sah sie jetzt seltener. Sie blieb oft einige Tage fort, ohne ihm zu sagen, wo sie hinfuhr.
Er wußte nichts über Nora. Anfangs hatte ihn das nicht gestört, doch jetzt machte er sich Gedanken. Er durchsuchte das Haus und fand einige seltsame Gegenstände und unzählige Bücher über Magie und Manuskripte, die in einer ihm völlig unbekannten Schrift geschrieben waren.
Als Nora zurückkam, stellte er ihr einige Fragen, die sie nicht beantwortete.
Am nächsten Tag flogen sie nach New York.
Felix war noch immer verrückt nach Nora, doch ihre Leidenschaft schien abgekühlt zu sein.
Er lernte einige von Noras Bekannten kennen, die ihm aber wenig Beachtung schenkten. Er kam sich immer mehr wie ein Ausgestoßener vor. Noras Freunde waren ihm unheimlich. Gelegentlich schnappte er einige Brocken der Unterhaltung auf, verstand aber kaum, worüber gesprochen wurde. Nora kümmerte sich kaum noch um ihn. Er wußte, daß sie mit anderen Männern schlief. Als er ihr Vorhaltungen machte, lachte sie ihn aus und wies ihn auf die Warnung hin, die sie zu Beginn ihrer Bekanntschaft gegeben hatte.
Er versuchte sich aus ihrem Bann zu lösen, doch ihre Anziehungskraft war zu stark; er kam von ihr nicht los.
Ihr Verhalten änderte sich immer mehr. Sie quälte ihn. Nora wußte, wie sehr er ihr verfallen war, und das nützte sie aus. Sie feierte Orgien, an denen er als passiver Zuschauer teilnehmen mußte. Er glaubte, verrückt zu werden, als er sah, wie sie sich schamlos einem Mann hingab. Er wollte fort; doch er konnte nicht. Er mußte zusehen, ob er wollte oder nicht. Sie machte sich lustig über ihn und seine verzehrende Liebe zu ihr. Liebe sei etwas für Dummköpfe, sagte sie. Das Böse sei die treibende Kraft im Leben. Er widersprach ihr heftig. Die Liebe sei eine Macht, die Berge versetzen könnte, sagte er.
Sie kehrten nach London zurück, und Felix hoffte, daß sich alles wieder so entwickeln würde, wie es zu Beginn ihrer Bekanntschaft gewesen war.
Doch er irrte sich. Nora hatte jedes Interesse an ihm verloren.
Eines Tages betrat sie sein Zimmer und setzte sich. Sie musterte Felix, dann schüttelte sie den Kopf. „Du warst ein nettes Spielzeug, Felix", sagte sie.„ Ich gebe mich gelegentlich mit Sterblichen ab. Ich bin eine Hexe, aber das hast du ja schon seit einiger Zeit vermutet. Es macht mir Spaß, einen Mann zu verführen, ohne daß ich meine Hexenkünste dabei einsetzen muß. Bei dir hatte ich keine Schwierigkeiten. Eine Zeitlang machte mir das Zusammensein mit dir Spaß, dann war es nur noch langweilig. Vielleicht greife ich irgendwann einmal auf dich zurück. Ich glaube es zwar nicht, da ich in nächster Zeit zu solchen Spielchen keine Zeit mehr haben werde. Ich habe Großes vor. Aber das braucht dich nicht zu interessieren. Unsere Wege trennen sich. Du verläßt heute noch mein Haus." „Nein!" sagte Felix. „Ich kann ohne dich nicht leben, Nora."
Sie lachte. „Du wirst mich nie vergessen, Felix. Nenn mich nicht Nora! Ich hasse diesen Namen. Bald werde ich ihn ablegen und mich nur noch Hekate nennen."
„Bitte, Hekate, verstoße mich nicht!" wimmerte Felix.
„Du ekelst mich an", fauchte Hekate. „Sei froh, daß ich dir dein Leben lasse. Ich gebe dich frei, Felix. Aber so billig kommst du nicht davon. Ich belege dich mit einem Fluch. Ich habe es nicht gern, wenn meine abgelegten Liebhaber sich mit anderen Frauen abgeben. Hüte dich vor den Frauen, Felix! Unheimliche Dinge werden mit dir geschehen, wenn du dich einer Frau nähern wirst. Das trifft auch zu, wenn dich eine Frau verführen will."
„Ich will keine andere Frau außer dir", flüsterte Felix.
„Du wirst leiden, Felix", sagte Hekate zufrieden. Ihre Augen leuchteten böse. „Dein Leben wird die Hölle sein. Dein Inneres wird gespalten sein. Du wirst dich oft und oft verlieben, aber die Angst vor den unheimlichen Kräften,
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