0683 - Das Mädchen von Lemuria
Sonnentränsmittern wußte er, daß diese Schaltgruppe dazu diente, die Schalt- und Steuerapparatur zu aktivieren. Vorher konnte der Sonnentransmitter nicht aktiviert werden.
„Fangen wir an!" sagte er und fuhr mit den Fingerspitzen in einer ganz bestimmten Reihenfolge über die Sensorvertiefungen.
Die ersten Kontrollen flammten auf.
Irgendwo tief unter der Schaltzentrale begannen starke Kraftwerke zu rumoren. Einige Vibrationen kamen durch, bis die Arbeit der Fusionsreaktoren sich harmonisiert hatte.
Esto Conschex aktivierte unterdessen einen anderen Teil der Anlage. Es war der Teil, mit dem alle Schaltungen und die Justierungen des Sonnenfünfeck-Transmitters durchgerechnet wurden, ein hochkompliziertes Positronengehirn, das nur von einem so erfahrenen Abstrakt-Mathelogiker wie Conschex sachgemäß bedient werden konnte.
Rund vier Stunden lang arbeiteten die beiden Transmitter-Spezialisten intensiv, um sich mit dem Sonnentransmitter und seinen Schaltungen vertraut zu machen und um nach Möglichkeit die Fehlerquelle genau zu bestimmen, durch die es vor langer Zeit zum Fehlsprung der zweiundzwanzigtausend lemurischen Raumschiffe gekommen war.
Danach sahen sich die beiden Wissenschaftler bedeutungsvoll an.
„Es ist komplizierter, als ich dachte", meinte Goarn Den Thelnbourg.
„Immerhin hatten wir schon ausgerechnet, daß es sich nicht um einen simplen Schaltfehler handeln kann", erwiderte Esto Conschex.
„Natürlich!" meinte Thelnbourg. „Aber wir nahmen an, daß es sich um die Folge einer dimensional übergeordneten energetischen Instabilität des gesamten Fünfeck-Sonnensystems handelt. Das scheint nach genauer Durchrechnung der Schaltund Korrektursysteme nicht der Fall zu sein."
„Aber es steht fest, daß sich bei Aktivierung des Transmitters verschiedene dimensional übergeordnete und differenzierte Kraftfelder überlappen", erwiderte Esto Conschex. „Nur hat diese Überlappung ihre Ursache nicht in einer Instabilität des Systems selbst, sondern wird von außen bewirkt - wenngleich die Beziehung außen etwas unglücklich gewählt ist, weil wir wissen, daß alle kosmischen Systeme miteinander in inniger Verbindung stehen, eine Verbindung, die man erst dann richtig begreift, wenn man weiß, daß beispielsweise die Erde und alle anderen belebten Planeten aus kosmischer Materie bestehen, und teilweise sogar aus anderen Galaxien stammt."
„Belassen wir es beim Begriff außen und nehmen wir ihn als Positionsbezeichnung", erklärte Thelnbourg. „Sie haben die Feldberechnungen durchgeführt. Zu welchem Ergebnis sind Sie dabei gekommen, Esto?"
Esto Conschex lehnte sich in seinem Sessel zurück, stocherte gedankenverloren mit einem Hölzchen zwischen seinen Zähnen, nahm es wieder aus dem Mund und sagte: „Der Sektor Gercksvira gehört zu einer der hellen Zonen der Galaxis Andromeda, also zu einem Spiralarm, der größtenteils aus angestrahltem und ionisiertem Wasserstoff besteht und in dem sich laufend Sternentstehungsprozesse vollziehen, wobei laufend in kosmischem Sinne gemeint ist.
Dieser Wasserstoff bildet natürlich nicht von ungefähr einen Spiralarm, sondern weil er von dem galaktischen Magnetfeldsystem so ausgerichtet wird. Andernfalls hätten sich die Spiralarme dieser Galaxis längst um den galaktischen Kern gewickelt.
Wenn wir nun bedenken, daß der Wasserstoff der Spiralarme kein jungfräulicher Wasserstoff mehr ist, wie er beispielsweise kurz nach der Bildung dieser Galaxis existierte, sondern durch den, sagen wir, Atem der ständigen Explosionen alter Sterne mit zahlreichen anderen, schwereren Elementen angereichert wurde, dann begreifen wir, daß es hier und da zu Konzentrationen dieser schweren Elemente kommt.
In einer solchen Zone scheint sich das Gercksvira-System zu befinden. Ich habe bisher nicht feststellen können, warum sich das auf den Transmitter auswirkt, aber Tatsache ist, daß es sich auswirkt."
„Vielleicht ist diese Zone spezifisch aufgeladen", meinte Thelnbourg nachdenklich. „Und vielleicht stimmt diese Aufladung mit einer ähnlichen Ballungszone in dieser oder in einer anderen Galaxis überein, so daß hier ein energetisches Zusammenspiel entsteht, das jeden Körper, der hier entmaterialisiert, unweigerlich in der anderen Ballung rematerialisieren läßt."
„Das habe ich ebenfalls angenommen", sagte Conschex und rieb seinen Nasenrücken intensiv mit Daumen und Zeigefinger.
„Dahin zielende Berechnungen kommen aber stets zu dem Ergebnis, daß die Ballung im
Weitere Kostenlose Bücher