0684 - Die falschen Itrinks
Tierwelt sorgen.
Unsere Welt wird eine Bastion der Natur in einem Kunststoffimperium bleiben. Wir bringen jeden Tag hundert neue Gesetze heraus, um die Natur zu schützen."
Wir kehrten nach Hause zurück und gingen früh zu Bett. Am nächsten Morgen weckte mich das Gezwitscher der Vögel. Layga schlief noch, als ich mit der Kutsche zurück nach Cranschto fuhr.
In meinem Büro wartete meine Sekretärin mit einem dicken Aktenbündel auf mich. Bevor ich mich über das Studium der Akten machte, lehnte ich mich in meinen blumenumrankten Sessel zurück und ließ den berauschenden Duft der Blüten auf mich einwirken.
Meine Sekretärin umriß mir in Stichworten die einzelnen Fälle, die auf mich warteten.... Ein Tierquäler ... ein Schänder, der einen unter Naturschutz stehenden Baum gefällt hatte... ein Plastikanbeter, der irgendeiner Sekte angehörte, die sich von Pillen ernährte und auch sonst alles Synthetische dem Natürlichen vorzog.
Diesen Fall nahm ich mir zuerst vor.
„Zannack wird nie ein Kunststoffimperium", sagte ich in meinem abschließenden Plädoyer. „Das Urteil: zwei Jahre Dienst in der Dschungelstation Hoffnung."
Später erfuhr ich, daß der Plastikanbeter Selbstmord begangen hatte.
In mühevoller Kleinarbeit kamen wir dieser Sekte wenige Tage später auf die Spur. Wir umzingelten ihren Tempel und überraschten sie während eines schaurigen Rituals.
Sie schlachteten ein Tier, waideten es aus, um es anschließend auszustopfen und einen Kunststoffabguß davon herzustellen.
Diesen Götzen beteten sie an.
Als wir den Tempel stürmten, gelang es allein unserer Tierarmee, sie zu überwältigen. Alle Sektenmitglieder standen unter Drogeneinfluß. Von einem, den wir zur Natur bekehren konnten, erfuhren wir später, daß die Drogen ihnen zu Wachträumen verholfen hatten.
In ihren Träumen war die Welt voll technisiert, der Itrink hatte sich von der Natur losgesagt, war nicht mehr der Knecht der Schöpfung, sondern triumphierte über sie. Der Itrink konnte alles selbst erschaffen, seine Nahrung, seine Pflanzenkulturen und seine Haustiere. Alles synthetisch, wohin man blickte.
Nachdem besagter Sektierer bekehrt worden war, bezeichnete er diese Visionen nur noch als das, was sie wirklich waren: Alpträume, die niemals wahr werden durften.
Er wurde daraufhin zu einem der fanatischsten Naturschützer.
Jahre danach wurde er mein Vorgesetzter und führte die Todesstrafe für Naturschänder ein.
Ich nahm Urlaub und kehrte zu Layga und meinem paradiesischen Wochenendhaus zurück. Als ich aus der Kutsche stieg, bemächtigte sich meiner ein Gefühl der Beklemmung. Das Haus, der Blütenhain, der Bach mit den Fischen - alles war wie immer, nichts hatte sich verändert. Und doch war in mir die furchtbare Angst, von diesem Paradies Abschied nehmen zu müssen.
Ich blickte zum Kutscher zurück. Er nickte mir aufmunternd zu.
Ich bückte mich im Gehen nach einer Blume, pflückte sie. Ich wollte Layga nicht mit leeren Händen gegenübertreten.
Dann stand ich vor der Tür zu meinem Blumenhaus. Wieder bemächtigte sich meiner eine unerklärliche Angst. Ich wollte umkehren. Aber ein innerer Zwang veranlaßte mich, die Tür zu öffnen.
Vor meinen Augen wurde alles schwarz.
„Horre! Horre!" drang Laygas verängstigte Stimme wie durch einen Großstadtsmog zu mir.
„Horre, so wach doch endlich auf!"
Ich öffnete die Augen. Über mir war Laygas besorgtes Gesicht.
Sie war schön wie immer - und doch war sie irgendwie verändert.
In unserem Wochenendhaus hatte sie ganz anders ausgesehen, war sie von natürlicher Schönheit gewesen. Jetzt hatte sie einen geschminkten Schnabel, ihr Körperflaum war gefärbt, die Augen mit Leuchtfarben getönt.
„Was ist geschehen?" fragte ich verzweifelt.
„Sie haben dich bewußtlos auf der Straße gefunden. Wie schon so oft in den letzten Wochen. Auf mein Ersuchen haben sie dich nicht zur Reparatur eingeliefert, sondern dich nach Hause gebracht. Du bist zu Hause, Horre!"
Zu Hause?
Ja... zu Hause... Aber das war nicht das Zuhause meiner Träume. Ich erinnerte mich wieder. Ich war im Klub gewesen und hatte die Spezialität des Hauses genommen.
„Wieviel Zeit ist vergangen?"
„Du meinst, seit du von hier fortgingst?"
„Ja."
Ein Tag - fast genau ein Tag."
„Und ich habe ein halbes Itrinkalter gelebt."
Ich blickte mich um, suchte nach dem dornenlosen Heckenbett, der Früchteküche, dem Gemüsegarten, dem Fischbach ... Aber da war nur die Terrasse mit den Kunststoff
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