068 - Haus des Schreckens
die sich mir bietet. Und diesmal haben wir eine gute Chance."
Archer brummte, während Dorian nachdachte. Er ließ das alte Haus nicht aus den Augen, doch nichts rührte sich. Er war sicher, daß ihn Hekate beobachtete. Mittels ihrer Fähigkeiten würde sie auch Coco beobachten können; und sie konnte sich leicht ausrechnen, daß Coco zu Dorian unterwegs war. Wahrscheinlich sitzt die verdammte Hexe vor einer Glaskugel und amüsiert sich, dachte Dorian.
Er öffnete das Handschuhfach, holte eine Flasche Bourbon heraus und trank einen Schluck.
Der Dämonenkiller wandte den Kopf um, als ein Taxi anhielt. Coco bezahlte den Fahrer, dann stieg sie aus.
„Es ist soweit", sagte Dorian. „Sie gehen auf keinen Fall ins Haus, Fred!"
Der Detektiv nickte.
Dorian stieg aus und ging auf Coco zu. Coco lächelte schwach. Dorian griff nach ihrem rechten Arm. Wie vereinbart, sprachen sie kein Wort. Das hätte möglicherweise ihren Plan verraten.
Sie gingen langsam auf das Haus zu. Coco löste ihren Arm aus Dorians Griff. Das war für den Dämonenkiller der Hinweis, daß Coco eine dämonische Ausstrahlung bemerkt hatte.
Hekate befand sich im zerfallenen Haus.
Als Dorian die Haustür öffnete, spürte auch er die Ausstrahlung. Seine Muskeln strafften sich. Das Haus mußte schon lange unbewohnt sein. Eine dicke Staubschicht bedeckte den Boden. Deutlich waren Felix' Fußabdrücke zu sehen. Sie brauchten den Spuren nur zu folgen.
Dorian spürte ein Prickeln im Nacken. Sein Gesicht fing zu brennen an.
Die Fußabdrücke liefen auf eine Freitreppe zu. Dorian blieb stehen und sah sich in der Halle um. Sie war völlig leer. Kein Laut war zu hören.
Der Dämonenkiller holte aus seiner rechten Rocktasche ein ägyptisches Amulett. Er wußte, daß es auf Hekate keinerlei Wirkung ausübte, doch es gehörte zu ihrem Plan. Auch Coco hielt ein Amulett in der Hand.
Dorian warf Coco einen raschen Blick zu. Sie nickte, und Dorian stieg die Stufen hoch. Die Fußspuren führten nach rechts in einen breiten Korridor. Vor einer hohen Eichentür hörten sie auf.
Der Dämonenkiller stieß die Tür auf. Ein langgestreckter, halbdunkler Raum lag vor ihm. Ein dicker Spannteppich bedeckte den Boden. Vor den drei Fenstern hingen schwere Brokatvorhänge, die das grelle Sonnenlicht abschirmten. Der Raum war spartanisch eingerichtet: einige niedrige Tischchen und mit Fell überzogene Hocker; am Ende des Raums stand ein riesiges Bett.
Im Bett lag Hekate. Sie hatte ein enganliegendes, grünes Nachthemd, das halb durchsichtig war, an. Das feuerrote Haar trug sie offen. Vor ihr kniete Felix auf dem Boden. Er wandte Dorian und Coco den Rücken zu. Hekate tätschelte Felix' Wangen.
Coco und Dorian blieben neben der Tür stehen.
„Ich habe es nicht gern, wenn man sich in meine Angelegenheit einmischt", sagte Hekate. Ihre Stimme klang sinnlich. „Auch wenn es um nichts Wesentliches geht. Felix war ein Spielzeug für mich. Einige Zeit ganz amüsant, dann nur noch lähmend."
Hekate setzte sich auf. Mit beiden Händen schob sie das lange Haar über die schmalen Schultern. Dabei spannte sich das dünne Nachthemd über ihren aufreizenden Brüsten.
Dorian blickte sie kühl an. Vor langer Zeit hatte er Hekate einmal geliebt. Damals war sie ein unschuldiges Wesen gewesen, entstanden aus einem unheimlichen Experiment. Hekate war ein Dämon geworden, sie, die aus einer Alraunenwurzel entstanden war. Sie war kein Mensch. Sie war eine Pflanze, die ein menschliches Aussehen angenommen hatte. Von seinen früheren Gefühlen zu Hekate war nichts mehr übriggeblieben. Für Dorian stellte sie jetzt das Böse dar. Darüber konnte auch ihre Schönheit nicht hinwegtäuschen. Sie war durch und durch böse. Ein Wesen, das von einem unheimlichen Ehrgeiz beseelt war. Sie wollte dem Bösen zum endgültigen Durchbruch verhelfen. „Ich wußte, daß Dorian Felix verfolgte", sagte Hekate. „Und ich sah auch, daß Coco in die Jugendstilvilla fuhr. Ich glaubte zuerst, daß sie sich in Sicherheit bringen wollte, und wartete ab. Doch dann verließ Coco die Villa und fuhr zu dir. Ich weiß nicht, was ihr vorhabt, aber meiner Meinung nach müßt ihr übergeschnappt sein. Ich sagte, daß Felix Coco töten würde. Und dabei bleibt es auch.
Sein Unterbewußtsein wird erwachen, das Monster bilden und Coco zerfleischen."
Hekate lachte und stand auf.
„Laß Felix frei!" sagte Dorian. Hekate würdigte den Dämonenkiller keines Blickes. Sie starrte Coco an und lächelte spöttisch.
„Diese
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